AKUT

Sprecht ihr Einbrecher?

Sarah Wetzlmayr

Gauner-Emojis

Lange bevor es Smartphones gab, wussten Einbrecher schon, dass ein „Emoji“ oft mehr sagt als tausend Worte und kommunizieren seit dem über sogenannte „Gaunerzinken“ miteinander.

von Sarah Wetzlmayr

Es scheint wieder ein verstärktes Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Wiener Einbrechern zu herrschen. Den Beweis dafür liefert der derzeit wieder steigende Gebrauch ihrer Geheimsprache – der sogenannten Gaunerzinken. Mit ihrer runenhaften Erscheinung wirken sie als hätte man sie mal kurz aus der skandinavischen Mythologie geliehen – oder eben geklaut. Doch eigentlich ist man als Benützer dieser Zeichen eher praxis-orientiert, statt mythologisch interessiert. Mit ihrer Hilfe teilen sich Einbrecher gegenseitig mit ob es sich bei einem bestimmten Objekt um ein Gaunerparadies oder um eine Gaunerwüste handelt. Sie sind die Emojis unter den Dieben, und waren das schon lange bevor irgendjemand „Whatsapp“ überhaupt buchstabieren konnte: Seit dem 16. Jahrhundert gibt es diese Zeichen nämlich schon. Ganz einfach neben der Haus- oder Wohnungstüre aufgemalt, weiß der nachfolgende Einbrecher bereits was Sache ist: Ob es was zu holen gibt, oder auch nicht, oder ihn ein „bisschen Hund“ erwarten könnte. Sehr kollegial – einen solchen Teamspirit wünscht man sich in so mancher Firma.

Leider ist sich das Internet etwas uneinig darüber, welches Zeichen nun was bedeutet. So sagt uns laut der Facebook-Seite des Bundeskriminalamtes ein durchgestrichener Kreis, dass es in dieser Wohnung nichts zu holen gibt, andere Seiten betiteln das Symbol jedoch mit „Vorsicht, nicht vorsprechen“. Vielleicht gibt es aber auch so etwas wie lokale Gauner-Dialekte und Akzente. In dem Fall sollte man sich als in Wien ansässiger Mensch wohl am besten auf das Infoblatt des BKA verlassen. Es wäre auch zu überlegen ob es sich, statt in diverse Aufkleber zu investieren, nicht lohnen würde einfach selbst ein paar solcher Kreise und Striche neben die Wohnungstüre zu kritzeln – es kommt ja schließlich eh immer nur auf die Wirkung nach außen an – da kann man sich schon mal (zumindest äußerlich) einen scharfen Hund zulegen.

Fotos: LeoFra
BKA | Facebook
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