AKUT
Tagespresse-Artikel rührt Asylgegner auf
Satiredetektor ausgeschaltet
MANCHE ZAPPELN IMMER NOCH IM SATIRESUMPF
Die Satirefalle der Tagespresse hat in der rechtsextremen Szene wieder einmal zugeschnappt. Diesmal ärgern sie sich darüber dass Flüchtlinge die „Tageszeitung“ Heute gratis bekommen.
von Sarah Wetzlmayr
Es ist nicht das erste Mal, dass die politische Rechte im klebrigen Satiresumpf stecken geblieben ist, ohne zu wissen dass sie schon längst darin herumwaten. Von der Satireseite „Die Tagespresse“ an der Nase herumgeführt können sie die wenigstens nicht mehr länger in den Dreck stecken, möchte an meinen, aber es stimmt nicht. Beides geht. In ausländerfeindlichen Kreisen macht im Moment ein Artikel der „Tagespresse“ die Runde, der verkündet dass Flüchtlinge ab nun die Gratis-„Zeitung“ Heute kostenlos erhalten würden. Die Köpfe der Tagespresse haben damit gleich zu einem Doppelschlag ausgeholt – Heute ist sowieso gratis, für jeden und jede und die Tagespresse macht Satire, für alle die es noch nicht mitbekommen haben. Die Gerüchte über Begünstigungen für Flüchtlinge waren der Nährboden auf dem die Tagespresse ihren Sumpf diesmal gegraben hat. Und prompt sind sie wieder hineingefallen. Nicht zum ersten Mal, und auch nicht zum zweiten, denn auch die Karlskirche wurde für sie schon einmal zur Moschee und am 1. April 2015 fühlte sich Strache aufgrund des drohenden Verbots der traditionsreichen Wiener Schnitzelpanier stark in seiner eigenen Persönlichkeit angegriffen. Paniert wurde er damals zwar nicht von der Tagespresse, sondern von der Tageszeitung Die Presse in einem Aprilscherz.
Nun also erneut und diesmal schnappt die Falle gleich doppelt zu: Die Tagespresse wird nicht als Satireformat erkannt und es wird außerdem verabsäumt sich zu erinnern, dass Heute sowieso für alle kostenlos aufliegt. Der eigene, deplatzierte Grant kann einem schon mal die für das Erinnerungsvermögen zuständigen Synapsen zum Rauchen bringen und verglühen lassen. Der Artikel der Tagespresse wurde darufhin von eindeutig rechten Seiten wie „Aylmissbrauch Stop!“ oder „Alternative für Österreich“ geteilt und dort mit Kommentaren wie den folgenden versehen: „wer sich dieses Blatt kauft , ist doch selber schuld ! Diese Schreibtisch-Bücklinge muss man mit Nichtbeachtung strafen dann geht diese dreckige Journaille von alleine den Bach runter !“, „Weil sonst liest ja keiner die Lügen Zeitung“ oder „De kriegen eh alles gratis…“. Direkt unter dem Originalposting der Tagespresse schreibt eine Nutzerin: „Jeder normalo-sterbliche Mensch muss zahlen, warum diese Herrschaften nicht !!!????“ In Deutschland spielen sich währenddessen ähnliche Szenarien in noch größerem Ausmaß ab – die satirische Kondolenzseite für den „Pitbull Odin“, der bei einer Razzia im rechtsextremen Milieu umgebracht wurde ging in rechten Kreisen schnell viral. Neozais organisierten daraufhin sogar Mahnwachen für den fiktiven Vierbeiner, so Der Standard Online. Es mag eine Mischung aus Inkompetenz, Faulheit und dem Wunsch danach dass solche Dinge passieren, um den eigenen Standpunkt zu festigen, sein die die Menschen in solche Satirefallen steigen und darin zappeln lässt, bis sie möglicherweise wieder rausgeholt werden, oder auch eben nicht. Es war sogar schon die Rede davon Satiremeldungen zu kennzeichnen, damit die von realen Beiträgen unterscheidbar werden. Man muss jedoch nicht Karl Kraus sein um zu wissen, dass sich der Abstand zwischen Satire und Realität oft nicht einmal mehr mit einem Geodreieck ausmessen lässt.