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Stefan Häusl

Maximilian Barcelli

Stefan Häusl ist mit seinen 40 Jahren der älteste Skifahrer der Freeride World Tour. Dank seiner Begeisterung für beinhartes Training und souveränen Risikomanagements will er sein Leben als Profi noch sehr lange genießen.

Text: Hannes Kropik

„Ich bin mit 40 fitter als mit 32“, freut sich Stefan Häusl, der in diesem Winter bereits seine achte Saison auf der Freeride World Tour bestreiten wird.

Stefan ist das, was man einen kompletten Skifahrer nennt. Sein Können konnte er im Lauf der Jahrzehnte bei den verschiedensten Formaten und auf unterschiedlichsten Terrains beweisen: 1999 wurde er zum Tiefschnee-Weltmeister gekürt, 2006 gewann er auf dem Arlberg das legendäre Rennen „Der weiße Rausch“ (bei dem mehrere Hundert Racer gleichzeitig den Vallugagrat in Angriff nehmen). „Ich bin in Saalfelden aufgewachsen und habe es rasch in den Salzburger Landeskader geschafft.“ Seine Racer-Ambitionen hat er aber bald zugunsten einer Fußballerkarriere aufgegeben. Schon als Teenager kickte er in der Regionalliga, immerhin Österreichs dritthöchste Spielstufe: „Doch so viel Spaß mir das auch gemacht hat: Fußball war mir zu sehr an einen Ort gebunden. Ich wollte aber reisen! Als ich gesehen habe, dass man als Skifahrer durch die ganze Welt tingeln kann, habe ich mich entschieden, doch wieder zu meiner alten Leidenschaft zurückzukehren.“

Mit 16 begann er zielstrebig seine Ausbildung, vier Jahre später war er nicht nur staatlich geprüfter Skilehrer, sondern auch schon Skiführer. Nach einem Abstecher nach Australien begann er vor mittlerweile 20Jahren in der weltberühmten Ski-Akademie St. Christoph am Arlberg als Ausbilder zu arbeiten. „In dieser Zeit habe ich meine Leidenschaft fürs Skifahren auf präparierten Pisten verloren. Das Wort Freeriden hat es damals noch nicht gegeben, aber genau das war es, was ich mit Freunden in jeder Mittagspause gemacht habe: Wir waren draußen im Tiefschnee, auf der Buckelpiste, und irgendwann haben wir begonnen, über Felsen zu springen.“

Was sich im Lauf der Jahre natürlich geändert hat, ist das klüger gewordene Risikomanagement. „Ich bin in der Vorbereitung sehr sorgfältig, egal, ob es sich um einen Contest oder Filmaufnahmen handelt.“ Wenn er sich etwa wie für seine letzte Produktion „Spurtreu“ mit seinem Kollegen Björn Heregger in die extrem steile Kuchenspitze-Nordwand wagt, dann hat er im Vorfeld alle notwendigen Vorbereitungen getroffen, um auch wieder gesund nach Hause zu Frau und Kind zu kommen: „Ein großer Teil des Erfolgs ist schon durch das Hinaufklettern garantiert. Du studierst das Gelände und bist permanent extrem wachsam. Sobald du oben stehst, bist du alle Szenarien durchgegangen und bist dir sicher, dass du die gewählte Linie zügig bewältigen kannst. Das ist ein gutes Gefühl. Und dann fährst du los und funktionierst.“

Dass der mit Abstand älteste Rider im Feld mit teilweise 15 und mehr Jahren jüngeren Athleten mithalten kann, verdankt der Vater einer siebenjährigen Tochter seinem, wie er es selbst beschreibt, körperschonenden Fahrstil. „Das klingt für Außenstehende vielleicht seltsam, wenn sie Actionfotos oder Videos von mir sehen. Aber wie sagt man so schön? Speed is your friend! Ich fahre schnell und aggressiv. Und über Cliffs springe ich mit so viel Schwung, dass eigentlich keine Zeit für komplizierte Tricks bleibt. Dadurch lande ich meistens mit viel Schwung in Fahrtrichtung, und der Druck wird auf eine lange Landephase verteilt. Das wiederum schont letztendlich meine Gelenke und meinen Rücken.“

Ein Grundpfeiler seiner langen Karriere liegt sicher in der soliden Grundfitness, die er sich nicht zuletzt vor der Haustür in seiner Wahlheimat Strengen am Arlberg holt: „Ich habe zwar selbst diverse Trainerausbildungen absolviert, habe aber vor mittlerweile sechs Jahren erkannt, dass ich einen Teil meiner Sponsorgelder in eine professionelle Betreuung stecken muss. Seither trainiere ich einmal pro Woche mit meinem Coach Phil Anker in Innsbruck, für den Rest der Woche stellt er mir jeweils ein individuelles Programm zusammen.“ Das Stefan ohne Murren durchzieht. „Ich trainiere ja nicht nur in der Kraftkammer, sondern gehe Mountainbiken, Klettern, Slacklinen. Und ich dehne sehr intensiv und investiere sehr viel Zeit ins Regenerieren und ins Mobilisieren. Mit meinen 40 Jahren kann ich es besser als je zuvor schätzen, dass ich trainieren darf! Profisportler zu sein, ist ein wunderschöner Beruf, und ich will ihn noch sehr lange ausüben können.“

Stefan, der 2011 den Contest in Fieberbrunn gewinnen konnte, zählt zu den konstantesten Ridern auf der World Tour. Im vergangenen Winter war er nie schlechter als Achter und landete damit auch im Gesamtklassement als zweitbester Österreicher auf Rang acht; der zehn Jahre jüngere Vorarlberger Fabio Studer konnte sich als Dritter endgültig in der Weltklasse etablieren. „Mein Anspruch ist immer noch, von Jahr zu Jahr stärker zu werden. Natürlich werden auch die Skier immer besser, aber ich habe stets versucht, mich mit meinem Material mitzuentwickeln. Das Ziel am Start ist, mein Bestes zu geben. Es geht mir nicht darum, die anderen Rider zu schlagen. Es geht nur um mich und meine Linie.“ Und auch wenn es von außen betrachtet anders aussehen mag: Stefan geht nie all in! „Ich fahre vielleicht mit 97Prozent meines Potenzials. Das würde ich übrigens auch jüngeren Ridern raten. Gerade im freien Gelände können immer wieder überraschende Probleme auftauchen, auf die du noch reagieren können musst.“

STEFAN HÄUSL:
Geboren am: 19. Juni 1976 in Salzburg
Verheiratet mit: Geli
Tochter: Jana (7)
Erlernter Beruf: Staatlich geprüfter Skilehrer und Bergführer
Größte sportliche Erfolge: Tiefschnee-Weltmeister (1999), Sieg beim Weißen Rausch in St. Anton (2006), beim Montafon Freeride Festival (2010) und bei der Freeride World Tour in Fieberbrunn (2011)
Wichtigste Filme: „Hike 2 Ride“ (2010), „Hike 3“ (2011), „Lost & Found“ (2012), „Dasein“ (2013), „Schneewallfahrt“ (2015)
Ausrüster/Sponsoren: Nordica, Kjus, Mercedes-Benz, Scott, Mips Protection, Roeckl Sports
Im Netz: freeride.or.at

CHAMONIX (SUI)
27. Jänner – 2. Februar 2017
Zum Auftakt der neuen Saison treffen sich die stärksten Contestrider der Welt auf dem Montblanc.

VALLNORD-ARCALíS (AND)
10. – 16. Februar 2017
Von der Schweiz zieht der Tross der Freeride World Tour weiter nach Andorra.

FIEBERBRUNN (AUT)
6. – 11. März 2017
Österreich ist seit Jahren ein Fixpunkt der Tour! Auf dem Wildseeloder fällt die Entscheidung, welche Rider den Cut schaffen und beim nächsten Stopp in Alaska starten dürfen.

HAINES (USA)
17. – 24. März 2017
Zum zweiten Mal starten die World-Tour-Profis im Freeride-Mekka Alaska!

VERBIER (FRA)
1. – 9. April 2017
Auf dem legendären Bec des Rosses, dem wohl spektakulärsten Freeride-Face der Welt, fällt traditionell die Entscheidung in der Gesamtwertung der Freeride World Tour.

Weitere Infos (auch über die Qualifyer-Events, von denen einige in Österreich stattfinden werden) gibt es auf freerideworldtour.com– wo auch alle Contests ebenso wie auf wilder-wiener.at live gestreamt werden!

Fotos: Simon Rainer, Jeremy Bernard/FWT, Dom Daher/FWT