Essen

Tick, Trick und Truck

Sarah Wetzlmayr

Langsam rollt sie an, die Food Truck-Welle. Welche Hürden sie dabei überwinden muss, darüber haben wir mit Konstantin vom Achtundzwanzig und von „Pastrami, Baby“ geplaudert.

von Sarah Wetzlmayr

Während in Großstädten wie London und New York keine Straße und keine Gasse mehr an Food Trucks vorbeiführt, fürchtet man sich in Wien eher vor diesen rollenden Labstellen. Doch – geschickt einige mit Stolpersteinen übersähte Behördenwege umfahrend, setzen sich immer mehr Wiener Gastronomen für diese neue, dem hippen Lifestyle angepasste Form des „Essens auf Rädern“ ein. Einer der sich von diesem Weg nicht abbringen lässt, und deshalb auch dafür gesorgt hat, dass mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln beladene Food Trucks auf das Festival Gelände in Wiesen einziehen, ist Konstantin Kerschbaum vom „Achtundzwanzig“, einer sehr zu empfehlenden Bar im 8. Bezirk. Mit seinem eigenen Food-Truck „Pastrami, Baby“ zieht er außerdem als kulinarischer Wanderzirkus über Stock und Stein, wie auch Stadt und Land. Wir haben mit ihm über Essen, Trinken, betrunkene Heimwege und beschwerliche Behördenwege geplaudert. 

Wie ist die Idee denn überhaupt entstanden so etwas anzugehen?
Die Idee ist durch diverse Berlin-Besuche entstanden, unter anderem durch den Besuch auf einer Bar-Messe. Die hatten dort als eine Art Verpflegungsstation alle möglichen Food Trucks und Street-Food-Stände aufgebaut. Dann haben wir uns da durch gekostet – auch durch einen Pastrami-Stand, ähnlich wie wir ihn jetzt auch haben – aber vor allem einfach durch alles mögliche. Und das war richtig gut. Vielfalt und Geschmack waren da einfach überzeugend. Und es war authentisch.

Wie ist der Weg dann weitergegangen? Und vor allem: wie groß war der Aufwand dann tatsächlich?
Wir haben schon ziemlich Gas gegeben und unseren eigenen Food Truck ziemlich schnell so hinbekommen wie es gehört, mit allen Genehmigungen die man da eben so braucht. Da hat es schon länger gedauert zu überlegen was man anbietet, wie man sich das genau vorstellt. Was man dabei nämlich nicht vergessen darf: Ein Food Truck ist im Endeffekt ja auch nichts anderes als eine fahrende Küche – ein Imbisswagen – wie die Hendlbrater, die es bei uns gibt. Es ist eine einfache, günstige Weise sich eine Küche hinzustellen – denn ein Lokal aufzumachen, bei der Steuergestaltung, wird immer schwieriger. Ein Lokal zu führen, das auf Qualität setzt, wird deshalb auch immer komplizierter. Die ursprüngliche Idee ist in den USA auch so entstanden – durch ein paar Top-Köche, die sich dazu entschlossen haben sich von diesem Restaurantgedanken zu lösen und freier sein wollten. Es geht auch darum, sich ein Produkt rauszusuchen und das dann in einer kleinen Küche richtig gut zuzubereiten. Das Qualitätslevel muss auf jeden Fall hoch sein.

Warum habt ihr euch für Pastrami entschieden?
Durch Essen. Ich hab das probiert und mir einfach gedacht „ur geil“.

Warum boomen Food Trucks gerade so?
Schnelles Essen wird wichtiger, weil Mittagspausen meistens auch nicht mehr so lang wie früher dauern. Und da hat sich die Gastro daran angepasst. Fast Food gut zu machen, darum geht es. Es muss schnell gehen, aber gleichzeitig qualitativ hochwertig sein. Kein Kantinen-Essen. In Österreich ist der Anspruch an gutes und qualitätsvolles Essen prinzipiell sowieso eher hoch.

Warum ist man in Wien so hinten nach damit?
In Österreich hat man einfach eine überbordenende Bürokratie. Das ist das größte Problem. Ein Food Truck darf zum Beispiel nicht auf öffentlichem Raum stehen, weil sie noch nicht wissen als was das jetzt genau zu deklarieren ist. Wenn man ein Lokal hat, hat man massive Auflagen, wenn man einen Würstelstand hat, hat man schon andere Auflagen, aber immer noch recht hohe und wenn man Food Trucks hat, dann wissen sie eben noch nicht so genau wie man das definieren soll. Der noch größere Punktist aber: Der österreichische Gesetzgeber hat große Angst vor Gas-Kartuschen. In Deutschland fahren alle Food Trucks mit Gas herum, weil das der beste Weg ist seine Küche zu befeuern. In Österreich ist das verboten, Gas-Kartuschen dürfen nicht umher transportiert werden. Da wird eben die Energiequelle zum Problem, weil Starkstrom gibt es halt auch nicht überall. Außerdem schränkt das das Freiheitsgefühl ein. Ein Konkurrenzkampf ist zusätzlich auch noch da, die Würstelstandler, die seit Jahrzehnten mit ihrer ganz einfachen Geschichte ein ziemliches Geschäft machen, fürchten sich ein bisschen vor dem was da jetzt kommen könnte.

Wird also alles noch dauern…
Ja, sieht ganz danach aus. Diese drei Punkte machen es schon schwierig.

Festivals haben auch schon ziemlich umgestellt?
Ja, wir waren zum Beispiel auf allen Wiesen-Festivals. Und auch auf allen anderen Festivals gibt es mittlerweile Food Truck-Meilen. Auch dort entscheiden sich die Besucher oft für Qualität und nicht mehr nur noch für das frittierte Zeug.

Was sind so eure Pläne für die Zukunft?
Wir würden gern mehr mitwirken, dass das in Zukunft mit den Genehmigungen einfacher wird. Und es braucht ein Umdenken wegen des leidigen Themas Gas. Pläne für ein Deli haben wir außerdem auch, das sich hauptsächlich um Pastrami drehen wird.  Solche Dinge mit Qualitätsanspruch werden sich längerfristig durchsetzen, daran glauben wir auf jeden Fall.