KULTUR

Ehrensache: K & D von der Stadt Wien ausgezeichnet

Sarah Wetzlmayr

Aufg’legte G’schicht: Kruder & Dormeister werden mit dem goldenen Verdienstzeichen der Stadt Wien ausgezeichnet.

Es ist so eine Sache mit den sogenannten goldenen Ehrenzeichen für den Verdienst um das Land Wien. Einerseits umschmiegen sie zart-schmelzend das Ego, wie ein ebenfalls gülden glänzendes Ferrero Rocher die eigene Zunge, andererseits fühlt man sich damit irgendwie abgeschrieben, abgehalftert und alt. So stellt man sich das jedenfalls als Mensch vor, dem dieses zart-schmelzende Gefühl auch in der Zukunft nur durch den Genuss der goldenen Kugeln aus dem Hause Rocher bekannt sein wird. Das mittlerweile eigentlich getrennt arbeitende Musiker-Duo Kruder & Dorfmeister, die am heutigen Tag das goldenen Ehrenzeichen überreicht bekamen, sehen das ein wenig gelassener und das begründen das – in einem Artikel in der Februar-Ausgabe des WIENER – auch: „Überraschung war es keine, es hätte ja schon einmal passieren sollen, dass es jetzt tatsächlich stattfindet, freut mich natürlich“ (Peter Kruder).

Es hätte eine rauschende Party werden können, heute im Wiener Rathaus – die richtigen Protagonisten dafür hatten sich jedenfalls, zu Gratulations-Zwecken, im Stadtsenatsitzungssaal eingefunden: Patrick Pulsinger und Rodney Hunter, Wolfram und Sugar B, DJ Urbs, Architekt Gregor Eichinger, Anja und Thomas Rabitsch, Radiochefin Monika Eigensperger und Walter Gröbchen, Michael Ostrowski, David Schalko, Friseur Ernst Peter Neumann, der „erste und einzige Chef“ von Peter Kruder, Elfie Semotan und Marianne Kohn. Party wird es auch geben – allerdings nicht im Rathaus, sondern am heutigen Abend in der Wiener Pratersauna. Eine Gelegenheit, die beiden als tatsächliches Duo wieder zu sehen und zu hören, deren Seltenheitswert mittlerweile wohl mit der einer goldenen Olympia-Medaille für das österreichische Curling-Team gleichzusetzen ist. Wer schlau und schnell genug war, hat also bereits ein Ticket für dieses einmalige Ereignis am heutigen Abend in der Tasche. 

Begründen lässt sich die Geschichte natürlich nur auf sehr subjektiver Ebene – wann, wer, wo und wie am Clubfloor abgeht und warum das überhaupt passiert, braucht man weder einen Soziologen noch einen Kulturwissenschaftler zu fragen. Und Discologen gibt es, so viel wir wissen, auch noch keinen. Zumindest nicht an der Uni Wien. Kulturstadtrat Mailath-Pokorny probierte es trotzdem und lieferte bei der heutigen Verleihung folgende Begründung ab:

„Was Kruder und Dorfmeister für diese Stadt geleistet haben, steht in den Geschichtsbüchern. Die 90er Jahre waren ein überhitztes Jahrzehnt. Der Downbeat und das Remixen waren adäquat für dieses Jahrzehnt. Es entwickelte sich eine Klubszene, an deren Vielfalt und Weltoffenheit Kruder und Dorfmeister ganz wesentlich beteiligt waren. Etwas entstand, das unumkehrbar ist. Kruder und Dorfmeister haben zum Ruf der Musikstadt Wien beigetragen; sie stehen für Gegenwart, Zukunft und für Freude am Leben“

“The Golden Years Session” heute ab 22 Uhr in der Pratersauna.

Die beiden scheinen also für so ziemlich alles zu stehen – sind sie die Maggie-Gewürzsoße des Wiener Stadtlebens? Oder doch einfach die angenehme Brise Salz in der musikalischen Packerlsuppe? Wir wissen es nicht. Und den Discologen unseres Vertrauens konnten wir leider auch noch nicht erreichen. Wurscht, freuen wir uns doch einfach.

@ G STONE Recordings