STIL

Der Hohn des Apfels

Sarah Wetzlmayr

Wer austeilt muss auch einstecken können

One apple a day keeps the sadness away

Was tun mit all den traurigen Gestalten da draußen, die tatsächlich einen 5 Jahre alten Laptop benützen? Das fragt sich Phil Schiller von Apple. 

von Sarah WetzlmayrWenn irgendjemand aus der Apple-Blase etwas sagt, spitzen normalerweise immer alle ihre Ohren und schütteln ihre Geldbörsen. Was auch immer passiert, welche Geräte auch immer aus der Blase nach draußen katapultiert werden man wird es sich ansehen müssen. Weil aber immer alle eben so genau hinhören, hagelt es jetzt auch kleine spitze Kritikkügelchen auf die Blase und hinterlassen, wenn schon keine Löcher, dann zumindest ein paar Kratzspuren.

Angekratztes Image

Phil Schiller, Marketing-Vizepräsident der Firma Apple, hat sich bei seiner Präsentation des neuen iPad pro nämlich in seiner Wortwahl ziemlich verirrt: „Derzeit sind mehr als 600 Millionen PCs in Nutzung, die mehr als fünf Jahre alt sind. Das ist wirklich traurig“, so ging Schiller seine Vermarktungsstrategie an und stieß dabei auf ziemliche Erbostheit. Denn diese frechen 600 Millionen Teile die durch ihre Betagtheit dem Elektronikmarkt auf der Tasche liegen gehören auch 600 Millionen Menschen, die sich möglicherweise dafür entschieden haben zuerst ihre Familien zu ernähren bevor sie sich ein neues iPad gönnen. Während also innerhalb der Blase heftig Beifall gespendet wurde, wurde draußen ein Kritikhagel ausgelöst. Ein wenig verhöhnt haben sie dabei aber auch sich selbst, denn während einige Minuten vor Schillers Aussage noch die Nachhaltigkeit des Unternehmens abgefeiert wurde, steht die ständige Vermehrung von Elektronikmüll doch in krassem Widerspruch dazu.

Klar entspricht es der Vermarktungstrategie des Unternehmens die Attraktivität neuer Produkte auch außerhalb der Blase so  zu steigern, dass die potentiellen Konsumenten plötzlich auch der Meinung sind ihre „alten“ Geräte entsprächen nicht mehr ihren Ansprüchen. Auch die kurzen Behaltezyklen gehören da dazu, inklusive Sollbruchstellen. Eigentlich sollte das klar sein, und was für Waschmaschinen und Waffeleisen gilt, gilt nun einmal auch für Apple. Da braucht man gar keinen Apfel vor den Augen zu haben. Dennoch ist Schiller hier emotional in eine falsche Richtung gegangen und auf seinem eigenen Apfelputzen ausgerutscht.

 

Foto: Getty / Bloomberg Images