Motor

Ist nur Spaß!

Gregor Josel

Can-Am Ryker, das ist das Ding aus einer anderen Welt, das aussieht wie Alien, geht wie Seuche und Blicke auf sich zieht wie Marilyn. Lesen Sie hier, warum Dreiradfahren auch als dem ­Kindesalter entwachsener immer noch Spaß macht …

Text: Gregor Josel / Fotos: Eryk Kepski

Dreiräder gibt es in der Motorradwelt in letzter Zeit ja immer mehr. Bis auf die Yamaha Niken spielt sich hier aber alles im Scooter Bereich ab, das ist auch relativ klar, denn genau in diesem Bereich bringt die zweite Spur an der Vordergabel natürlich viel Sicherheit bei allen Straßenverhältnissen und natürlich auch die Möglichkeit Scooter zu fahren, wenn man nur im Besitz des B-Scheins ist. Also alles in allem hauptsächlich eine Vernunftentscheidung, denn günstig sind die zweispurigen, meist großen Scooter in der Regel ja nicht grade.

Ganz und gar auf Vernunft pfeifen allerdings die Kollegen von Can-Am aus Kanada, die dem BRP-Konzern zugehörig, der ziemlich leiwande Schneemobile und ATV produziert, das Dreirad zur sportlichen Kunstform erheben und neben den beiden touringorientierten Modellen Spyder und Spyder RT mit dem Ryker auch eine kleine, wendige und unheimlich spaßbringende Einstiegsdroge auf drei Rädern im Programm haben. Und speziell beim Ryker geht es eben nicht in erster Linie um sichere Kurvenfahrt bei nasser Fahrbahn, sondern in erster Linie um möglichst schnelle Kurvenfahrt, denn das beherrscht der Ryker wie kein anderer und selbst der hochmotivierte Supersportmotorrad Reiter wird spätestens nach der vierten oder fünften Kurve die eine oder andere Träne in den verschwitzen Helm drücken, wenn ihm der Ryker ob des enormen Gripcvorteils durch die zwei niederquerschnittigen und nicht grade schmalen Reifen an der Vorderachse ein paar dutzend Meter pro Kurve abnimmt. Die geringe Sitzhöhe von nur 600 Millimetern trägt den Rest zum tiefen Schwerpunkt und den unglaublichen Kurvengeschwindigkeiten bei, bei denen man frph ist, dass man trotz B-Führerscheintauglichkeit einen Helm auf hat, weil einem die G-Kräfte ansonsten die Augäpfel einfach durch die Schläfe pressen würden.

Nun leistet sich der Ryker in der Ausführung mit dem im übrigen in Österreich verwurzelten Rotax Motor mit 900ccm Hubraum und 82PS aber auch beim Kurvenausgang keinerlei Schwächen und man fühlt sich hier schon auf den ersten Metern im wahrsten Sinne des Wortes, wie auf einem gedopten Gokart. Das CVT-Getriebe übersetzt die Power durchaus gekonnt an die einspurige Hinterachse. Der Ryker erfordert allerdings durchaus deutlich mehr Kraft und Lenkeinsatz als ein Motorrad, klar, es gilt ja auch zwei vollständige Räder am Boden zu behalten. Dem festen Griff zuträglich ist in dem Fall auch die Tatsache, dass der Ryker ausschließlich mit dem rechten Fuß gebremst wird, womit man das feiste Dreirad immer sicher in festem Griff haben kann.

Sollte der Übermut dann doch mal zu groß geworden sein, hält der Ryker seinen Fahrer auch mit diversen technischen Hilfsmitteln des Fahrzeugstabilitätssystems, kurz VSS, im Zaum. Es besteht aus einer Kombination aus ABS, Traktionskontrolle und dem Stabilitätskontrollsystem SCS und wirkt direkt auf die Bremse und die Drosselklappe ein und nimmt im Fall des Falles Tempo raus. Für längere Zwischenstrecken ist auch ein Eco-Modus verfügbar, auf den wird man aber im Spaßalltag eher verzichten wollen.

Trotz überschaubarer Sitzhöhe und kompakten Abmessungen, lässt sich der Ryker auch für großgewachsene Fahrer adaptieren. Mit dem „UFit-System“, mit dem sich die Fußrasten passend zum Körperbau einstellen und das optimale Lenkerdesign für die jeweilige Größe auswählen lassen. Ganz im Sinne eines echten Spaßmobils gibt es beim Ryker auch standardmäßig keine großartigen Stauräume. Ein Handschufach samt USB-Anschluss vorm Lenker fürs Handy und das Börserl, that‘s it.

Und wer nun glaubt, man müsse für diesen kanadischen Spaßmacher nun ganz besonders tief ins Gesparte greifen, der irrt gewaltig, denn die Einstiegsvariante des Rykers mit dem 900ccm Rotaxmotor beginnt bei 11.499 Euro, wem auch die 600ccm Variante mit 50PS genügt, der legt sogar 1.500 Euro weniger auf den Tresen. Klar, der Ryker ist kein Ersatz für ein Motorrad, er ist aber eine unglaublich spaßige Ergänzung zu all dem, was man schon so kennt.

Can-Am Ryker 900
Leistung: 61 kW/82 PS bei 8000 U/min
Hubraum: 900 ccm
Motor: Dreizylinder, DOHC
Getriebe: CVT-Automatik mit Rückwärtsgang
Sitzhöhe: 600 mm
Gewicht (vollgetankt): 280 kg
Tankinhalt: 20l
Preis: ab 11.499 Euro