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M&M – BMW M5 Competition vs. M2 Competition

Warum dem BMW M5 nochmals 25 PS mehr an Leistung angedeihen lassen? Warum den ohnehin schon ultrascharfen BMW M2 überhaupt gleich ganz durch ein neues Modell ersetzen? Eine rein rhetorische Frage, denn die simple Antwort lautet: Weil man kann!

Text: Gregor Josel

In einer perfekten Welt würden Milch und Honig fließen, alle ­wären glücklich und zufrieden, Kriege gäbe es keine, auch keinen Hunger, man träfe sich jeden Tag gegen mittags und sänge Hand in Hand mit Fremden Loblieder auf eine heilige Instanz, die nicht Gott wäre, aber dafür sorgte, dass es uns allen gut ginge! In dieser ­perfekten Welt gäbe es auch nur perfekte Autos, die uns von einem Hochgefühl zum nächsten tragen würden. Dass es mit dem Welt­frieden und dem Mitgefühl gerade nicht ganz so rosig aussieht, ist ja kein Geheimnis. Was es allerdings trotzdem gibt, sind perfekte ­Autos, oder zumindest nahezu perfekte Autos, wie den BMW M5 und den BMW M2.

So steht er also da wie die Unschuld vom Land, der neue und stärkste Serien-M5 aller Zeiten. Foto: (c) Eryk Kepski

Nicht dass wir uns da jetzt falsch verstehen, es hätten ja auch die bisherigen Leistungsmerkmale der beiden BMW-M-Fahrzeuge durchaus gereicht fürs morgend­liche Semmerlholen. Denn mit 600 PS im Standard-M5 und mit 370 PS im M2 sind beide Autos jetzt nicht das, was man landläufig als untermotorisiert verstehen könnte. Ganz im Gegenteil. So repräsentieren die beiden Modelle ja auch bislang schon so was wie die jeweiligen Speerspitzen nach oben und nach unten im Portfolio der M-GmbH; der M5 gilt schon seit jeher als alltagstauglicher Spitzensportler und der M2 ist sowieso die zweispurige Spaßgranate schlechthin. Kann man eigentlich so stehen lassen, würde allen gefallen, ­Friede, Freude, Eierkuchen.

Die M-People sehen das freilich anders, denn das Streben nach Perfektion macht einfach nie Halt. Es ist dieser beneidenswerte Perfektionismus, der den Ingenieuren und Technikern solcher Marken ­eigen ist und ihnen nie, nie, niemals so was wie „Passt schon …“ über die Lippen kommen ließe. Und so haben die BMW-Burschen aus Garching bei München sich überlegt, diese beiden Raketen einfach nochmals zu überarbeiten und jeweils eine „Competition“-Version nachzureichen. Im Falle des M5 gibt es die Competition-Version als Alternative zum normalen M5, der neue BMW M2 Competition löst den bisherigen M2 überhaupt gleich ganz ab.

410 PS und reiner Heckantrieb, wahlweise gepaart mit manuellem Getriebe: So sehen echte Männerträume in Form des M2 Competition aus. Foto: (c) Eryk Kepski

Beginnen wir also mit der ­kompakten Rennsemmel, dem M2 Competition, der künftig als ­kleiner, gemeiner und höchst wendiger Kraftlackel die kompakten Supersportler das Fürchten lehren will und wird. Optisch ist der M2 Competition ja ein bisserl ein Sleeper, denn wer nicht genau hinschaut, könnte von der Weite auch durchaus meinen, es handle sich um einen optisch aufwendig gepimpten Normalo-Zweier. Die Evolution zum alsbald dann nicht mehr erhältlichen M2 Coupè lässt sich beim BMW M2 Competition aber insbesondere unter der Haube finden. Mit zwei Turboladern ausgerüstet, entwickelt der Reihensechszylinder mit drei Liter Hubraum mit Doppelturbo-Aufladung nun extrem selbstbewusste 410 PS. Und presst damit satte 40 PS mehr auf die Hinterachse als der bisherige M2. Das Drehmoment wurde auf 550 Nm gesteigert, den Sprint ­erledigt der M2 Competition mit DKG-Automatikgetriebe in 4,2 Sekunden. Und wenn wir schon von Getrieben sprechen: Danke, liebe M-GmbH, dass es den M2 Competition auch wahlweise mit Sechsgang-Handschaltung gibt. Das macht einen zwar auf der Rennstrecke wie auch bei der Bergwertung durchaus langsamer, aber so ein Fahrzeug noch von Hand schalten zu können, lässt das Sportfahrerherz vor Freude kräftig glucksen.

Die Innenausstattung des BMW M2 Competition. Foto: (c) BMW

Foto: (c) BMW

War die Streckenperformance des BMW M2 Coupé schon be­eindruckend, legt der BMW M2 Competition in allen Belangen noch weiter nach. Die neue CFK-Präzisionsstrebe im Motorraum des Fahrzeugs sorgt etwa für erhöhte Steifigkeit der Karosserie und mehr Lenkpräzision ­gegenüber dem Vorgänger. Noch höhere Kurvengeschwindigkeiten werden durch das serienmäßige, aktive M-Differential im M2 ­Competition erreicht. So viel Vorwärtsdrang will aber auch wieder entsprechend nachhaltig verzögert werden: Die gewachsene M-Sportbremse mit Compound-Bremsscheiben und Sechskolben-Festsätteln an der Vorderhand fängt den schnellsten M2 aller Zeiten mit Leichtigkeit wieder ein – auch auf der Rennstrecke.

Aber lassen wir das Techno-­Gefasel, denn um all das geht’s ja eigentlich nicht, sondern nur ­darum, dass der kleine M im entsprechend sportlichen Modus, der über die beiden M-Direktwahl­tasten konfiguriert und abgerufen werden kann, permanent in der Kurve den Allerwertesten nach ­außen dreht! Schaltet man alle ­Helferleins ab, hat man alle Hände voll zu tun, um den M2 ­Competition unter Kontrolle zu halten, denn er schwanzelt bei ­jeder Gelegenheit. Und wenn er dann doch mal ausbricht, durch ­einen eventuell etwas über­motivierten Gasstoß des rechten Fahrerfußes, dann ist der M2 ­Competition allerdings durchaus gut kontrollierbar wieder einzufangen oder eben in den kontrollierten Drift zu befördern. Nichts für schwache Nerven, vor allem wenn dann auch noch von Hand geschaltet werden darf so nebenbei!

Nur quer bist wer: Im BMW M5 Competition lässt sich der serienmäßig sehr hecklastige xDrive-Allrad auch gänzlich ausschalten. Foto: (c) Eryk Kepski

Steigt man dann direkt in den neuen BMW M5 Competition um, wähnt man sich vorerst in der ­Luxusoberklasse, denn im Gegensatz zum kleinen M2 Competition, der aus seiner Sportlichkeit auch im Alltag keinen Hehl macht, gibt sich der M5 Competition im Comfort-Setup als höchst komfortabler Grandseigneur, der seine Insassen mit hohem Komfort und wenig Eindrücken aus der Außenwelt einlullt und höchstens noch ein wenig Berieselung durch das nicht minder formidable Soundsystem zum allgemeinen Wohl­befinden bereitstellt. Doch wehe wenn er losgelassen, der neue M5 Competition. Dann, und das ist durchaus als ernst zu nehmende Kampfansage zu werten, ja dann bricht schlicht und ergreifend die Hölle los. Die M-GmbH hat das bayrische M5-Viech für die ­Competition-Version nochmals umfangreich nachgeschärft und in verschiedenen Details überarbeitet. In Worten, weil sonst unfassbar: Sechshundertfünfundzwanzig Pferde reißen in diesem Fall an ­allen vier Rädern des xDrive-Allradsystems, das standardmäßig eher hecklastig getrimmt wurde und sich wahlweise auch komplett auf reinen Heckantrieb umstellen lässt, um problemlos eine Garnitur Reifen zu verrauchen, im Querdriftverfahren. Damit lässt der M5 Competition seinen kleinen Bruder M2 Competition alt aussehen beim Sprint, denn die 100er-Marke ist im Falle der großen Supersport-Limousine in 3,3 Sekunden ­erreicht. Die 200 dann in 10,8, wenn man’s genau wissen will. Die doppelflutige und klappen­gesteuerte serienmäßige Abgas­anlage brüllt dich nach Wunsch an, dass es eine Freude ist.

Gregor Josel am Steuer des BMW M5 Competition. Foto: (c) Eryk Kepski

Innenausstattung des BMW M5 Competition. Foto: (c) BMW

Das Fahrwerk des M5 Compe­tition wurde ebenfalls überarbeitet und entsprechend den Leistungskennzahlen modifiziert. Damit wird auch der Sonntagsfahrer zum brandgefährlichen Gegner am Berg, wenn er die dabei anfallenden G-Kräfte durchhält, denn der M5 Competition pflügt mit einer atemberaubenden Souveränität, die ­ihresgleichen sucht, durch Highspeedkurven. Egal ob auf der Rennstrecke oder in freier Wildbahn. So bleibt am Ende des Tages nur noch die Frage, wie man schnellstmöglich an genügend Kleingeld kommt, um sich einen der beiden Power-Bayern in die Garage stellen zu können. Oder am besten eigentlich gleich beide …

Auf der Rennstrecke gibt sich der M2 Competition als feister ­Kämpfer; um ihn zu kontrollieren, sollte man durchaus Auto fahren können, vor allem, wenn man alle Helferleins auf Off schaltet. Der M5 Competition ist zwar nicht minder ultraschnell, lässt aber aufgrund seiner Grundkonstellation vergleichsweise wenig von der Außenwelt an seine Passagiere. Foto: (c) BMW

BMW M2 Competition

Motor: Reihen 6 Zyl. Twin Turbo
Hubraum: 2.979 ccm
Leistung: 410 PS
Drehmoment: 550 NM / 2.350 U/min
Verbrauch: 10,8 Liter
Beschleunigung: 0-100: 4,4 s (Man. Schaltung)
Spitze: 250 km/h
Gewicht: 1.625 kg
Preis: 76.700 Euro

BMW M5 Competition

Motor: V8 Twin Turbo
Hubraum: 4.395 ccm
Leistung: 625 PS
Drehmoment: 750 NM / 1.800 U/min
Verbrauch: 10,8 Liter
Beschleunigung: 0-100: 3,3 s
Spitze: 250 km/h (305 km/h M Drivers Pack.)
Gewicht: 1.865 kg
Preis: 165.768 Euro