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Ikea als gelb-blaue Beziehungsfalle
„Wie soll das mit uns funktionieren, wenn wir uns nicht mal für einen Stuhl entscheiden können“ – kennt ihr? Damit seid ihr garantiert nicht die einzigen.
Ikea ist ja für viele Dinge bekannt: Produktnamen, Bedienungsanleitungen, Fleischbällchen und zu guter Letzt leider auch dafür, dass sich hier regelmäßig ein blau-gelbes Tor zur Beziehungshölle auftut. Jeder, der schon mal einen Teil seines Beziehungsalltags bei Ikea verbracht hat, weiß das. Zwischen Zahnputzbechern in allen Farben des Regenbogens und Beistelltischen in allen erdenklichen Größen tun sich wahre Gräben der Verlustangst auf. Diese ist meist ein Resultat unendlich vieler Entscheidungsschwierigkeiten – und dafür ist Ikea ja der einzig wirkliche Hort. Darüber, dass das so ist, besteht allerorts Einigkeit. Buzzfeed stellte hier sogar eine Liste zusammen, die „19 typische Ikea-Streits“ zusammenfasst.
Neben der Ikea-typischen Einnebelung der Entscheidungsfähigkeit, die einen vor lauter lackierten Spanholzplatten kein Spanholz mehr sehen lässt, sind es auch Müdigkeit und die Vermischung von Hunger und Grant (engl. „hangry“), die dazu führen, dass das Streitpotenzial steigt. Und auch der Kontext darf nicht außer Acht gelassen werden – im Labyrinth des gelb-blauen Möbelriesen kommt, trotz der unglaublichen Größe der Hallen, schnell ein beklemmendes Gefühl auf – im Fachjargon auch Klaustrophobie genannt. Und wenn es wirklich hart auf hart kommt, dann führt auch tatsächlich nur ein Weg hinaus und den muss man, die Augen voll der Tränen des Zorns, erst einmal finden. Jeder, der sich schon mal in einer solchen Situation befunden hat, weiß dass das so gut wie unmöglich ist. „Knopparp“ wird auf diese Weise schnell zum schlimmsten Schimpfwort, das diese Welt je hervorgebracht hat. Auch Julie Peterson von der University of New England bestätigt die Gefahr, die sich hinter jedem zum Verkauf angebotenen Ektorp versteckt – und fasst in ihrer wissenschaftlich fundiert klingenden Sprache zusammen, was man beim Ikea-Besuch in jeder Abteilung in mindestens drei unterschiedlichen Lautstärken hören kann: „Wie soll das mit uns funktionieren, wenn wir uns nicht mal für einen Stuhl entscheiden können.“ Die Gefahr ist also real, weil wissenschaftlich bestätigt.
Peterson hat auch gleich die passenden Lösungen parat, die einfacher eigentlich nicht sein könnten: Sucht euch die Sachen, die ihr kaufen wollt, vorher schon raus. Nehmt euch eine Jause für unterwegs mit und macht euch einen Plan. Doch hat man erstmal den blau-gelben Filter vor den Augen, ist Einfachheit schnell nicht mehr skandinavisch und am Ende des Tages nicht mal mehr buchstabierbar.
Foto @ Getty Images