Pflege

Power Shower – Der WIENER testet sportive Duschgels

Der WIENER testet vier sportive Duschgels für Haut und Haar, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wer hält seine Versprechen? Sind knapp 1.000 Prozent Preisunterschied gerechtfertigt?

Redaktion: Jakob Stantejsky

Der Halbstarke

Was es verspricht: Invictus, einem unbesiegbaren Helden, ist das gleichnamige Shower Gel nachempfunden und soll Frische mit Wärme vereinen. Nebenher wird man auch noch Männerikone und Frauenfantasie.
Was es kann: Dass Invictus es mit zahllosen Feinden aufnehmen kann, wenn er tatsächlich so riecht, erscheint völlig logisch. Denn einen derart brutalen Ansturm auf den Geruchssinn hat man vorher garantiert noch nie erlebt. Schwer und satt hängt Paco Rabannes Geruchsnote – wobei man hier eher von einem Crescendo statt einer einzelnen Note sprechen sollte – in der Dusche und macht sich auch sofort im ganzen Badezimmer breit. Man fühlt sich ein bisschen so, als hätte man eine Meute Parfümerieangestellter einge­laden, die jetzt alle gleichzeitig auf einen einprügeln. Man kann wohl schon erahnen: Invictus übertreibt es ein wenig, der Heldenkörper präsentiert sich nach Anwendung jedoch besonders fein und geschmeidig. Der Teuerste im Bunde gibt sich in jeder Hinsicht opulent, was aber nur in mancher Hinsicht gut ist.
Paco Rabanne Invictus Shower Gel, 150 ml für 29 Euro
WIENER-Wertung: 3,5/5

Foto: (c) Maximilian Lottmann

Der Gentleman

Was es verspricht: Auch David Beckham betreibt nun eine Körperpflegelinie und reinigt, belebt und erfrischt – dank kühlender -4 °Celsius-Formel – den Kunden mit seinem House 99 Polish Up Duschgel. Auftragen muss man es allerdings selbst.
Was es kann: Schon die Tube, in der das weiße Gold daherkommt, greift sich dank rauher Oberfläche richtig schön edel an. In der Nase (bitte nur äußerlich anwenden!) entfaltet sich ein angenehm minziger Geruch, der jedoch höchst elegant, dezent – ja, britisch eben – auftritt. Die olfaktorische Keule überlässt Mr Beckham der Konkurrenz und stellt somit das bestriechende Duschgel im Vergleich. Hier wird nicht mit Pseudotestosteron geprotzt, sondern die feine Klinge angesetzt. Haut und Haar fühlen sich nach der Anwendung seidig an, auch wenn Kombiduschgels nie so gut für die Haare sein werden wie reine Haarprodukte – das hat auch meine Friseurin bestätigt. Und die muss es wissen, schließlich hat sie auch ohne meinen Hinweis erkannt, dass ich plötzlich Sport­shampoo verwende.
House 99 Polish Up Body & Hair Wash, 150 ml für 12 Euro
WIENER-Wertung: 4,5/5

Foto: (c) Maximilian Lottmann

Der Chemiker

Was es verspricht: Bei der äußerlichen Anwendung der adidas UEFA Champions League Victory Edition soll sich im Inneren des Duschenden ein ekstatischer Adrenalinrausch à la Siegtor in der letzten Sekunde einstellen.
Was es kann: Verteilt man das tiefblaue Gel auf Körper und Kopf, hüllt
einen ein frischer Naturduft ein, der so gar nicht natürlich ist. Das Aufregendste an der Victory Edition ist die Inhaltsangabe auf der Packung, in der sich abgesehen von „Wasser“ kein einziges Wort befindet, für dessen Aussprache man keinen Doktortitel benötigt. Wer jedoch über die arge Künstlichkeit des Produktes hinwegsehen kann, bekommt ein Sport­duschgel, das garantiert jeglichen Schweißgeruch erbarmungslos vernichtet. Gerade beim Mannschaftssport, wo sowieso die Hälfte der Teamkollegen Shampoo schnorren kommt, ist ein günstiges Duschgel wie dieses allerdings die weisere Wahl. Seinen Job tut es, aber Glanz, Glamour und Champions-League-Feeling darf man sich wahrlich nicht erwarten.
adidas UEFA Champions League Victory Edition Hair & Body Shower Gel, 250 ml für 3,29 Euro
WIENER-Wertung: 3/5

Foto: (c) Maximilian Lottmann

Der Öko-Crossfitter

Was es verspricht: Das Aquafitness Duschgel von Biotherm enthält Meerwasser samt natürlichen Spurenelementen, keine Parabene, und besteht zu 98 Prozent aus biologisch abbaubaren Inhaltsstoffen. Revitalisierung steht neben Umweltschutz ganz oben auf der Agenda.
Was es kann: Wer nicht hinter dem Körperpflegemond lebt, weiß, dass Biotherm für Topqualität steht. Diesen Anspruch unterstreicht das Aquafitness schon beim Aufbrechen der ­feschen Verpackung. Das ozeanblau (damit auch die zwei nicht abbaubaren Prozente später im Grundwasser nicht auffallen) gehaltene Gel eruptiert in ein Geruchserlebnis, bei dem sich eine feine Kräuterselektion in der Nase breitmacht, während eine füllige Zitronennote den Gaumen umschmeichelt. So enthusiastisch wie diese Beschreibung ist allerdings auch der Geruch, was man auch schon als over the top bezeichnen könnte. Anders als beim adidas-­Produkt wirkt die ganze Geschichte jedoch deutlich sanfter und weniger scharf. Das Duschgefühl ist jedenfalls ein erhebendes – Haut und Haar wähnen sich professionell umsorgt.
Biotherm Aquafitness Instant Revitalizing Shower Gel – Body & Hair, 200 ml für 24 Euro
WIENER-Wertung: 4/5

Foto: (c) Maximilian Lottmann

Fazit

Die Trophäe für das beste Preis-Leistungs-Verhältnis wandert zweifellos nach England zu David Beckham, der nicht mal halb so viel wie Paco Rabanne für dieselbe Menge verlangt. Unterm Strich geht „House 99“ deshalb auch als Gesamtsieger hervor, wobei sich die drei teureren Produkte qualitativ nicht viel schenken. Adidas kommt da nicht mit, bedient aber preislich auch eine ganz andere Klientel.