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Dinge, die die Welt nicht braucht: Der Kissenger

Sarah Wetzlmayr

Manchen Menschen, mit einem ausgeprägten Bedürfnis nach Nähe, kommt schon eine Fernbeziehung ziemlich absurd vor. Doch der Kissenger hebt die Absurdität auf ein ganz neues Level. 

Jeder der schon mal eine Fernbeziehung hatte, weiß dass das – nach all der anfänglichen Euphorie gegründet auf „wenn eine Liebe groß genug ist, das zu schaffen, dann ist es unsere“ – meistens eher unbefriedigend, wenn nicht einfach unbefriedigt endet. Nicht nur nächtliche Eifersuchtsattacken, die sich aus zweideutigen Facebook-Beweisfotos herleiten, werden dabei zum Problem, sondern auch die unaushaltbare Sehnsucht nach der Nähe des Partners. Davon, dass sich selbst das elefantenhafte Gedächtnis der Lippen nicht mehr an die letzte Schmuserei erinnern kann gar nicht zu reden. Und kommt es in unserer schnelllebigen, ultramobilen und hyperflexiblen Zeit immer öfter zu Beziehungsmodellen, die die Überwindung ganzer Weltmeere erfordert. Um den Menschen zu helfen, die sich trotz Sexting und dem gelegentlichen Dick Pic nach mehr Nähe zu ihrem weit entfernten Partner sehnen, wurde jetzt das wohl absurdeste Gadget der Welt geboren.

Aber was erwartet man sich auch von einer Welt in der sich Erwachsene mit ihren Smartphones auf die Suche nach kleinen bunten Figuren machen um diese weiterzuentwickeln. Eben nichts. Demnach ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass nun ein Ding wie der Kissenger die Welt zu einem besseren Ort machen soll. Wie sich aus dem Namen ja nicht allzu schwer herleiten lässt, ist der Kissenger ein symbiotisches Produkt aus „Kiss“ und „Messenger“. Das klingt ja noch recht harmlos, es sieht allerdings nicht ganz so harmlos aus. der Kissenger ist nämlich ein Aufsatz für das Smartphone, den man abschmusen muss und der diese Bewegungen dann auf den Kissenger des anderen überträgt. Ein Plastik-Mund sozusagen. Zungenpritschler ist aber keiner drin. Klingt fad? Stimmt. Klingt über alle Maßen gestört? Stimmt auch. Der Kissenger befindet sich in jedem Fall noch in einer Testphase. Bis dahin heißt es weiterhin: Sexting-Skills trainieren und das beste Stück perfekt in Szene setzen.