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Ein Segen für den Handel

Überraschend sickert aus gut informierten Kreisen im Vatikan ein echtes Novum durch: Ein christlicher Feiertag soll umgewidmet werden – und das aus wirtschaftlichen Gründen! 

Text: Markus Höller

Der 8. Dezember ist ein speziell strittiges Thema in westlichen katholischen Ländern. Traditionalismus und Neokapitalismus ermöglichen einen außergewöhnlichen Spagat: Feiertag für alle, aber nicht den Handel. Entsprechend tief flogen hier oft die Hackeln der unterschiedlichen Lager. Nun hat ein Vorstoß aus progressiven Kirchenkreisen in höchsten Gremien Gefallen gefunden und steht kurz vor der Umsetzung: Aus dem von kaum jemand sinnerfassend verständlichen „Mariä Empfängnis“ soll in Zukunft „Maria Hilf“ werden.

„Die Herleitung und entsprechende Feier des Mariä-Empfängnis-Festes ist doch mittlerweile kaum noch vermittelbar, dogmatisch. Wir wollen eine zeitgemäße Feier für Christen auf der ganzen Welt!“, so ein Top-Theologe aus Wien. Die Wiener Erzdiözese hat, so hört man aus gut informierten Kreisen, starken Einfluss darauf genommen, Maria im Namen zu behalten und so eine sofortige Verbindung zur traditionellen, aber etwas maroden Einkaufsstraße in Wien zu schaffen. „Zufall“, sagen diese. Aktuelle Zahlen deuten jedoch auf zweistellige Zuwachsraten.

Kirche und Handel scheinen sich also in Wirtschaftsfragen modern zu geben und wiegen Tradition gegen Kaufkraft auf, indem sie einen heiligen Feiertag in die Proforma-Handelsverehrung umbranden. „Hilf“ versteht sich nach der zynischen Meinung von Kritikern als das Flehen um Wirtschaftswachstum, die Kaufleute weisen das zurück und berufen sich auf den erbetenen Schutz für Autofahrer und Anreisende zu Märkten. Was ja eigentlich Christophorus wäre, wie auch Kammerboss Leitl schon bemerkt hat. Der strebt ohnehin schon seit Jahren ein Volksbegehren für eine Umbenennung in „Christophsfest“ an.