KULTUR

In der Sado-Suite

Sarah Wetzlmayr

Zuckerbrot und Peitsche

ZIMMERSERVICE MAL ANDERS

Check-In im Liebesnest für alle die es etwas härter mögen: In China erlebten zwei weibliche Fluggäste ihr blaues Wunder als sie in das Sadomaso-Zimmer eines Hotels gesteckt wurden. Noch dazu am Valentinstag. 

von Sarah WetzlmayrEs gibt schon ziemlich merkwürdige Zufälle. Glückliche und solche die weniger glücklich machen. Jener der sich am Valentinstag in einer chinesichen Stadt ereignete, hätte – wenn es rein zufällig die richtigen getroffen hätte (also Zufall zum Quadrat) – diejenigen sehr glücklich machen können. Klingt verwirrend, ist aber mehr kurios als konfus: Ein Abendflug vom Westen Chinas nach Hangzhou im Osten konnte wegen Schlechtwetter nicht durchgeführt werden. Recht schnell war klar, dass es für die Passagiere erst am nächsten Tag weitergehen würde. Was in solch einem Fall passiert haben vermutlich die meisten schon einmal erlebt – man bekommt ein oft weniger als mehr nettes Hotelzimmer in Flughafennähe, ärgert sich über die Verzögerung, plündert aus Frustration die Minibar.

Stichwort Frustration

Denn eines der Hotelzimmer, in das zwei einander unbekannte Damen gesteckt wurden, sollte eigentlich ein Gegenrezept gegen genau diese sein – ein Sadomaso-Zimmer,  mit allen Shades of Grey-Raffinessen ausgestattet. Fesseln, Ketten, Peitschen versprechen einiges, für die zwei Frauen war es aber in jedem Fall eines das sie bestimmt nicht einhalten wollten. Den ersten Schock verwunden – man erwartet sich bei diesen Unterkünften ja bestimmt kein Zuckerbrot, aber Peitsche nun mal auch nicht – fand man sich schließlich mit dem für die beiden offensichtlich etwas befremdlichen Umfeld ab. Denn während wir Zentraleuopäer uns sofort in die fiktive Welt der fünfzig Grauschattierungen versetzt fühlen, sind solche Zimmer und Suiten in China und Japan ganz normal.

Thematische Schwerpunkte mit Höhepunkten

Solche Themenzimmer, die hierzulande eher in den Bordell- oder Stundenhotel-Kontext fallen würden, kann man solche Räumlichkeiten in China und Japan als ganz normale Reisearrangements dazubuchen. Außerhalb der Klemme des Christentums lässt sich mit solchen Dingen wohl sehr viel entspannter umgehen. Außerdem bietet wohl jede zweite Wiener Garconniere mehr Platz für Abenteuer als die chinesischen Wohnverhältnisse, da sucht man das Abenteuer manchmal vermutlich gerne abseits der eigenen vier Pappwände.

Schnell werden die Bilder der Sadomaso-Höhle gepostet, Stühle identifiziert die garantiert nicht dafür gemacht wurden bloß eine Runde gemütlich darauf zu sitzen. Man nimmt das scheinbare Valentinstags-Geschenk mit Humor. Als die sexuellen Schwingungen des Posts dann auch die Airline erreichen, ringt man schnell nach einer Erklärung: Ein (offensichtlich neuer) Mitarbeiter, hatte nicht gewusst was sich hinter „Themen Suite“ so alles verbirgt. Vielleicht hat er sich aber auch nur zur eigenen Bespaßung, an diesem für viele Singles ohnehin sehr unspaßigen Tag, ein eigenes kleines Anti-Valentinstagsgeschenk gemacht.

Alle Fotos © Lou Bao/Weibo