AKUT
„xxx hugs & kisses Outside minister Sebi“
Der Guardian tappt, auf den tiefen (oder doch eher nicht so tiefen) Spuren des Geil-o-Mobils in die Satirefalle.
Die Briten tun sich ein wenig schwer mit Satire. Die feine satirische Klinge anzusetzen gelingt nicht oft, bleibt stumpf, manchmal stumpfsinnig. Dass es hier das ein oder andere Defizit gibt, beweist ein kürzlich erschienener Artikel des renommierten Guardian, der sich den aktuellen innenpolitischen Wirren in Österreich und allen voran natürlich Sebastian Kurz, anzunähern versucht. Bei ihren Recherchen stützten sich die Redakteure des Guardian nur leider auch auf einen, 2014 erschienenen Artikel der Tagespresse, weil sich dieser für sie wohl nicht wirklich eindeutig als Satire offenbarte. Bei jener fraglichen Passage des Artikels ging es um jene Phase aus Kurz politischer Laufbahn, in der er, damals noch zur Wahlkampfzwecken der JVP, mit dem Geil-o-Mobil herumgurkte.
2014 griff die Tagespresse die im Zuge dieses Wahlkampfs entstandenen und zugegeben wirklich kuriosen Bilder auf und verpackte sie in einen ihrer Artikel, bei dem es vor allem darum ging, dass Google nun ein bestimmtes Service zur Verfügung stellen würde, das bestimmte Suchergebnisse ganz einfach entfernen ließe. Die erste Anfrage stammte, laut Tagespresse, vom mittlerweile zum Außenminister gewordenen Sebastian Kurz.
„Kurz verspricht im Antrag außerdem, sich erkenntlich zu zeigen, sollte der Konzern seiner Forderung nachkommen: „Wäre echt geil, wenn ihr die Links weggeben könntet. Big THX! Ich lad euch mal auf einen Abend in die Passe ein (Passage, Nachtclub in Wien, Anm.), da krieg ich immer Free Shots all night long!“ Der Antrag ist mit „xxx hugs & kisses Outside minister Sebi“ unterzeichnet. Wann der Antrag bearbeitet wird, konnte Google nicht beantworten.“
Die Satirefalle schnappte beinhart zu und sorgte damit dafür, dass der Guardian diese Information für bare Münze und als eine der Grundlagen für ihren Artikel nahm. Auch die doch sehr skurril anmutende Grußformel „xxx hugs & kisses Outside Minister Sebi“ wurde vom Guardian aus dem Tagespresse-Artikel übernommen. Mittlerweile wurde der inkriminierte Absatz leider aus dem Artikel entfernt.
Foto © Getty Images | Thomas Imo