KULTUR

Ganz Wien tanzt – Die Highlights des ImPulsTanz-Festivals 2018

Anneliese Ringhofer

Vom 12. Juli bis 12. August übernehmen der zeitgenössische Tanz und dessen Stars die Bühnen der Walzerstadt. Wir haben aus dem umfangreichen Programm des ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival die Highlights herausgepickt.

Text: Anneliese Ringhofer

Andreas Spechtl & Thomas Köck (DE/AT)
ghostdance

Andreas Spechtl – genau, der Gitarrist der österreichischen, mittlerweile in Berlin ansässigen Indie-Popband „Ja, Panik“ – und der aus Steyr stammende Buchautor und Regisseur Thomas Köck machen gemeinsame Sache: „ghostdance“ ist eine Art tanzbare Installation. Es handelt sich um ein Gespräch, das spätnachts stattfindet und sich um Utopien, Plattenspieler und Synthesizer dreht. Es ist beschrieben als eine tanzbare, meist hörbare Séance des 20. Jahrhunderts.
ghostdance, Uraufführung am 13.7.2018, mumok

Köck & Spechtl: „ghostdance“, Foto: (c) Max Zerrahn

Anne Teresa De Keersmaeker & Jean-Guihen Queyras (BE/FR)
Mitten wir im Leben sind/Bach6Cellosuiten

Die belgische Star-Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker ist bekannt für ihre Vorliebe für Johann Sebastian Bachs hochelaborierte Musik, zu der sie bereits mehrere ebenso hochelaborierte Werke entwickelt hat. Diesmal steht sie mit dem berühmten französischen Cellisten Jean-Guihen Queyras auf der Bühne – und tanzt zu sechs Suiten für Violoncello solo. In Soli und Duetten entsteht zwischen den beiden ein intimer Dialog über das Leben, den Tod und die Erlösung. Eines der Highlights von ImPulsTanz 2018.
Mitten wir im Leben sind, österreichische Erstaufführung, 14.7.2018, Burgtheater

DeKeersmaeker-Queyras: „Mitten wir im Leben sind” / Bach 6 Cellosuiten, hier in der Elbphilharmonie. Foto: (c) Peter Hundert

Anne Teresa DeKeersmaeker und Jean-Guihen Queyras, Foto: (c) Anne Van Aerschot

Florentina Holzinger (NL/AT)
Apollon, Insect Train, Dance Clinic, Inside the Octagon, danceWEB Scholarship

Die quirlige Wienerin Florentina Holzinger ist bei ImPulsTanz gleich fünf Mal in unterschiedlichen Projekten vertreten. Allen voran brilliert sie (Vorschusslorbeeren!) in zwei Performances: Zum einen kapert sie mit nackten, heroischen Musen George Balanchines „Apollon Musagète“ und verwandelt das tanzhistorische Ballettjuwel in eine explosive Performance, die gar für Personen unter 18 Jahren nicht geeignet ist. Zum anderen ist sie in „Insect Train“ mit der Argentinierin Cecilia Bengolea zu sehen. Aus menschlichen Innenskeletten mutieren sie zu hybriden, insektenhaften Wesen (die Kostüme sind spektakulär!) und durchbrechen damit die Grenzlinie zwischen Mensch und Natur. Dabei stellen sie die Behauptung auf: „Die Hölle ist auf Erden und sonst nirgendwo.“ Außerdem tanzt Holzinger in Choy Ka Fai „Dance Clinic“: Eine künstliche Intelligenz bewertet diagnostisch die künstlerische Arbeit – aufgeschlüsselt in Kategorien wie persönliche Präsenz, Intensität des Bewusstseins sowie individuelle Schwächen und Stärken. Abschließend gibt es einen Therapieplan zur Optimierung des kreativen ­Potenzials. Die Zukunft ist also jetzt. Und das ganz besonders beim Box- und Kampfworkshop „Inside the Octagon“, den Holzinger mit ihrer persönlichen Trainerin und Kampfkunstlehrerin Btissame Amadour und der kroatischen K1-Meisterin Marija ­Malencia umsetzt. Boxtechniken erlernen und dazu die Ninja-Geisteshaltung trainieren, um den eigenen Körper in eine Waffe zu verwandeln – klingt nach einem Plan. Schließlich ist Holzinger gemeinsam mit Meg Stuart noch Mentorin des diesjährigen danceWEB SCHOLARSHIP, eines Stipendienprogramms für internationale Nachwuchstalente.
Dance Clinic, österreichische Erstaufführung, 19. & 21.7.2018, Odeon
Inside the Octagon, Box- und Kampfworkshop, 16. bis 29.7.2018, Arsenal, Halle F
Apollon, 1.8.2018, Volkstheater

Insect Train, 10. & 12.8.2018, Odeon

Florentina Holzinger: „Apollon“, Foto: (c) Radovan Dranga

Florentina Holzinger: „Apollon“, Foto: (c) Radovan Dranga

Cecilia Bengolea und Florentina Holzinger: „InsectTrain“, Foto: (c) Ali Tollerve

Amadour-Holzinger-Malenica: ”Inside the Octagon SPECIAL”, Foto: (c) Karolina Miernik

Simon Mayer (BE/AT)
SunBengSitting & Sons of Sissy: CD Release, Oh Magic, FolkTranceParty

Der Oberösterreicher tanzte bereits Ballett an der Wiener Staatsoper, seine weiteren Passionen sind Schuhplatteln und Musik, er selbst spielt mehrere Instrumente. Dabei beschäftigt er sich mit Traditionen und dem Begriff Heimat. Bei den beiden Produktionen „SunBengSitting“ und „Sons of Sissy“ tanzt, schuhplattelt, singt und jodelt er, das daraus entstandene Album präsentiert er bei ImPulsTanz. Auch bei seinem Workshop „FolkTranceParty“ musiziert er mit Musikern seines Vereins Kopf hoch, wer mitmacht, kann zu den experimentellen Sounds tanzen und kommunizieren, und das 10 Stunden lang. Ein intensives Partywochenende erwartet einen, bei dem Folkdance, Folkmusic und Ecstatic Body im Mittelpunkt stehen. Außerdem gibt Mayer sein Stück „Oh Magic“ zum Besten – und geht dabei der Frage nach, was ­passiert, wenn die Maschinen die Weltherrschaft an sich reißen. Diese Frage wird auf der Bühne mit einer futuristischen Band aus Blech und Kabeln sowie
Fleisch und Blut beantwortet. Klingt nach Aktionismus. Gut so!
SunBengSitting & Sons of Sissy Album Release & Party, 20.7.2018, Volkstheater Rote Bar
Oh Magic, 7.8.2018, Volkstheater
FolkTranceParty, 4. & 5.8.2018, Arsenal Halle C

Simon Mayer: „Oh Magic”, Foto: (c) C.Lessire

Simon Mayer: „Oh Magic”, Foto: (c) C.Lessire

Clara Fuery (CA)
When Even The

Für alle Leonard-Cohen- Fans: Die Kanadierin Clara Furey widmet dem vor zwei Jahren verstorbenen Landsmann und Jahrhundertkünstler ein meditatives Solo. Konkret tanzt sie nach einem Gedicht des Singer/ Songwriters, in dem es heißt: „But what do they, when even, when even the, years will, death will“ – und bezieht eine Skulptur aus der mumok-Sammlung ein. Die Choreografin, Musikerin und Schauspielerin Furey lässt dabei ihren Gefühlen freien Lauf – und lotet das Spannungsfeld zwischen Melancholie, hemmungs­loser Hingabe, Wut und ­Widerstandsfähigkeit aus. Hallelujah.
When Even The, österreichische Erstaufführung, 28.7.2018, mumok

Clara Furey: „When Even The” , (c) Kaveh Nabatian

Mehr Infos, Termine und Tickets unter: impulstanz.com
WIENER-Autor Manfred Rebhandl im Gespräch mit ImPulsTanz-Leiter Karl Regensburger – das ganze Interview kann man hier nachlesen!