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Keine Geilheit in Ohio: die Causa Stormy Daniels, Teil 2.

Manfred Sax

Es begann Anfang des Jahres bei den ersten Porno-Oscars nach #metoo, in Las Vegas. Stormy Daniels, frisch von der Enthüllung ihres Techtelmechtels mit Donald Trump, hatte ihren großen Auftritt. Und seither ziemliche Troubles. Diese Woche wurde sie in Ohio verhaftet. Wenn auch nur vorübergehend.

Previously, bei den Porno-Oscars in Las Vegas. Die Vorzeichen standen auf Schadensbegrenzung. Als Verhaltens-Code wurde „Nulltoleranz für sexuelle Belästigungen“ ausgerufen und der habituelle Grenzüberschreiter Ron Jeremy, ein Darsteller, mit Besuchsverbot bedient. Dann die gute Nachricht: Stormy Daniels kommt nach Las Vegas, mit ihrer Show „Amerika muss wieder geil werden“ (Make America Horny Again). Am Freitag, vor der Höhepunkt-Nacht der diesjährigen AVN-Awards, die auch als ”Porno-Oscars“ einen Namen haben.

Stormy Daniels for Las Vegas, by toglenn, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Ms Stormy (39) ist ein hochkarätiger Jemand, als Darstellerin schon lange in der AVN-Hall of Fame verewigt und als Stoff, aus dem die Tratschkolumnen sind, derzeit pures Gold für die Branche. Ein rarer Crossover-Star, eine Brücke von Pornoland zu den Gazetten der keuschen Welt (und zum gelegentlichen Popvideo, siehe weiter unten). Derzeit sogar omnipräsent. Dafür hauptverantwortlich: der amerikanische Präsident, wer sonst, der unlängst deponierte, dass er weder eine Affäre mit Ms Stormy hatte (2006) noch ihr $130 000.- in die Hand drückte (2016), um darüber vielsagend zu schweigen. Tja, und das zeitigte bei der sehr geradlinig denkenden Ms Stormy („Daniels wie Jack Daniels“) logische Schlüsse: Wenn das Schweigegeld nie existierte, dann erübrigt sich auch das Schweigen.

Trump in Unterhosen

Also redete sie. „Stell dir vor, wie mich Trump in engen weißen Unterhosen durchs Schlafzimmer jagt“, meinte sie etwa, „sowas vergisst man nicht so leicht.“ Brachte in Summe ein wenig, ach, so notwendige gute Presse für die Branche, und für Ms Stormy, Star von unvergesslichen Filmsensationen wie ”Good Will Humping“ oder ”Operation Desert Stormy“, die gegenwärtig überlegene Nummer 1-Position bei den Zugriffen des Portals Pornhub. Diese Positionen sind wichtig, sowas wie die Börse von Pornoland.

Die Ankunft von Ms Daniels war genau das, was die Horizontal-Oscar-Nacht der AVN Adult Entertainment Expo im Hard Rock Hotel zu Las Vegas brauchte. Denn fünf der heißesten Stars glänzten mit Abwesenheit. Sie hatten in den zwei Monaten zuvor in schockierend schneller Abfolge das Zeitliche gesegnet:

Shyla Stylez, 35, großer Name in der Kategorie Milf, Todesursache unbekannt; die schöne Yurizan Beltran, 31, Tod durch Überdosis; wenig später schließlich die 20jährige Olivia Nova aus Minnesota, Alkoholmissbrauch, und fast gleichzeitig mit ihr Olivia Lua, 23, Künstlername Olivia Voltaire, Überdosis. Letztere war für den Award des ”Hottest Newcomers“ nominiert gewesen. Ein weiterer Todesfall ging mit zusätzlicher Schubkraft des US-Magazins Rolling Stone  auf globale Reise: der Fall August Ames; Stichwort #cyberbullies. Ihr letzter Tweet war kurz und bündig: „Fuck y’all“, fassten vergangenen Dezember acht Buchstaben zusammen, was sie noch mal loswerden wollte.

August Ames Tweet

Kurz: Die Stimmung beim Pornofestival war am Nullpunkt. Es herrschte Besinnung, die Telefone der Beratungsstellen liefen heiß, Pornostars outeten ihre Drogenabhängigkeit. Die Szene darf sich nicht selbst zerfleischen, wurde getönt, die Ächtung durch die Außenwelt war insbesondere anno #metoo heftig genug. Aber die Show musste weitergehen. Und dann kam Stormy Daniels wie Jack Daniels, die neue Nummer 1. Und Las Vegas wurde wieder geil. Nicht wirklich voll erigiert geil, aber wenigstens halbsteif.

Neulich, in Ohio. Stormy war das ganze Halbjahr busy mit ihrer „Amerika muss wieder geil werden“-Mission. Und vergangenen Mittwoch trat sie im Sirens Strip Club in Ohio auf. Wo sie angeblich drei Undercover-Cops berührte – und daher verhaftet, weil in Ohio verboten. So hieß es von Amtsseite. Reine Schikane, twitterte alsogleich ihr Anwalt Michael Avenatti. Das Sirens-Geschehen war ein  „set-up“ der Bullen und jedenfalls „politisch motiviert“. Man weiß ja – Trump und so weiter.

Ms Stormy habe nichts anderes gemacht als in ihren vorherigen knapp 100 Strip-Shows zuvor. (Wie gesagt, sie war heuer sehr busy.) Aber in Ohio ticken die Uhren anders, sagten die Cops:  Sie habe die Köpfe von Gästen zwischen ihre Brüste „gezwungen“ und außerdem einer Dame an den BH gegriffen, alles verboten in Ohio. Also verbrachte eine Nacht im Häfen von Columbus Ohio, ehe sie nach Kaution von 6000 Dollar freigelassen wurde. Die „absurde“ Anklage werde mit allen Mitteln bekämpft werden, sagte ihr Anwalt. Im Sirens-Club werde sie so schnell nicht wieder auftreten, sagte Ms Stormy.