KULTUR

Tina Trumpp: ­Die Perspektive des Anhimmelns

Franz J. Sauer

Wie eine Malerin arbeitet die Stuttgarter Künstlerin mit natürlichem Licht und weichen Zeichnungen, wenn sie das Geheimnis der Weiblichkeit auf sinnliche Weise fotografisch inszeniert.

Foto Header: Tina Wahl

Sie studierte das klassische Klavier, mischte die Wirtschaftswelt durcheinander, nahm erst jüngst zwei wundervolle Platten als Jazz-Vokalistin auf und widmete sich erst 2015, mit knapp 40 Jahren, der Kunst der Fotografie. Das
allerdings gleich mit der Verve einer Vollblut-Lichtbildnerin, die sicher nicht dazu antrat, um halbe Sachen zu machen.

Tina Trumpp, die Künstlerin, die Diva, die Portraitistin weiß sehr genau, was sie will und was sie unter Kunst versteht. Und sieht sie, eben ihre Kunst, als Vollzeitjob, der vollste Konzentration und Hingabe erfordert. Das beginnt bei der Auswahl von Location und Sujet und endet bei der Inszenierung des Models: „Ich versuche stets, ein Gefühl von Intimität herzustellen, da schadet es nicht, den Menschen vor der Kamera zu kennen, ein paar Details aus seinem Leben zu wissen. Von der Perspektive her wird die Frau stets angehimmelt.“ Bewußt verzichtet sie bei ihrer Arbeit auf Allgemeinplätze („Lack, Leder, all das moderne Zeug“) wie auf Massenware, acht bis zehn Shots pro Shooting-Tag gelten für sie als ergiebig. Eine wichtige Rolle spielt auch ihre höchstpersönliche Interpretation des Terms Sinnlichkeit: „Ich verstehe darunter eine starke Weiblichkeit, die auf weiche Art erotisch ist und auf jeden Fall ein Wohlgefühl entwickelt. Beim Betrachter, wie bei der Betrachteten.“

Was kommt als nächstes, Tina Trumpp? „Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht. Aber ich werde immer wieder gefragt, wann ich denn endlich mal Männer fotografiere …

Tina Trumpp „Shades of Sensuality“
(dt. Titel: „Verführungen“)
111 Fotografien auf 208 Seiten, Format: 27,5 x 34 cm, ­Verlag ­TeNeues, Preis: € 50,00 bei ­teNeues.com