Rock is dead. Könnte man ganz sang- und klanglos behaupten nachdem man dieses Interview mit Jesse Hughes von den Egales of Death Metal gehört hat. Seine Aussage, dass jede einzelne sich in Individualbesitz befindliche Schusswaffe den Anschlag auf das Bataclan verhindert hätte, entlarvt die Band nicht nur als realitätsfernen Mikrokosmos aus Erzkonservativlingen, sondern widerspricht auch jeder Betitelung der Band als aus den Sphären des Rock kommend. Weil Musik mehr ist als nur Sound, sondern auch Geisteshaltung und Spirit. Und die befindet sich bei der Band um Frontman Hughes gerade auf Kellerniveau.

Gerade noch auf einer Welle der Sympathie durch die Musikwelt getragen, irgendwie als Helden des Anti-Terror gefeiert, kommt jetzt die große Ernüchterung. Der Realitätsverweiger:

„Did your French gun control stop a single fucking person from dying at the Bataclan? And if anyone can answer yes, I’d like to hear it, because I don’t think so. I think the only thing that stopped it was some of the bravest men that I’ve ever seen in my life charging head-first into the face of death with their firearms“

Seine Argumentation enthält all die typischen Versatzstücke einer konservativ republikanischen Haltung: Gott kommt darin vor, Gleichheit, Engel, sowie den Trugschluss dass er nie jemanden sterben gesehen hätte, der eine Waffe besaß. Man muss in kein einziges Geschichtsbuch geschaut haben um zu wissen, dass das kompletter Unsinn ist. Man muss auch nicht täglich vor den Fernsehnachrichten hängen, weil man ja viel besseres zu tun hat, wie zum Beispiel mit guten Freunden ein bisschen Garagenmusik zu machen, um zu wissen, dass sich gelegentlich Menschen erschiessen, dass Kinder die Waffe von Daddy finden und damit andere Kinder niederknallen. In Interviews erwähnte Hughes immer wieder, dass die Nacht im Bataclan ihm nachts noch immer albtraumhafte Szenarien  bescheren würde, seine Vorstellung von einer bewaffneten Gesellschaft lässt einen allerdings auch nur schwer schlafen. So schließt sich der Teufelskreis und man fragt sich ob man wirklich so viel Halluzinogene nehmen kann um sich so ein Gesellschaftsbild auszumalen Auch nicht so viele um in Donald Trump den nächsten US-Präsideten zu sehen.

Am vergangenen Dienstag wiederholte die Band ihr Konzert von November im Pariser „Olympia“. Als Therapie und mit vielen Gratis-Eintritten. Gute Taten können in dem Fall aber keine Worte glattbügeln.

Foto: Screenshot i-Télé