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Transfogarascher Hochzeit mit dem 2019er Mazda MX-5

Eine Liste der schönsten Straßen dieses Planeten zusammenzustellen und dabei die Transfogarascher Hochstraße nicht zu erwähnen, gliche dreister Majestätsbeleidigung. Wir haben die Transfagarasan im 2019er Mazda MX-5 bezwungen und dabei ein perfektes Paar kennengelernt.

Text: Jakob Stantejsky

Wenn sich die Herren Clarkson, Hammond und May mit etwas ­auskennen, dann mit den idealen Orten zum Autofahren – schließlich sind die „Top Gear“– und „The Grand Tour“-Hosts in ihren Karrieren mehrmals um die ganze Welt gekommen. Verleihen die drei Briten einer Straße also den Titel „bester Roadtrip der Welt“, dann sollte man sich als Fan motorisierter Fortbewegung unbedingt selbst ein Bild davon machen. Und weil der WIENER halt nix glaubt, bis er es nicht selbst gesehen hat, sind wir nach Rumänien gedüst. Als idealer Begleiter erschien uns ­dabei der Mazda MX-5, ist er doch der meistverkaufte Roadster der Erde. Außerdem ist der MX-5 der allgemein wuchernden Sucht nach überflüssiger Power weiterhin nicht verfallen, weshalb man ihn tatsächlich nach Herzenslust ausfahren kann auf dieser öffentlichen Bergstraße. Fürs Modelljahr 2019 wird der Japaner dennoch ordentlich frischgemacht und spannt erstmals 184 statt der bisherigen 160 Pferde vor den ­Karren. Auch das muss man natürlich eigen­händig getestet haben.

Kurvenwetzen liegt in der DNA des Mazda MX-5. Mit 184 Pferden fällt nun auch das Hinternraushängen um eine ­Ecke leichter. Foto: (c) Mazda

Der Vereinigung des Kult­cabrios mit der legendären Straße traut sich auch das Wetter nicht im Wege zu stehen, und deshalb strahlt die Sonne eifrig, kaum dass wir in Sibiu – eine Stadt, die man auch definitiv mal gesehen haben sollte – durchstarten. Auf der Fahrt machen wir uns gleich mit einigen neuen Features in diesem MX-5 bekannt: Das Lenkrad ist (endlich!) auch längsverstellbar, Android Auto und Apple Car Play sorgen für die optimale ­Vernetzung, die Verkehrszeichenerkennung hilft dabei, den Überblick im Schilderwald zu behalten, und beim Einparken unterstützen einen die Rückfahrkamera und der jetzt auch im Retourgang ­arbeitende Notbremsassistent. Wer sich beim Lesen dieser Zeilen schon gierig die Lippen befeuchtet, um zur Tirade anzusetzen, dass sogar der Mazda MX-5 jetzt im überregulierten automobilen Einheitsbrei versinkt, darf die Luft gerne anhalten und nach erfolgter Beruhigung gleichmäßig und tief ausatmen. Denn der japanische Roadster denkt nicht im Traum daran, zum Computer auf Rädern zu mutieren. Das Fetzendach, das nun auch in Braun erhältlich ist, lässt sich wie eh und je per Handgriff locker ­innerhalb von zehn Sekunden ­betätigen. Das Feedback von den Rädern dringt immer noch nahezu ungefiltert, aber nie unangenehm hart bis ans Fingerspitzengefühl des Fahrers. Der MX-5 bleibt sich treu und somit auch weiterhin das Epitom des Spaßautos. Die Einheit zwischen Reiter und Ross ist bei Mazda eben kein leeres Marketinggelaber.

WIENER-Redakteur Jakob Stantejsky cruist sich weg mit dem Mazda MX-5 auf der Transfogarascher Hochstraße in Rumänien. Foto: (c) Mazda

Auf der Transfogarascher Hochstraße wird das nur allzu deutlich. Zu jeder Zeit ist man der absolute Oberboss im Fahrzeug – nichts entgeht dem wachen Geist. Jeder winzige Rutscher der Reifen kommt in Echtzeit im Großhirn an und das Auto folgt der Gegenreaktion – wenn man sich denn gegen einen gepflegten Drift wehren möchte – mit einer derart sofortigen Verbindlichkeit, dass man die eine Tonne schwere Maschine als eigenen Körperteil wähnt. So fetzt man also beseelt diese herr­liche Bergstraße rauf und runter und leidet nur unter der Entscheidung, ob man jetzt die atemberaubende Landschaft anglotzen oder den Fokus doch lieber auf die Straße legen soll. Die bietet nämlich fast immer eine griffige, an­genehme Unterlage, doch hin und wieder schleicht sich doch ein Schlagloch oder ein herumliegender kindskopfgroßer Stein ein. Die Fahrerei ist und bleibt auf der Transfagarasan jedenfalls ein Traum – derart abwechslungsreiche Serpentinen, Kurvenradien und Steigungen sowie Gefälle ­findet man auf 90 Kilometer ­Straße wohl sonst kaum.

WIENER-Redakteur Jakob Stantejsky cruist sich weg mit dem Mazda MX-5 auf der Transfogarascher Hochstraße in Rumänien. Foto: (c) Mazda

Im Mazda MX-5 tritt man jedes Mal kurz nach dem Scheitelpunkt beherzt und beglückt voll aufs Gas, reißt den Schalthebel euphorisch ein, zwei Gänge rauf, steigt enthusiastisch in die Eisen, schaltet runter und gibt sich ganz der Fliehkraft in der nächsten Kurve hin. Die 184 PS verleihen dem Cabrio dabei noch mehr Spritzigkeit als früher und passen perfekt auf die Straße. Aus diesem Auto kann man alles herauskitzeln und muss sich dabei nie zurückhalten, während bei hochgezüchteten Sportboliden der Tritt aufs Gaspedal oft schon nach wenigen Momenten enden muss, da die aberhundert PS einen dem Bremspunkt nur allzu schnell entgegenschleudern. Im Mazda bleibt man Herr der Dinge und kann trotzdem wie ein durchgeknallter Springinsfeld dem Geschwindigkeitsrausch ­frönen. Die nächste Kurve soll völlig verquert angegangen werden? Na, aber gerne! Supereasy kommt das Heck einen besuchen und verabschiedet sich auf Wunsch auch ­artig ruckzuck wieder dorthin, wo es laut Straßenverkehrsordnung hingehört.

Der Mazda MX-5 ist ein wahr gewordener Bubentraum und ­verkörpert unkomplizierten Spaß wie kein Auto sonst. Die Trans­fogarascher Hochstraße lockt mit Spektakel in vielerlei Hinsicht: beeindruckende Landschaft, einzigartiges Fahrerlebnis und fröhlich umherstrolchende Tierwelt. Es handelt sich bei der Kombination der beiden Protagonisten um ein sogenanntes Match made in Heaven. Nah genug dran am ­Himmel ist man hier zweifellos.

Mazda MX-5 G184 Revolution Top

Hubraum: 1.998 ccm
Leistung: 184 PS
Verbrauch: 6,9 l / 100 km
Drehmoment: 205 Nm
Beschleunigung 0-100 in: 6,5 Sekunden
Spitze: 219 km/h
Gewicht: 1.030 kg
Preis: 35.890 Euro