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Ikarus – der manipulierte Höhenflieger

Manfred Sax

Wurde die Ikarus-Sage manipuliert? Fiel eine Warnung vor Tiefflug der Zensur zum Opfer?

Dädalus rüstet Sohn Icarus (Foto: Leemage/Corbis via Getty Images)

Ja, meint Bestseller-Autor Seth Godin, der dem Ikarus-Thema ein Buch gewidmet hat. „Wir alle kennen die Sage: Dädalus gibt dem Sohn Flügel und sagt ‚gehorche deinem Vater; wir fliegen weg von hier, aber flieg nicht zu hoch, sonst schmilzt das Wachs und du stirbst‘, nur: Das hat er vor dem 17. Jahrhundert nicht so gesagt!“ Bei den Recherchen habe er alte Texte gefunden, in denen Dädalus nicht so sehr vor Höhenflug sondern besonders eindringlich vor zu tiefem Flug warnte. Logisch eigentlich, wer braucht schon feuchte Flügel?

Allein, diese Passage sei im 17. Jahrhundert verschwunden. Warum? Wegen der industriellen Revolution, meint Godin. Weil Fabriksbesitzer keine Höhenflieger sondern Arbeiter brauchten; Höhenflieger war man selber, Konkurrenz nicht erwünscht. Und Menschen ohne Höhenflug-Ambitionen seien leichter zu kontrollieren. Es habe mit unserer innewohnenden Angst zu tun, meint der Forscher, unserer Angst vor dem Tod, vor Versagen und so weiter. Deswegen erfinden wir diese Narrative – um uns zu schützen. Und klar, es gibt viele Gründe Angst zu haben. Das Leben ist leider ziemlich lebensgefährlich.

Und hier der Forscher im O-Ton:

Seth Godin: The Icarus Deception: How High Will You Fly?