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„Single Malt soll nicht verstauben!“ – Whisky-Botschafter Paul Malone im WIENER-Interview

Whisky-Botschafter können ­Barmänner im Ausgedinge sein. Oder geerdete Single-Malt-Fans wie Paul Malone. Er denkt etwa beim 600 Euro teuren Glenmorangie „1989“ an Fußball.

Interview: Roland Graf / Fotos: Maximilian Lottmann

Knapp eineinhalb Jahre ist Malone Vielflieger in Sachen Whisky. Davor managte er den Einkauf für die ­Marken aus Louis Vuittons Single-Malt-Reich, den rauchigen Ardbeg und den softeren Glenmorangie. Über Fässer zur Whiskylagerung erzählt ihm daher bis heute keiner was. Wer allerdings einen drögen Costcutter aus einem Spirituosenkonzern erwartet, wird vom offenherzigen Schotten überrascht.

Single-Malt-Fan Paul Malone verkostet über den Dächern Wiens den neuen Glenmorangie „1989“. Foto: (c) Maximilian Lottmann

Paul, der neue Glenmorangie „1989“ stammt aus einem welthistorisch bedeutenden Jahr. Welche Relevanz hat der Jahrgang bei euch?
Er stammt aus dem Bondhouse Nr. 1, das war früher unsere Destillerie, ehe wir in den Neubau umgezogen sind. Es sind also mehr oder weniger die letzten Tropfen, die hier erzeugt wurden.

Wie viele Flaschen gibt es von dieser Rarität?
Für Österreich kann ich es nicht genau sagen, aber insgesamt werden es weltweit gerade 6.000 sein.

Dann kosten wir mal: Die typische Orange und die Sanftheit des Glenmorangie schmecke ich weniger, dafür Leder, Nüsse und zarten Rauch, ein sehr vom Holzfass beeinflusster Stil … Das ist gut beobachtet. Natürlich gibt es auch 25-jährige Whiskys, bei denen das Fass schon sieben- bis achtmal verwendet wurde, wir machen maximal zwei Befüllungen. Beim „1989“ kamen zum Bourbon-Cask auch Sherry- und französische Rotwein­fässer. Wir wollen nicht einfach einen alten Whisky abfüllen, es geht vor ­allem um die Qualität des Holzes, ­sowohl bei den Sherryfässern als auch beim Côte-Rôtie-Fass.

Stecktuch, Schmäh und Single Malt: Paul Malone und WIENER-Autor Roland Graf trafen sich nicht zum ersten Mal – insofern gab es neben Ehrfurcht vor dem neuen Glenmorangie „1989“ auch einiges zu lachen beim Interview. Foto: (c) Maximilian Lottmann

Die wenigen Flaschen des „1989“ werden zu jeweils 600 Euro ange­boten. Zielt das nicht automatisch auf reiche Sammler?
Zunächst einmal muss man das Alter von 27 Jahren verstehen. Wenn wir ein Fass öffnen würden, wäre durch den jährlichen „Angels’ share“ von 2 Prozent (Verdunstungsverlust aus dem Fass, Anm. d. Red.) noch weniger als die Hälfte im Fass. Die Frage sollte lauten: Magst du ihn? Ja! Kannst du ihn dir leisten? Ja! Dann kaufe ihn! Und trinke ihn mit Freunden. Natürlich kann man das auch als Investitionsgut sehen. Aber für mich ist es immer schade, wenn Whisky nicht getrunken wird und im Regal verstaubt.

WIENER-Autor Roland Graf beim Tasting mit Whisky-Botschafter Paul Malone. Foto: (c) Maximilian Lottmann

Trainierst du trotz all der Auslands­termine noch die Jugendkicker vom Motherwell FC?
Ja, klar! Wir spielen gerade um das Semifinale der schottischen Liga. Nicht nur, dass wir nicht abgestiegen sind, wir wurden gegen Celtic Glasgow und die Rangers nur vom Schiedsrichter um den Sieg gebracht. Da stieg mein Blutdruck und ich brauchte einige Gläser Whisky! Celtic und die Rangers spielen jetzt das andere Halbfinale. Aber wenn wir Meister werden sollten, mache ich ­sicher eine Flasche vom „1989“ auf!

Exklusiver Whisky aus den schottischen Highlands: der Glenmorangie „1989“. Foto: (c) Maximilian Lottmann

Wenn der neue Whisky ein Fußballer wäre, mit wem würdest du ihn dann vergleichen?
Gute Frage! Ich denke eher in Plätzen und Orten, wenn ich Whiskys vergleiche. In diesem Fall kam ich gestern in mein Hotelzimmer, als gerade das Spiel Juventus gegen Real lief. Natürlich blieb ich da hängen, und dann kommt der Ball genau auf Ronaldo, und der netzt mit einem Fallrückzieher ein. Ich bin kein Fan von ihm, aber in dem Moment riss ich die Hände hoch, so geil war das. Und so stelle ich mir das beim „1989“ vor: Du musst kein Glenmorangie-Fan sein. Aber wenn du den im Glas hast, solltest du auch automatisch die Hände hochreißen vor Begeisterung.

Infoporn: 27 Jahre gereift
Paul Malone fungiert als Markenbotschafter des Kultwhiskys Ardbeg von der schottischen Insel Islay und von Glenmorangie, der Brennerei im Highland-Ort Tain nördlich von Inverness. Malone stellte in Wien den „Grand Vintage Malt 1989“ aus der exklusiven Bond House No. 1 Kollektion von Glenmorangie vor. Dieser rare Whisky ist zu 595 Euro u.a. bei Potstill (Laudongasse 18, 1080 Wien) erhältlich. Eine weitere Whisky-Empfehlung von Glenmorangie kann man hier nachlesen.