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Diese Woche hassen wir…Kletzenbrot

Sarah Wetzlmayr

Der große, mächtige Endgegner im Jump’n’Run der Vorweihnachtszeit ist nicht etwa der Kater nach einer in süßem Punsch ertränkten Nacht, sondern das Kletzenbrot. 

von Sarah Wetzlmayr

Es gibt viele Dinge, die man an der Adventszeit hassen kann, ja muss: Den überteuerten Punsch, der sich am nächsten Tag in der Form von stechendem Kopfschmerz noch einmal lautstark zu Wort meldet, die unendliche Kassaschlange bei Thalia, die Lebkucheninvasion beim Billa und das Minus am Konto. Doch nicht mal der grausliche Lebkuchen kommt gegen den Todfeind Nummer eins – den Endgegner sozusagen – an: Das Kletzenbrot. Es ist das einzige Lebensmittel bei dem man sich wünscht, dass der bekannte Spruch „Das Auge isst mit“ wirklich wahr würde und diese Ausgeburt des Teufels mit keinem einzigen Geschmacksnerv in Berührung käme.

Das Kletzenbrot ist eine dieser Speisen, bei der man sich wirklich wünscht die Speiseöhre könnte sich in Millisekundenschnelle in einen Tunnel vom Durchmesser des Plabutschtunnels verwandeln, durch den dieser gewaltige Brocken der Ekelhaftigkeit schnell hinabrutscht. Doch beim Verzehr eines herzhaften Stücks Kletzenbrot passiert genau das Gegenteil: Diese aus Teufels Küche stammende Mischung aus Obst, das zu Urgroßmutters Zeiten mal Obst war, und dem pampigsten aller Brotteige wird stetig mehr im Mund. Bis zu einem Zeitpunkt, an dem man glaubt es käme einem gleich bei den Ohren wieder raus.

Eine angemessene Hasstirade auf das Kletzenbrot, darf natürlich auch den Namen nicht außer Acht lassen: „Kletzenbrot“ klingt nach „kletzeln“ und „kletzeln“ klingt nach alten Wundkrusten an Kinderknien, die sie sich wieder runterkletzeln, so dass darunter der gelbe Eiter wieder zum Vorschein kommt. Näher muss das wohl nicht ausgeführt werden.

Der Kampf mit dem Endgegner betrifft vor allem jene Menschen, mit sehr traditionellem Brotverständnis, in deren Universum Experimente á la Aborigines-Weckerl keinen Platz haben. Brot und Obst vertragen sich nicht. Sie sind Feinde. Und aus dieser Feindschaft entsteht das Kletzenbrot, das somit alles andere als ein Kind der Liebe ist. Das schmeckt man. Oder besser gesagt: Das muss man schmecken. Jahr für Jahr an Omas Küchentisch.