Interview
„Ich blättere doch net im Reclam-Heftl, wenn ich auf einer draufliege!“ – Paulus Manker im großen Interview
Einer der letzten wirklich wilden Hunde in diesem Land will es noch einmal wissen: Nach seiner langjährigen Erfolgsproduktion „Alma“, die er über 400-mal auf die Bühne gebracht hat, probiert es der nun 60-jährige Paulus Manker ab Juli mit den „Letzten Tagen der Menschheit“ von Karl Kraus. Schon im Vorfeld gab es jede Menge Probleme, aber Probleme spornen ihn an.
Interview: Manfred Rebhandl / Fotos: Maximilian Lottmann
Herr Manker, Sie haben gerade Geburtstag gefeiert …
Na, erst üüüüübermorgen feiere ich Geburtstag!
Jedenfalls werden oder wurden Sie irgendwann 60. Wie geht’s Ihnen, wenn Sie nun sehen, dass der neue Kanzler erst 31 Jahre alt ist und Sie mit jetzt schon 60 noch immer nicht Burgtheaterdirektor sind?
Schon bei Don Carlos heißt es ja: „18 Jahre, und nichts für die Unsterblichkeit getan!“ Also mit 31 waren Sie früher auch schon scheintot, da warst du mit einem Fuß im Grab. Aber natürlich ist Jugend immer noch eine Qualität, natürlich fasziniert das die Leute. Ob bei unserem Kanzler oder bei diesem Franzosen Macron; ob das der Grasser war oder der Haider, der zumindest auf jung gemacht hat. Oder ob das vor 100 Jahren der Bürgermeister Lueger war, der ja der „schöne Karl“ geheißen hat, net? Da leisten die Leute einen Vertrauensvorschuss, der auf nichts basiert außer darauf, dass einer fesch und jung ist. Der Grasser hat ja damals im Fernsehen, in so einer Diskussionsrunde, als man ihn schon schwer angegriffen hat, so einen Brief herausgezogen: „Schauen Sie, das hab ich bekommen, die Leute schenken mir Zuspruch und schreiben mir, ich bin zu schön, zu reich, zu jung.“ Hat das hemmungslos vorgelesen, ganz ohne jede Selbstironie.
Kriegen Sie auch solche Briefe?
Ich kriege Nacktfotos zugeschickt!
Im Ernst?
Na freilich! Die Damen werfen mir auch Hoserl auf die Bühne!
Und im Internet werden Sie zugeschüttet mit intimen Fotos junger Grazien? Über WhatsApp?
Na, im Internet net! Die Nacktfotos kommen mit der Post.
Ist begehrenswertes Fleisch dabei, wenn man das so fragen darf?
Ich würde es nicht „begehrenswertes Fleisch“ nennen, ich würde es „ansprechende junge Damen“ nennen.
Sind die Fotos jeweils verbunden mit der Bitte, von Ihnen begattet zu werden?
Auch dieses Wort fällt nicht bei mir! Ich weiß wirklich nicht, in welchen Kreisen Sie verkehren.
Sind diese Angebote also verbunden mit dem Wunsch nach ehrlicher Liebe?
Aber woher denn, das ist reine Berechnung!
Das durchschauen Sie sofort?
Ich durchschaue das natürlich sofort, aber ich tue so, als ob nicht. Ich heuchle seelisches Verständnis. Das ist eine Lüge, die mit einer Lüge beantwortet wird. Das ist dann ein Deal, der gilt. Es ist ja immer nur verwerflich, wenn einer betrogen wird. Aber wenn beide um den Betrug Bescheid wissen – Minus mal Minus ergibt Plus. Einmal in L.A., wie wir die „Alma“ dort gespielt haben, da haben wir auch gecastet, und da kam ein Bewerbungsschreiben mit einem Oben-ohne-Foto von einer sehr ansprechenden jungen Dame. Aber wissen Sie, wer es geschickt hat? Ihr Vater! Da war ich schon erstaunt. Und wenn dann noch „vielseitig einsetzbar“ dabeisteht, dann weiß man sowieso schon, was gespielt werden soll.
Sie blicken also auf eine schöne Karriere als Frauenheld zurück?
Das müssen Sie herausfinden. Ich werde Ihnen jetzt nicht sagen, was für ein Knaller ich bin.
Wie schätzen Sie sich ein?
Wie schätzen Sie mich ein?
Voll der Stecher. Absoluter Steiger.
Das ist, glaube ich, falsch.
Mehr der verständnisvolle Typ?
Ich bin ein Frauenversteher, absolut.
Mit Hintergedanken?
Hintergedanken hat man immer, sonst wäre man ja ein Trottel.
Haben Sie irgendwelche sexuellen Trends mitgemacht in den letzten 20 Jahren, Intimrasur oder so irgendwas?
Das geht Sie wirklich einen Schaaas an.
Gehen Sie ins Fitnesscenter?
Bei mir zu Hause. Ich hab ja eine Riesenwohnung, zwei Zimmer hab ich voll mit Fitnessgeräten.
Hometrainer und Rudermaschine?
Rudermaschine nicht, weil Ruderboot hab ich ja unten am Wörthersee bei meinem Sommerhaus.
Ist Ihr Schlafzimmer auch überdimensioniert?
Na, wieso denn? Da brauch ich ja nur ein Bett drin.
Wenigstens mit Spiegel an der Decke?
Spiegel an der Decke nur im Hotel Orient, ich glaube, im 7er-Zimmer.
Sie sind auch mit 60 immer noch ein Problemboy, hat man mir gesagt.
Hat man Ihnen nicht gesagt, dass ich Schauspieler bin?
Das auch. Aber ein Problemboy eben auch.
Was ist das?
Einer, der Probleme macht und viele Feinde hat.
Die habe ich allerdings, ja. Aber wenn die Leute Angst haben vor einem, dann sind sie ein bisschen höflicher.
Das war Ihnen ein Anliegen?
Ja. Dass mir die Leute nicht gleich am Kopf scheißen, ist mir ein Anliegen.
Dagegen muss man sich wehren?
Mit Händen und Füßen.
Woher kommt diese Urangst, dass man Ihnen auf den Schädel scheißt?
Das geht Sie einen Schaaas an.
Der Dramatiker Peter Turrini hat mal gesagt, er schreibe Stücke, damit er zum Ficken kommt. War das bei Ihnen auch ein Gedanke, als Sie Schauspieler wurden?
Halt, halt, halt! Der Turrini hat gesagt, er ist Schriftsteller geworden, weil er sonst bei seinem Aussehen keine Frauen ins Bett bekommen hätte. Jetzt als Schriftsteller kann er sich bei jeder Lesung die drei schönsten aussuchen. Das ist ein super Ansporn, um Kunst zu machen! Schauen Sie sich an zum Beispiel den Klimt: Der hat ja nur Frauen gemalt, mit denen er etwas hatte oder mit denen er etwas haben wollte. Und das sieht man auch! Man sieht, dass er was malt, von dem er was versteht! Der setzt sich ja nicht hin und malt zwei Seerosen und ein Frauengesicht, weil es so schön ist, sondern weil er was will von der. Das müsste man nur den Kindern in der Schule erklären, dann würden sie sich viel mehr für Kunst interessieren. Oder man sagt ihnen: Wenn du dich hinsetzt mit der Klampfe am Abend ans Lagerfeuer und ein Lied singst, ist das zwar noch nicht „Imagine“ von John Lennon, aber es dient genau dieser Absicht. Weil wenn du Gitarre gespielt hast am Skikurs, dann hast du die Weiber gehabt.
Haben Sie Gitarre gespielt?
Na, eben net! Meine Freunde waren immer die, die die Weiber gehabt haben. Zum Beispiel der Erik Trauner von der Mojo Blues Band, der ist mein ältester Freund noch aus der Schulzeit. Der war unerreichbar. Wenn der zur Gitarre gegriffen hat, hast scheißen gehen können.
Wie haben Sie versucht zu punkten?
Mit der Intellelle.
Hat funktioniert?
Na. Da muss man schon ein bisserl älter werden, dann funktioniert’s.
Wie hieß dann die erste Pauli-Freundin?
Das geht Sie überhaupt nichts an.
War sie schön?
Das geht Sie auch überhaupt nichts an! Aber ich verrate Ihnen eines: Gehen zwei Mädchen gemeinsam aus, ist immer eine die Fesche und eine das Mauerblümchen, das keiner beachtet. Ich habe immer die Zweite genommen. Das ist dann eine Intensität an Dankbarkeit, die Sie da ernten, die Sie bei der Feschen, die ja nur überheblich ist und denkt, alle fallen in Ohnmacht, wenn sie hereinkommt, nie finden. Darum sind ja sogenannte fesche Frauen nicht schlecht im Bett, sondern öd. Wenn Sie aber das Mauerblümchen erlösen, das ist ein Rausch der Sinne. Haben Sie so einen Kasten mit guten Tipps für Ihre Leser? Dann schreiben’S das rein bitte! Weil zuerst glaubt sie es nicht, dass sie genommen wird, dann ist sie sprachlos, und dann …
…. weiß sie bis dahin ja oft gar nicht, wozu sie als Liebhaberin imstande ist!
Was? Bitte ersparen Sie mir Ihre Frauenerfahrungen, das ist ein Niveau, auf das ich mich nicht begeben kann. Sie mit Ihrer Krawatte, Sie gehen ja sicher in die Klappe, dort wo man den Schwanz im Finsteren durchsteckt. Oder Sie holen sich mit dem Messanger Service einen runter. Das ist ein Verhalten, über das ich selbst lange hinaus bin.
Seit wann?
Seit vorgestern.
Ist es oft passiert, dass eine sagte: „Danke Paulus, danke, danke! Endlich weiß ich, was Liebe ist und wie sie funktioniert!“
Das haben wirklich schon viele zu mir gesagt. Das Wort „endlich“ fiel in der Tat sowohl, wenn ich kam, als auch, wenn sie wieder ging. Sogar des Öfteren.
Geht sie immer vor dem Frühstück?
Nein, ich bin ja ein begnadeter Koch. Und wenn sie mit mir Liebe macht, dann kriegt sie auch ein warmes Essen. Das wird gerne angenommen.
Die Frage „Bei dir oder bei mir?“ wird also von Ihnen immer mit „Bei mir!“ beantwortet?
Dieses Sich-wo-treffen-und-dann irgendwohin-Gehen, das machen wir schon einmal gleich gar nicht. Wenn ich mich mit einer verabrede, dann ist der Treffpunkt bei mir. Da hat sie keine Chance, dass sie davonrennt. Das Gefährliche ist ja immer die Phase im Taxi vom Lokal bis zur Wohnung, da springen’s am Gürtel gerne raus. Das A und O ist also: Zuerst mit der Dame ins Bett und erst dann sie zum Essen ausführen, und nicht umgekehrt.
Und wann wird geredet?
Das geht Sie überhaupt nichts an, wann geredet wird! Allerdings bei Ihnen, wenn ich als Dame die Alternative hätte zu reden oder mit Ihnen ins Bett zu gehen, da würde ich auch sehr viel reden, wirklich sehr viel. Aber bei mir ist das ein bisserl anders. Bei mir ist das so: „Haaah! Der redet so schön!“ Beim Sex nämlich! Das können nur die wenigsten, beim Sex g’scheit reden, so, dass es die Damen anturnt, das ist ganz selten.
Da hilft Ihr anturnendes Burgtheaterdeutsch vermutlich sehr?
Ja! Ich streu dann ja auch hin und wieder ein Gedicht ein …
Aus dem Gedächtnis heraus oder liegt entsprechende Lektüre am Nachtkastl?
Ich blättere doch net im Reclam-Heftl, wenn ich auf einer draufliege! Man muss sich vorbereiten – drei, vier Gedichte. Adventgedichte im Advent. Oder im Frühling Frühlingsgedichte. Hören´S! Ein bisserl vorbereiten müssen Sie sich schon! Nicht einfach glauben, mit so einer Krawatte machen Sie einen Aufriss. Also in diesem Bezirk nicht!
Begegnen Sie Frauen immer respektvoll und auf Augenhöhe, so wie man es heute verlangt?
Ich hab immer Frauen gehabt, die ich nicht verdient habe!
Geh, jetzt hören´S aber auf.
Sie müssen schreiben, was ich sage! Sonst gilt das nicht!
So sehr überhöhen Sie Ihre Frauen?
Ich überhöhe nicht die Frauen, ich erniedrige mich selbst! Demut ist in der Liebe das allererste Gebot. Ganze Sexualzweige leben davon. Ihnen würde ein bisserl Demut gar nicht schlecht anstehen!
Die Frauen stehen auf Ihr selbstmitleidiges Herumgeeiere?
Nein! Nein! Nein! Das ist ein feiner, aber wichtiger Unterschied, mit Selbstmitleid hat das nichts zu tun. Man muss im Leben wissen, wo man steht. Mit 60 ist zum Beispiel die Zeit, wo man nicht mehr doppelt so alt werden kann, wie man ist. Mit 50 kann man sich das mit viel Fantasie noch vorstellen. Der Alfons Haider, der auch gerade 60 geworden ist, schaut besser aus als ich, wirklich Bombe, das muss ich akzeptieren.
Aber ihr beackert nicht die gleiche Zielgruppe.
Sexuell? Nein, aber wir sind gute Freunde. Ich hab ja immer gesagt: Die Feschen sind meine Freunde. Ich hatte sowieso immer fesche, sportliche Freunde – einer hat früher Landhockey gespielt, einer Basketball. Das ergab natürlich auch Synergien für mich, weil die haben mich beschützt. Wenn ich frech war, waren die mein großer Bruder. Es hat immer geheißen: Dem Manker könnt’s nix tun, weil der ist der Freund von dem und dem, und dann hast gleich eine Watsche auch.
Sie selbst haben nie ausgeteilt?
Ich habe immer schlagen lassen.
Da im Ersten, wo Sie aufgewachsen sind, war wahrscheinlich eh nix los.
Das stellen Sie sich falsch vor. Zwar war die Gewalt in der Volksschule noch nicht so ein Thema hier. Aber dann war ich ja in verschiedenen Mittelschulen, nicht hier im Ersten, sondern zum Beispiel im Akademischen, dann im Wasagymnasium, dann in der Kundmanngasse im Dritten.
Das war das Auffangbecken für die ganz Hoffnungslosen, richtig?
So ist es.
Hat Ihnen der Alfons Haider jemals Avancen gemacht?
Nein, natürlich nicht. Das ist ja ein anständiger Bub.
Hat Sie das verletzt?
Was für eine dumme Frage! Ich bin ja nicht die Nina Proll, die stolz darauf ist, wenn sie ein Mann anbaggert, und die dann sagt: Hach, das macht mich so glücklich, wenn ich belästigt werde …
Wurden Sie selbst jemals sexuell belästigt?
Natürlich.
Von wem?
Von einem Journalisten, von wem sonst?
Dem haben Sie gleich Rotwein ins Gesicht geschüttet?
Das war eine Frau! Das war die Marga Swoboda, glaub ich. Aber auf die war ich scharf, die war echt fesch! Aber sie war auch mit einem sehr minderbegabten Schauspielkollegen von mir zusammen, der … na Moment! ER hat MIR einen Rotwein ins Gesicht geschüttet, drüben im Café Korb. Und darum ist er jetzt dort, wo er hingehört, und ich bin da, wo ich hingehör. Chott ist cherecht. Wie machen wir das eigentlich mit der jüdischen Färbung in meiner Sprache, wie bringen wir die rein in Ihren Text?
Ich schreib einfach „Chott“ statt „Gott“?
Okay.
Wenn Chott cherecht ist: Warum sind jetzt die Freiheitlichen in der Regierung?
Also der allerärgste ist der Herr Kickl. Und der war nicht einmal auf der No-go-Liste vom Bundespräsidenten, dort waren nur der Gudenus und der Vilimsky. Aber aus irgendeinem mir nicht verständlichen Grund hat der Präsident den verharmlost, dabei ist das der schlimmste von allen, der Hardliner. Und jetzt ist er unser Innenminister.
Aber ist der Herr Kickl nicht eher so ein bisserl das gelangweilte Wunderkind, das immer auffallen muss? Ihnen vielleicht sogar nicht ganz unähnlich?
Der Kickl ist ein gelangweiltes Wunderkind?
Frag ich Sie.
Und ich bin auch gelangweilt? Mit wem red ich da überhaupt? Der Kickl ist überhaupt nicht gelangweilt! Ich kann Ihnen sagen, wer gelangweilt ist: Der Herr Vizekanzler ist gelangweilt! Erstens, weil er alt ist und auch so ausschaut. Und zweitens, weil er am Ziel seiner Wünsche angekommen ist. Wäre es jetzt nix geworden mit der Regierung, wäre es ja mit ihm vorbei gewesen.
Aber er ist ja eh immer noch nix außer Vize.
Na, mehr war ja nicht drinnen! Und Sportminister ist er auch. Und als solcher steht er jetzt immer daneben und schaut sich diesen schlanken Dressman an, der Kanzler geworden ist. Der Strache hingegegen hat immer Sakkos an, zwei Nummern zu klein, und er schaut darin aus wie ein Firmling, ja. Und ich glaube jetzt wirklich, dem ist fad. Dem fehlt jetzt der Impetus des Dagegenseins. Wie wenn du einem Regisseur aus dem Kellertheater das Burgtheater zur Verfügung stellst und sagst: Bittschön, Sie haben jetzt diese und jene Schauspieler, Sie können jetzt aus dem Vollen schöpfen, Sie können alles machen. Da zeigt sich’s dann, ob man was draufhat oder ob man nur quietscht und quäkt und raunzt, wie der Strache das immer getan hat.
Herr Kurz schaut also Ihrer Meinung nach besser aus?
Alles kann man dem Herrn Kurz absprechen, aber nicht ein gewisses Stilempfinden.
Im Ernst?
Ja!
Gab es Momente in Ihrem Leben, in denen Sie sich dachten: Falsche Abzweigung! Sie hätten wahrscheinlich absoluter Shakespeare-Superstar werden können, wenn Sie nicht so ein Problemboy wären.
Solche Momente gab es tausende. Aber diese Unzufriedenheit, wenn man ein Ziel erreicht hat, dieses Nicht-verharren-Können, das ist eine jüdische Lebensangewohnheit: Sich ja nicht ausruhen, sondern sich sofort weiter auf den Weg machen. Wenn man glaubt, eine Wahrheit gefunden zu haben, darf man nicht darauf vertrauen, sondern muss gleich die nächste Wahrheit anpeilen. The Way is the Goal.
Was ist das nächste Goal?
„Die letzten Tage der Menschheit“, schreiben’S das gleich gscheit auf, die Webseite lautet: letztetage.at. Wird aufgeführt in der Serbenhalle in Wr. Neustadt, so heißt die wirklich, Sie werden das vielleicht nicht wissen, aber der Erste Weltkrieg hat ja mit einem Feldzug gegen
Serbien begonnen, das kann man nachlesen. Das Stück hat ein Kollege von Ihnen geschrieben, der Karl Kraus, ein guter Journalist ausnahmsweise.
Ist das die Halle, in der Sie schon eine Lok ruiniert haben?
Na, ein Tor hab ich ruiniert! Aber schauen Sie, vor Ihnen sitzt ein ausgebildeter Lokführer, und das Stück wird dort monumentalst aufgeführt, die Leute können schlafen während des Stücks, das von 18 Uhr bis 2 Uhr früh dauern wird, 200 Szenen, 800 Rollen, 50 Schauspieler, 20 Schauplätze. Ein Simultanstück wie „Alma“, „Alma“ sagt Ihnen was? Mein Chott, mit wem red ich da überhaupt?
Paulus Manker
Der seit 25. Jänner 60-jährige Paulus Manker, ewiges Enfant terrible der heimischen Kunstszene, wuchs als Sohn der Schauspielerin Hilde Sochor und des Theaterdirektors Gustav Manker im 1. Bezirk auf. Als Schulabbrecher gelang ihm auch am berühmten Reinhardt Seminar kein Abschluss. Seine Begabungen jedoch sind genauso vielfältig und außergewöhnlich wie seine Ansprüche an sich selbst hoch und kompromisslos sind. Immer wieder endeten großartige Arbeiten in Streit und Zerwürfnissen, sodass er nur noch wenige Engagements erhält und gezwungen ist, auf eigenes Risiko zu arbeiten. Das Polydrama „Alma“ war über 400-mal ausverkauft. Nun wird er ab 13. Juli 2018 in der Serbenhalle in Wiener Neustadt „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus ebenso monumental inszenieren. Infos: letztetage.at