AKUT
Der Terror differenziert sich
Die Denkprozesse mancher Menschen lassen sich kaum noch vereinfacht darstellen, weil sie schon zur Gänze heruntergerechnet dastehen. So auch dieser Kurzschluss einer American Airlines Passagierin.
von Sarah Wetzlmayr
In der Schule hat so mancher den scheinbar undurchdringlichen Zahlen-Wirr-Warr des Mathematik-Unterrichts als terroristischen Angriff auf die eigene Comfort Zone empfunden. Der ein oder andere mag vor einer Mathe-Schularbeit auch einen Bombenalarm, oder zumindest einen Feueralarm vorgetäuscht haben. Aber das passierte alles natürlich fernab von den tatsächlichen Ausmaßen des Terrors wie wir sie jetzt, ein paar Jahre nach der sogenannten Reifeprüfung mitverfolgen.
Das Thema Bildung leitet aber gleich perfekt zur eigentlichen Geschichte über, denn hier geht es um eine Passagierin einer Maschine von Philadelphia nach Syracuse, die schon vor dem Abflug dem Bordpersonal ihre Vermutung kundtat, ihr Sitznachbar würde höchst verdächtige Terrorcodes auf einen Zettel Papier schreiben. Was er eigentlich tat, war Differenzialgleichungen zu notieren, um sich auf eine Konferenz vorzubereiten und wer er eigentlich war: Kein Terrorist, sondern ein an der University of Pennsylvania lehrender Professor. Der ursprünglich aus Italien stammende Forscher Guido Menzio wurde allerdings tatsächlich verhört, nachdem die Passagierin ihren Verdacht geäußert hatte und den Abflug der American Airlines Maschine damit aufhielt. Mit einer Stunde Verspätung konnte der Flieger dann doch noch abheben, allerdings ohne die, mit einem scheinbar nur geringen Ausmaß an mathematischem Verständnis und allgemeinen Verstandeslücken ausgestattete Passagierin.
Man könnte jetzt anfangen diese Geschichte als Symptom für die aktuelle politische Stimmung in den USA zu analysieren, doch das käme einer psychoanalytischen Tour de Force gleich, die dann vermutlich irgendwo bei Trump endet. Dass sie sehr viel darüber aussagt, darüber kann mal allerdings nicht mal streiten.
Fotos: Screenshot Youtube
Adrian Pingstone