ACTION

Big Mountain

Franz J. Sauer

Jérémie Heitz fällt auf. Doch nicht durch irgendwelche Allüren, die er sich als einer der weltbesten Freerider und Alpinisten durchaus erlauben könnte. Nein! Er lässt Taten sprechen und macht durch sein kompromissloses Riding auf sich aufmerksam.

Text: Christopher Neumann
Fotos: Tero Repo

JÉRÉMIE HEITZ

Geboren am: 28. September 1989 in Marécottes (SUI)
Größte sportliche Erfolge: FWT-Vizeweltmeister 2015, Gesamtdritter 2014 (und insgesamt sieben Podest-Plätze)
Sponsoren/Ausrüster: Mammut, Scott, Red Bull
Im Netz: jeremieheitz.comKaum einer gibt so hart Gas wie der 27-jährige Schweizer aus Les Marécottes. Auf der Freeride World Tour beweist der Mammut-Athlet seit einigen Jahren, dass er absolut angstbefreit ist und meist die direkteste Linie im Contest findet. Der Konkurrenz bleibt oft nur das Nachsehen, weshalb Jérémie (der bei seinem Tour-Debüt vor sechs Jahren übrigens der jüngste Rider war, der bis dahin an der FWT teilnehmen durfte) 2014 und 2015 in der Gesamtwertung unter den ersten drei landete. Angstbefreit heißt jedoch nicht, dass „Jé“ den Respekt vor den Bergen verloren hätte. Im Gegenteil, der Big Mountain Rider ist sich des Risikos stets bewusst und weiß es zu kalkulieren. Zwar ist er noch recht jung, doch hat er sein ganzes Leben in den Bergen verbracht und dementsprechende Erfahrung. Sein aktueller Film „La Liste“, der am 11. November 2016 seinen Release feiert, zeigt eindrucksvoll, wie erfahren der Alpinist trotz seiner vergleichsweise jungen Jahre bereits ist.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Samuel Anthamatten greift er einige der steilsten und spektakulärsten 4.000er der Alpen an – manch einer würde sie unfahrbar nennen. „La Liste“ stellt eine Bucket-List der letzten Saison dar. Im Film will Jérémie zeigen, wie weit sich der Freeride-Sport entwickelt hat. Viele der Faces in „La Liste“ wären in der Vergangenheit unfahrbar gewesen oder eine Abfahrt hätte Stunden beansprucht. Heute ist es eine Angelegenheit von wenigen Minuten oder teilweise sogar Sekunden – zumindest wenn man Jérémie Heitz heißt. „Ich will mein Riding immer weiterentwickeln, und zwar mithilfe der Erfahrung und des Wissens, das ich in all den Jahren am Berg sammeln konnte. Ich habe eine aggressive und flüssige Herangehensweise an meine Lines entwickelt und fahre steile Faces, wie es noch niemand vor mir gewagt hat“, erklärt der Freeride-Profi, der seine Alpin-Karriere an seinem 16. Geburtstag beendet hat.

Die eindrucksvollen Bilder von Kameramann Guido Perrini präsentieren dem Zuschauer eine neue Vision des Freeridens. Während der Abenteuer blickt Jérémie aber auch in die Vergangenheit: Er trifft immer wieder jene Männer, die all diese Peaks auf seiner Liste teilweise schon vor vielen Jahren als Erste (wenn auch auf anderen Hängen) befahren haben; er lernt von diesen Legenden und zollt ihnen gleichzeitig Respekt für ihre Leistungen als Freeride-Pioniere.

Doch was treibt einen solchen Ausnahme-Rider eigentlich an, immer wieder Grenzen zu verschieben? Was gefällt ihm besonders am Skifahren? Seine Antwort fällt simpel aus. „Das ist schwierig zu sagen, da ich jeden Moment auf zwei Brettern und jeden einzelnen Turn genieße, ohne dabei das Aprés-Ski mit meinen Freunden zu vergessen“, zwinkert der sympathische Schweizer. So viel unterscheidet den internationalen Top-Rider dann wohl doch nicht von den ganz normalen Skifahrern.