Musik

Nevermind – 1991 in der Wiener Arena

Hannes Kropik

Vor 30 Jahren, am 24. September 1991 kam Nevermind heraus – und damit eine Art stilbildendes Album einer Generation. Im Epizentrum: Nirvana und deren Frontmann Kurt Cobain. Unser Musikredakteur erinnert sich an ein kurioses Treffen mit dem Unglücklichen, der seinem Leben als Grunge-Gott 1994 ein Ende gesetzt hat.

Text: Hannes S. Kropik

Zugegeben, diese Geschichte ist kein Zeugnis für meinen musikalischen Weitblick. Aber so war es halt im November 1991: Es gab kein Internetz wie wir es heute kennen, Informationen musste man sich mühsam zusammensammeln. Und nein, 1989, beim ersten Nirvana-Konzert war ich nicht im U4. Kurz: Ich hatte keine Ahnung, wie dieser Kurt Cobain im wirklichen Leben aussah.

Ich habe damals beim Music Man gearbeitet, diesem Jugendmagazin, das nie ganz so legendär war wie der Rennbahn Express (aber ebenfalls längst eingestellt wurde. So sad!). „Nevermind“ war kurz zuvor veröffentlicht worden, aber „Smells like Teen Spirit“ war noch nicht der Hit, der die Musikwelt für immer verändern sollte.

Nirvana waren eine von vielen Bands, die damals immer wieder irgendwo in Wien aufgetreten sind (legendär waren die regelmäßigen AmRep-Montage im Bach!). Meine Aufregung vor dem Interview in der Arena hat sich in Grenzen gehalten und aufs Konzert am Abend würde ich ohnehin verzichten, weil ich früh am nächsten Morgen zu den Toten Hosen nach Düsseldorf fliegen durfte. DAS war aufregend.

Jedenfalls: Ich schlendere so auf den Backstagebereich zu, da sagt ein Arena-Mitarbeiter: „Wenn du da reingehst: Sagst du den Wapplern bitte, dass sie ihren Bus umparken sollen? Der steht im Weg!“ Okay. Ich also rein. Und den ersten Langhaarigen, der mir über den Weg rennt, spreche ich halt an: „He, euer Bus steht im Weg. Ihr sollt den bitte umparken.“

Der Langhaarige nimmt mich irgendwie wahr, schüttelt das Haupt, murmelt Unverständliches und schlurft weiter. Komisch, denke ich mir. Dann sage ich es halt dem nächsten Langhaarigen.

Wenig später beginnt in einem kleinen, muffigen Raum das Interview mit Nirvana. Und der maulfaule Dude von vorhin, der da im Eck herumlungert, wird mir als Kurt Cobain vorgestellt. Das zukünftige Sprachrohr einer Generation. Die spätere Grunge-Ikone, das Vorbild und Idol Millionen junger Menschen rund um den Globus. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was wir geredet haben und ich finde auch das Tape mit der Aufnahme nicht mehr. Richtig super wird das Interview nicht gewesen sein.

Aber immerhin: Cobain hat höflicherweise meine „Nevermind“-CD signiert – mit einem Kuli, der nicht so recht funktioniert hat, weshalb man das Wort „Kurt“ mehr erahnen als lesen kann. Mit einem gemeinsamen Foto kann ich auch nicht angeben, Selfies gab es damals noch nicht.Foto @ Getty Images