AKUT

Archiv 2005 – SoKool

Christian Jandrisits

Lilian Klebow ist die Revierinspektorin der neuen ORF-Krimiserie „Soko Donau“. Dass ihr Großvater Kriminalhauptkommissar in München war, ist in dem Zusammenhang kurios. Aber nicht ausschlaggebend.

Text: HANS SCHNEEWEISS Fotos: MORITZ SCHELL

„Das mit dem Berühmtsein ist schon eine Belastung“, sagt sie, ,,schließlich hat jeder einmal einen Scheißtag.“ Heute ist keiner. Lilian Klebow ist gut drauf beim Interview, die Bio ist rasch erledigt: Sie ist 26 und aus München. Zur Musical- und Schauspielausbildung zog sie vor acht Jahren nach Wien und blieb hängen. Zunächst sang und tanzte sie in Musicals. Bis sie, davon angeödet, beschloss, lieber eine Schauspielerin zu sein, die auch singen und tanzen kann. Als Revierinspektorin Penny Lanz ist sie jetzt die Junior-Ermittlerin im Team von „Soko Donau“, der neuen Wiener Krimiserie, dienstags, 20.15 Uhr in ORF l. Keine schlechte Rolle für jemanden, der die Schauspielerei nie als Traumberuf sah.

Faksimile – Archiv 2005 – SoKool

,,Ich war ein sehr introvertiertes Kind“, sagt Lilian Klebow. „Mir war es schon unangenehm, wenn mich wer auf der Straße nach der Uhrzeit gefragt hat.“ Auf Reisen mit den Eltern saß sie lieber allein im Wohnmobil und unterhielt sich mit unsichtbaren Freunden. Bis sie mit zwölf Jahren die ZDF-Serie „Anna“ mit Silvia Seidel im Fernsehen sah. Die Geschichte eines Mädchens, dessen größter Traum es ist, nach einem schweren Unfall wieder Ballett tanzen zu können.
Gleich darauf belegte sie Jazz- und Musicaltanz. Nach ein paar Stunden war sie öfter im Tanzstudio als zu Hause. ,,Ich war nicht gern daheim“, sagt sie. Der Vater war Mathematik- und Physik-Lehrer, was nicht sonderlich zu ihrer künstlerischen Ader passte.

Faksimile – Archiv 2005 – SoKool

Nächster Zufluchtsort war das Jugendzentrum. Mit 14 hatte sie dort ihre erste Rockband. ,,Wir spielten Guns’n’Roses, Doors oder Pearljam“, sagt sie. Lilian war die Sängerin. Zwei Jahre später machte sie beim Casting eines gewissen Herrn Ralph Siegel mit. ,,Ich habe damals gar nicht gewusst dass er Musikproduzent ist“, sagt sie. In einem halbleeren Büo einer Werbeagentur sang sie a capella „I will survive“. Ein Song wie ein Omen: Kurz darauf gings für sie und vier weitere Girls ins Tonstudio. Die Band hieß „All about Angels“. Mit dem Song „Engel“ traten sie 1997 bei der deutschen Vorausscheidung zum Song Contest an und belegten den zweiten Platz. Heute ist sie froh über die Silbermedaille, sonst wäre sie nicht so leicht aus dem Vertrag rausgekommen. ,,Die deutschen Pop-Schlager waren nicht mein Ding“, sagt sie. Die Vorgaben bei Interviews hätten sie genauso genervt wie die vorgeschriebene weiße Kleidung. ,,Danach hab ich jahrelang nichts Weißes mehr angezogen.“
Nach dem Abitur begleitete sie einen Freund nach Wien, der zur Aufnahmeprüfung an die Performing Arts Studios Vienna antrat und sie mitzog. Da es im ersten Anlauf nicht klappte, schrieb sie sich auf der Universität für Musik und darstellende Kunst ein. Eine ganze Ausbildung später bekam sie eine zweite Chance bei den Performance Arts Studios und wurde gleich in den zweiten Jahrgang aufgenommen. Zwei Jahre später kam das Musicaldiplom und Rollen in „Little Shop of Honors“, „Crazy Love“. Bei „Kiss me Kate“ im Stadttheater Baden hatte sie mit dem Musical abgeschlossen.

,,Es ist zu einer Fließbandarbeit verkommen. Können interessiert niemanden. Im Vordergrund stehen nur mehr Designer und technische Effekte.“ Wenn sie nun auf der Bühne steht, spielt sie Theater wie vor kurzem in den Schnitzler-Werken „Das weite Land“ und ,,Liebelei“. Richtig wohl fühlt sie sich aber nur vor der Kamera, weil die viel genauer sei. Und sie ist gern genau. Das zeigte sie in ein paar Kurzfilmen und kleineren Rollen in ,,Soko Kitzbühel“ oder „Kommissar Rex“. In den Kinofilmen „Tal der verlorenen Kinder“ und „A Full Circle“, ·· an dem noch geschnitten wird, hatte sie die Hauptrolle.
Jetzt ist die Enkelin eines Kriminalhauptkommissars als Revierinspektorin Penny Lanz in der Krimiserie „Soko Donau“ neben Pia Baresch und Bruno Eyron im Einsatz. Die Arbeit begann aber schon, bevor der zehnteilige Spin-off der Reihe gedreht wurde. Klebow musste den Tauchschein machen, Boot fahren, Schießen trainieren und ein paar Ausbildungseinheiten bei der Wega absolvieren.
Viel Zeit bleibt da nicht. Zum Beispiel für die Rockformation „Cheetah“, mit der Lilian Klebow als Frontfrau in Richtung 80er Jahre Independent-Rock Gas gibt. Allerdings sind auch die übrigen Bandmitglieder ziemlich beschäftigt: ,,Der Schlagzeuger macht gerade den Pilotenschein und der Gitarrist die Ausbildung zum Tontechniker.“ Ein Stück, ,,Cheetah“, lässt sich aber von Lilians Website (www.klebow.com) downloaden. Bilder gibts dort auch von Lilian Klebow. Nur: Wozu sich die Mühe machen, wo Sie doch gerade den wiener lesen.