AKUT

HoHo: Für Holzköpfe und Betonschädel

Sarah Wetzlmayr

Das neue Floß, äh, Flaggschiff der Seestadt Aspern wird ein Hochhaus aus Holz sein – das „HoHo“.

von Sarah Wetzlmayr

Mit „HoHo“ kündigen wir nicht unsere zeitliche Verwirrtheit bezüglich des alljährlichen Besuchs des Nikolos an, sondern dass der Spatenstich für das weltweit höchste Hochhaus heute in Wien Aspern erfolgt ist. Und schon steht die Architekturpolizei am Plan, die in diesem Land vor allem in den Online-Foren der Tageszeitungen unterwegs ist – und zu der sich somit (ganz ohne Aufnahmeprüfung) jeder zählen darf – und lässt ihre vernichtenden Kommentare vom Stapel. Von prinzipieller Hässlichkeit ist die Rede, genauso wie von einer Behausung für Holzköpfe. Die Architekturpolizei der Stadt ist, selbst im Österreich-Vergleich, gnadenlos. Dabei steht die Hütte noch gar nicht.

Der Spatenstich erfolgte natürlich trotz Schimpftiraden und Grantelei. „Wir haben es geschafft, etwas zu machen, das außergewöhnlich ist und wirklich beispielhaft sein kann“, so der leitende Architekt des Projekts, Rüdiger Lainer vom Büro RLP Rüdiger Lainer + Partnerbei einem Pressetermin. Zweieinhalb Jahre hat die Entwicklungsphase gedauert. 2018 soll das 84 Meter hohe Holzhaus tatsächlich auch stehen und das hölzerne Tor zu Seestadt Aspern bilden. Ein Restaurant, ein Hotel, Apartments, Büroflächen und Wellness- bzw. Gesundheitsbereiche werden hier außerdem entstehen. Obwohl es in den Renderings so wirkt, wird das „HoHo“ nicht vollständig aus Holz gebaut, sondern neben Holzköpfen auch Betonschädel glücklich machen.

Wer sich während seiner Jugend im Plattenbau den Wunsch nach einem Baumhaus nie erfüllen konnte, der wird im „HoHo“ vielleicht eine Kompensationsmöglichkeit dieses jugendlichen Traumas finden. Die Fassade soll durch den Einsatz einer „rauen Haut“ an tatsächliche Baumrinde erinnern. Auch das Interieur wird vom primären Baustoff des neuen aspernschen Hochhauses nicht zu viel verbergen. Der Baustoff wird so sinnlich erlebbar gemacht. 3.600 Kubikmeter Holz werden insgesamt verbaut und rund 65 Millionen Euro in das neue Floß, äh Flaggschiff der Seestadt investiert.