Auch nach dem Fest der Liebe, ein Aufruf für mehr Liebe und Toleranz
Liebe lieber ungewöhnlich
Sogenannte virale Internettrends, die von heute auf morgen durch die Decke gehen, sind meistens eher lustig als klug. Katzen die Bananen essen oder Autos die auf ihren Dächern landen. Ein Lacher, ein Klick, ein Like. Dass es auch anders geht, beweisen Ad Council mit ihrem „Love Has No Labels“-Video. Mehr als nur Clickbait und ganz viel Liebe.
von Sarah Wetzlmayr
Egal ob es um Pop-Up Stores, Food Trucks oder die Durchsetzung von Verboten aller möglicher Schattierungen geht, Österreich bildet im europäischen Vergleich meistens eher die Schwanz- als die Speerspitze. So auch bei Monate zuvor längst viral gegangenen Internettrends. Aber vielleicht ist das ja genauso wie einen Fünfer in einer alten Jackentasche zu finden, oder einfach zu gut versteckte Osterschokolade ein Jahr später zwischen zerissenen Strumphosen in der Kommode – man freut sich einfach gemäß der Verzögerung um ein Vielfaches mehr. Dass das immer so ist, denken wohl auch Menschen die konsequent zu spät kommen. Stimmt nur manchmal. Selten. Eigentlich überwiegt meistens der Grant.
Klickregen und Tränenstrom
So liegen Freude und Grant oft ziemlich nah beieinander. Das wissen die Zuspätkommer, aber auch viele andere. Ebenso enge Nachbarschaft besteht auch zwischen den beiden Gefühlswelten von Schönheit und Traurigkeit. Berührungspunkte zwischen diesen Gefühlsebenen gibt es auf jeden Fall eine Menge. Ganz schön traurig und tief berührt wird man deswegen auch vom Spot „Love has No Labels“ der Non-Profit Organisation Ad Council, der schon im Frühjahr letzten Jahres auf Youtube für Furore und einen wahren Klickregen gesorgt hat. Seitdem fließen bei den Zusehern wohl auch die Tränen in Strömen, obwohl das Video bestimmt mehr schön als traurig ist. Berührungspunkte eben – und die in rauen Mengen.
Toleranz zu lehren ist ein Knochenjob
Hier in der Alpenrepublik ist man eben erst mit etwas Verspätung auf diesen Spot aufmerksam geworden, der nicht nur berührt, sondern auch eine Projektionsfläche für das eigene Toleranzspektrum bietet. Der Clip, der mit dem Song „Same Love“ von Macklemore & Ryan Lewis hinterlegt ist, wurde bereits 55 Millionen Mal gesehen – und mindestens doppelt so viele Tränen sind wohl an genauso vielen Wangen heruntergekullert.
Am Beginn des Spots sieht man nur Skelette, die sich hinter einer schwarzen Leinwand umarmen, küssen oder einfach nur tanzen. Wenn sie dann hervortreten werden die anonymisierten Gestalten zu realen Personen – Frauen, die sich küssen, Menschen unterschiedlicher Ethnizitäten, Männer die miteinander tanzen, alte Menschen, Kinder. Bereits abgespeicherte, fertige Meinungen und Erwartungshaltungen werden so zerstört und die eigene Open-Mindedness auf die Probe gestellt. Die Botschaft des Spots ist klar und sollte eigentlich auch nicht neu sein: Liebe kennt kein Alter, keine Religion, kein Geschlecht. Selten wurde das aber so kompakt und eindeutig in ein Video verpackt. Ein Internethype, den es sich nicht nur lohnt, mit einiger Verspätung auch noch zu konsumieren, sondern das auch immer wieder zu tun.
„No matter what our declared beliefs, bias can live in all of us. Recognizing this type of ‚fast thinking‘ discrimination is the first step towards greater understanding and acceptance in our country“ (Lisa Sherman, President und CEO von Ad Council)
Einziger Wehrmuttropfen (neben all den anderen tränenbedingten Tröpfchen) – so ganz Non-Profit ist die Kampagne leider nicht. Große Konzerne wie Coca Cola, Pepsi und Unilever sind ebenfalls an der Aktion beteiligt.
Als Zusatz gibt es auf der Seite „Love Has No Labels“ auch noch Hinweise und Tipps wir man Voruteilen und Diskriminierung im Alltag begegnen und dagegen ankämpfen sollte.