KULTUR

Geht das?

Sarah Wetzlmayr

Der ORF startete vergangene Woche eine Kampagne gegen Gewalt an Frauen. Mit dabei: Wanda. Geht das?

von Sarah Wetzlmayr

Eine Woche vor dem Weltfrauentag am 8. März startete der ORF eine sechs kurze Videos umfassende Kampagne mit der Message „Gewalt gegen Frauen: Geht. Gar. Nicht.“ Protagonisten der Kampagne sind neben der Band Wanda noch Heinz Fischer, Harald Krassnitzer, Robert Palfrader, Armin Wolf und Nazar. Grundsätzlich keine schlechte Idee und durchaus im Rahmen des öffentlich rechtlichen Auftrags. Obwohl man nach dem ÖVP „Taferlgate“ im vergangenen Sommer möglicherweise schon wissen sollte, dass das Internet Menschen die Tafeln hochhalten gerne mal aus ihrem ursprünglichen Kontext befreit und sie auf eine Troll-Spielwiese zum spielen schickt.

Was jedoch wirklich stutzig macht ist die Selektion derer die die „Geht. Gar. Nicht“-Tafeln hochhalten, denn wie mancherorts nach der Videopremiere von „Bussi, Baby“ durchgedrungen ist, halten Wanda Frauenrechte nicht ganz so hoch. Nicht nur dass Ronja von Rönne darin mitgespielt hat, die mit ihrem welt.de-Artikel „Warum mich der Feminismus anekelt“ für ordentlich Aufruhr gesorgt hat, Marco Michael Wanda hat außerdem in einem FM4-Interview herausposaunt, dass Feministinnen wohl niemals in den Freundinnenstatus eines Wanda-Mitglieds gehoben werden würden.

Die erste Single-Auskopplung „Bussi Baby“ untermauert das auch inhaltlich: „Nimm sie, wenn du glaubst, dass du’s brauchst, steck sie ein wie 20 Cent« heißt es und weiter geht es so: „Sie kennt niemand in Wien und dass sie deine Worte glaubt, das ergibt sich ohnehin. Im Hintergund Kinderwägen mit Weinflaschen darin die führungslos Treppen hinunterrollen. Dass das nicht kommentarlos mit Bussis quittiert werden würde, war irgendwie klar.

Und nun stehen sie zwar nicht ganz nackig vor der neuerlichen Vorwurfswelle, denn man hat ja beim letzten Mal schon beteuert, dass man sich entschieden von solchen Vorwürfen distanziert, sondern mit Lederjacke und Taferl. Das „Geht. Gar. Nicht.“ geht im Fall Wandas in zwei Richtungen: Es trifft zwar sehrwohl sein ursprüngliches Ziel aber auch der ORF kommt nicht ohne Streifschuss davon. Der Einsatz der Wandas in dieser Kampagne stellt zwar nicht ihre grundsätzliche Bedeutung infrage, aber doch ein wenig die Entscheidungsqualitäten des ORF. Für die Band selbst ist es gut platzierte PR. Alte Diskussionen flammen wieder auf – so lässt sich die Zeit bis zum nächsten Album mit „C“ gut überbrücken. Unter Armin Wolfs Posting in dem er die Bilder aller Kampagnen-Teilnehmer versammelt hat, ist unter dem der Wanda-Buben auch die angeregteste Diskussion entstanden, in dem das „Geht.Gar.Nicht“ auch teilweise neu interpretiert wurde.

Fotos: ORF