AKUT

Raus, solang wir können!

Franz J. Sauer

Der Sommer kommt, das Virus geht. Das haben wir doch schon einmal wo gehört … nun gut, lasst uns nicht miesepetern. Vielleicht klappts ja diesmal längerfristig, wo sogar schon die Clubs aufsperren … aber, bekanntlich kommt das Virus ja mit dem Auto aus dem Urlaub zurück. Deshalb: JETZT FEIERN! Und wir sagen, wo das in Wien am besten geht.

Text: Franz J. Sauer / Fotos: Stefan Csaky

Es geht ein großes Aufatmen durch die Ränge. Fussballmatches werden wieder gemeinsam befeiert, im Freien zwar, aber doch frenetisch. Die diversen Rooftop-Bars haben auch schon wieder offen, sogar das U4 hat pünktlich am 1, Juli um 0h wieder aufgesperrt. Klar, überall gilt 3G und so, Kapazitäten sind teils noch beschränkt, aber allernorts wird Hoffnung geschürt, dass alle Restriktionen demnächst fallen könnten. Bloß fällt damit hoffentlich nicht auch das Bewußtsein darüber in den Keller, dass die berühmt-berüchtigten Corona-Messgrößen von 7-Tages-Inzidenz bis Intensivstation-Belegung auch wieder steigen können. Man denke bloß an den letzten Herbst zurück: Das Virus kam bekanntlich zurück, mit dem Auto aus dem Urlaub. Und schlug, weil man sich im Herbst dann doch etwas zu zögerlich mit den Maßnahmen gab, in doppelt und dreifacher Härte zurück. Davon ist nun heuer nicht mehr ganz so wahrscheinlich auszugehen, schließlich sind mit 1. Juli österreichweit schon knapp 3,2 Millionen Menschen vollständig geimpft, Tendenz steigend. Und Delta hin Delta her – irgendwann muss ja auch mal Schluß sein mit dem ganzen Gsturl.

Daher unsere Empfehlung, Leute: Geht raus! Und zwar jetzt gleich, sofort und so oft ihr könnt. Vor allem um jenes Aerosol aufzusaugen, dass entsteht, wenn man nach monatelangem Daheimsitzen endlich wieder andere Leute zu sehen bekommt, die man vorher nur von Facebook, Zoom oder sonst einer virutellen Realität kannte. Ihrer fast schon haptisch habhaft wird. Sich über Dinge freuen kann, die einstmals aber sowas von selbstverständlich waren. Das schürt die Offenheit, vereinfacht das Kontakte knüpfen, was nicht zwingend bedeuten muss, sich gleich hemmungslos um den Hals zu fallen oder mit Wangenküsschen feuchtester Provenienz um sich zu werfen.

Und weil man ja verständlicherweise fast schon vergessen hat, wo man in Wien einen anständigen Zieher veranstalten kann, hat Euer WIENER für Euch eine Liste mit warmherzigen Empfehlungen parat, von Essen bis Trinken, von Tanzen bis Chillout, von Party bis Wochenendspaziergang. Mit on Tour: Die beiden Wiener Burlesque-Göttinnen Madeleine de Sade und Rhonda Bell Fox.
Here we go:

Praterstraße, Wien 2, Aspernbrückengasse 2
Infos online unter: www.praterstrasse.wien
Die Eröffnung der Praterstraße ging im März 2020 von statten, rechtzeitig zum ersten Lockdown also. Heinz Tronigger, Hennes Weiss und Benji Loudon nebst ihrem Team ließen sich aber kaum verdrießen und starten nun halt quasi mit eineinhalb Jahren Verspätung in die große Sausen-Saison. Ihr Lokal, in den ehemaligen ATV TV-Studios beheimatet, bringt einen interessanten Mix aus Club, Bar, Restaurant (Pizza!), Lounge und Kunstraum zutage, alles architektonisch oberstylisch gebaut und einen feinen Gastgarten in der schönsten Ecke des zweiten Hieb gibt es obendrein dazu. Besonderes Augenmerk sei auf die technische Ausstattung des Clubbereiches gelegt, die wohl anspruchsvollste Soundanlage Wiens trifft auf ein ehrgeiziges Lichtkonzept und wenn dann endlich mal wieder richtig abgeclubt werden darf, werden die Besucher der Praterstraße zu erwartungsgemäß eklektischen DJ-Sets nur so Augen und Ohren machen.

Wie es sich gehört in Wien gibt es natürlich auch hier bereits einige grumpy Anrainer, die gegen das Projekt schon sturmlaufen, bevor die erste Platte aufgelegt wurde. Deshalb gilt es abends und nachts, die Tanzlokalität über den Eingang Aspernbrückengasse 2 zu betreten.

Wie alles begann – aus einem gemütlichen Afterwork-Dring mit Modechefin und Freunden, die zufälligerweise einen der feinsten Schuppen Wiens, die Praterstrasse betreiben (rechts im Bild zu sehen: Benji Loudon und Heinz Tronigger, mit dem Rücken zu uns, von Madeleines Mähne verdeckt: Hennes Weiss) entsteht eine Lokaltour, stets auf der Fährte der beiden Damen, die uns hier ins Auge stachen. Die nächste Station sahen Sie schon auf der vorhergehenden Doppelseite, die dritte folgt sogleich.

Organics Sky Garden, Wien 1, Wipplingerstraße 2
Infos: www.organicsskygarden.com
Zunächst zur Lage von Wiens derzeit angesagtester Rooftop-Bar: Wir befinden uns am Dach des Hypo NÖ-Gebäude Ecke Hoher Markt / Wipplingerstraße, also quasi genau vis a vis eines der berühmtesten Würstelstände der Republik. In den späten Achtzigern und frühen Neunzigern endete sozusagen keine einzige Party-Nacht in Wien nicht am Hohen Markt mit einer Eitrigen. Aber wir schweifen ab. Hier gehts jetzt um Drinks, feine Cocktails mit erfrischenden ORGANICS-Inhalten (etwa: Orange Kiss Mocktail: 15cl Orangensaft, 5cl Blutorangensaft, 1cl Zitronensaft, 1cl Holundersirup Fill Up: ORGANICS Black Orange) und einem wirklich atemberaubenden Weitblick über ganz Wien. Fernblick, Ausblick, View von mir aus. Und die Nicht-Boomer unter uns haben natürlich auch schon ein neues Wort parat für einen Ausblick wie jenen vom Hohen Markt rüber zum Steffl: Instagramable!

Fakt ist: Viel schöner wird‘s nimmer, wenn man gerne hoch oben steht, weit sieht und die Sehenswürdigkeiten der Stadt im Auge behält. Die Möbel zum besitzen stammen von Fabio Novembre, das Gesamtkonzept haben sich Joachim Bankel und sein „Rooms“-Team erdacht und wenn dann auch mal wieder Touristen die Innenstadt stürmen, ja spätestens dann wird es wohl wieder vonnöten sein, sich einen Tisch da oben zu reservieren.

Zuprosten mit dem besten Ausblick der Stadt im ORGANICS SKY GARDEN. Da kommt es sich auch sehr schnell mit feschen Damen ins Gespräch. Auch wenn das manchen der Anwesendinnen gar nicht zu passen scheint. Die handelnden Personen von links nach rechts von vorne nach hinten: Jonas Reindl, aufstrebender Jungmusiker (Band: Nagelstudio) mit juristischem Hintergrund, Sauer (Chefredakteur), Madeleine de Sade und Rhonda Bell Fox, Burlesque-Künstlerinnen und ganz hinten Alex Pisecker (Modechefin des
WIENER)

Volksgarten-Pavillon / Technocafe, Wien 1
Infos online unter: www.dastechnocafe.at
Gefühlt gibt es das Technocafe schon immer, jeden Dienstag lockt es seit Clubbing-Gedenken die halbe Partystadt in den Volksgarten-Pavillon (den es übrigens nicht nur gefühlt, sondern ganz in echt schon immer gibt). Sandra Kendl hat das Open-Air-Gsturl mit Liebe, Hingabe und Ausdauer zur nach wie vor und wohl für immer pulsierendsten Open Air-Location der Stadt ausgebaut und an den Decks geben sich die besten Plattendreher der Stadt wohlbesuchte Stelldicheins. Dass wir hier für das Foto den Innenraum des Pavillons gepflegt leer vorfanden lag übrigens nicht an der Güte der musikalischen Darbietung, sondern nur an dem lauen Wetter außerhalb, wenig später kam die Hütte wie immer ordentlich ins Grooven. Für Schonkost, die man nachher sogleich wegtanzen kann, sorgt ein BBQ-Grill im Garten, die Cocktailbar ganz hinten ist ebenfalls längst Klassiker wie die Mannerschnitten am Tresen innen drinnen. Einziger Feind, der auch abseits von Corona leider immer reinscheissern kann: Das Wetter. Aber auch wenn es um 18h30 pünktlich zum Doors Open stürmt und schüttet – bis 23h kann das alles wieder vorbei sein. Also lasst Euch nicht entmutigen und fahrt rein in die Stadt. In die einzige Location mit eigenem Parkplatz-Areal direkt vor der Tür. Und grüßt den Türmann Harry schön von mir!

Die Stimmung gelockert, die Kravatte auch: Nach dem Sky Garden wurde ins Technocafe im Volksgarten Pavillon gewechselt, wo wir, oder, speziell Herr Reindl bereits Tuchfühlung mit unseren neuen Bekanntschaften aufnahmen. Zugegeben, der Chefredakteur ist da schon etwas aus dem Bild gerückt, dafür kommt die Modechefin langsam aber ziemlich in Fahrt.

Loosbar, Wien 1, Kärntner Durchgang 10
Infos: www.loosbar.at
Die American Bar im Kärntner Durchgang ist gefühlt die klein-ste Bar Wiens, wenn nicht der Welt, trotzdem ist immer noch ein Plätzchen frei, auch wenn es von außen schon gesteckt voll aussieht. Hm. Zumindest war das früher so … aber anyway, auch jetzt lassen sich die wunderbaren Loos-Ingredienzien der Bar fein besetzen, die Barkeeper verrichten ihr Zauberwerk hinter einer großen, improvisierten Glasfront und der Gastgarten des Lokals nimmt mit Verve und Freuden sowieso einen großen Teil des Kärtner Durchgangs ein.

So entsteht in, vor oder unter der Loos sowieso immer und zu jeder Zeit eine eigene Art von Party, irgendwas hats da mit der Atmosphäre, nicht nur, aber schon ganz besonders, wenn die „Patin“ Marianne Kohn vor Ort ist und die Gesellschaft sortiert. Für den wirklich allerletzten Drink vorm Heimgehen ist die Loos jedenfalls stets ein guter Tipp, wählt man sie als Start in den Abend, kann es leicht passieren, dass man nirgendswo anders mehr hin will. Well, soll einem beim Weggehen in Wien nichts Schlimmeres passieren …

Zu später Stunde in der Loosbar findet nun endlich zusammen, was zusammengehört. Die Herren Reindl und Sauer trösten sich mit harten Drinks darüber hinweg, dass nun letztlich vor allem die Damen enge Freundschaft geschlossen haben und die frisch aufgesetzte Ménage a Trois gleich mit einem Packerl Selfies für Instagram oder sonstwo einzementieren. Naja, abgemeldet sein kann auch gut schmecken, wenn die Leute von der Loosbar die Drinks mixen …

Vienna City Beachclub, Wien 22, Am Kaisermühlendamm 106
Infos: www.vcbc.at
Auch Strand muss sein, zumal ja Wien bekanntlich direkt an der Donau liegt – an der Alten wie an der Neuen. Und was als kleine Cocktailbar am Wasser vor 15 Jahren begann, hat sich mittlerweile zum amtlichen Wassertreff der Wiener Ausgehfreudigen entwickelt. Auch die Eventschiene der Lokalität kann sich sehen lassen, von den diversen Superfly-DJs (Crazy Sonic, Eberhard Forcher) bis hin zu Wiens Party-Legende Mauri Q wird hier nahezu jeden Tag für properen Sound gesorgt (immer bis 23h, am Freitag und am Samstag sogar bis 2h früh.) Besonderes Feature: Hundis sind erlaubt. Das hat doch was …

Heldenbar, Wien 1, Heldenplatz
Infos: www.heldenbar.at
Mitten im Zentrum, vor oder eigentlich: inmitten der Hofburg hat sich unweit der berühmten Reiterstatue und gleich neben dem großen Portal eine schmucke, kleine Open Air Bar etabliert, die an einem wahrlich geschichtsträchtigen Ort das Genießen ambitionier gemixter Longdrinks ermöglicht. Etwas creepy gestalten sich die Öffnungszeiten (Montag und Mittwochs geschlossen und auch an einem Dienstag, laut HP Betriebstag, fanden wir schon einmal geschlossene Schirme vor), umso netter dafür das Ambiente, wenn man einmal da ist und auch Drinks bekommt. Idealer Starter in den Volksgarten übrigens, der nur einen Steinwurf entfernt ist.

Die Allee, Wien 2, Hauptallee 124
Infos unter:
www.dieallee.at
Nun ja, wie soll man sagen: 3G hin, Vorsicht her, das Entrée in „die Allee“ mit ihrem wahrlich eindrucksvollen Gastgarten an der Prater Hauptallee gestaltet sich nicht gerade einfach. An einem der zwei Eingänge hat man darauf zu warten, dass man „seated“ wird, den Garten darf man dann erst wieder nur über den anderen Eingang betreten, damit man nicht an anderen Gästen vorbeigeht (die man dann am Weg aufs Klo sehr wohl passiert). Das 3G-Zertifikat wird dann erst wieder erst am Tisch kontrolliert … aber naja, es werden wieder bessere Zeiten kommen. Und Location, Personal und Essen (2018 sogar von Gault Millau erwähnt) sind tatsächlich fein und ambitioniert.

Direkt an die Allee angeschlossen ist übrigens die Kugeltanz-Bowlinghalle, falls es diesen Sommer (wovon wir allerdings nicht ausgehen!) doch mal regnet. Parken ist gratis, man muss nur in den Prater einfahren (gleich neben der gleichnamigen Sauna) und sich das Ticket an der Kugeltanz-Pudel abstempeln lassen.

Heuriger Edlmoser, Wien 23, Maurer Lange Gasse 123
Infos: www.edlmoser.at
In einer Aufstellung der besten Weggeh-Spots in Wien darf freilich auch ein Heuriger nicht fehlen. Allerdings finden wir diesen nicht wie sonst üblich in Grinzing oder Sievering, sondern am anderen Ende der Stadt in Wien-Mauer. Dort macht Michael Edlmoser mittlerweile nicht nur einen der besten Weißweine der Stadt (mehrfach prämiert), in jahrelanger Kleinarbeit hat er auch den familieneigenen Heurigenbetrieb am Fuße des Maurer Berges zu einem Magneten für Freunde der gehobenen, Wiener Küche gemacht.

Und weil dem findigen Michi scheinbar auch sonst recht fad ist, lässt er sich immer wieder nette Aussenstellen in der Umgebung einfallen, wo er dann im Pop-Up-Style malerische Weinberge bestuhlt und den feinen Rebensaft direkt dort ausschenkt, wo er letztlich auch
entsteht.

La Mama. Wien 14, Hüttelbergstraße 46
Infos: www.lamama.at
Ein in Terrassen ansteigender Gastgarten am Fuße des Wolfersberg mit eigenem Salettl. Davor eine gemütlich Stube, die auch im Sommer Open Air-Flair vermittelt, ob der großen Fenster. Dazu eine Speisekarte voller italienischer Verzückungen, eine gut gefüllte Weinkarte und nettes Personal, das Dir stets das Gefühl gibt, Du dinierst gerade daheim im Wohnzimmer.

Klar ist die La Mama weit vom Schuß, wenn man sonst in der Stadt unterwegs ist. Aber ihr Besuch lässt sich wunderbar mit einer eh längst überfälligen Besichtigung der Ernst Fuchs Villa kombinieren oder mit einem Waldspaziergang auf die Rieglerhütte. Und in die Stadt weiterziehen kann man nachher immer noch.

Pizzaquartier, Wien 2, Karmelitermarkt 96
Infos online unter:
www.pizzaquartier.at
Dass sich die Region um den Karmelitermarkt in Wien 2 in den letzten 10 Jahren zur wahren Genuss-Oase entwickelt hast, ist ebenso wohlbekannt, wie es den Rahmen sprengen würde, hier alle nämlichen Lokale explizit anzuführen. Daher nehmen wir die schön gestaltete, mit einem tollen Gastgarten ausgestattete Pizzeria am südwestlichen Ende des Marktes als Pars pro Toto.

Pizzas nach echt italienischer Art werden mit frischen Salaten und feinen Desserts ergänzt, wer sich über die Salsiccia des Hauses drübertraut, hat wahrlich Sinn für Scharfes.

U4, Wien 12, Schönbrunnerstraße 222
Infos: www.U4.at
Gewissermaßen steht hier auch das U4 als Pars pro Toto für die Diskotheken der Stadt. Jedenfalls: Es ist wieder offen und das an den gewohnten Tagen Dienstag bis Samstag, mit den diversen Clubs, die sich hier über die Jahre vor COVID etabliert haben.

Einzige Neuerung, mit der wir uns noch nicht so recht angefreundet haben: Conny, the Legend, in der COVID-Zeit erschlankt und mit der Fitness eines Jünglings ausgestattet, wird nicht mehr an der Pforte wachen. Eine entsprechende Farewell-Party ist in Planung.

Letzte Station: U4, zu Besuch bei alten Freunden. Frau Modechefin hat sich extra umgezogen für den Conny, man kennt sich schließlich schon seit …. naja, seit vielen Jahren halt. War sie doch seit frühester Jugend Stammgast im Diskokeller zu Wien-Meidling. Dass Conny übrigens für unser Foto hier eine Ausnahme macht, sei ebenfalls angeführt: Im Lockdown-Home-Training frisch erschlankt verbrennt Monsieur De Beauclair seine neugewonnene Fitness künftig nicht mehr an der U4-Tür. Conny, Du wirst uns fehlen …