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Der andere Rebhandl – Seine Rock Rockenschaub Kolumne im WIENER #W431

Aus dem Leben eines Superschnüfflers: Rock Rockenschaub über Guttmanns Leidenschaft für Jolanda, der reschen Wirtin der Gulaschbude am Wiener Brunnenmarkt.

Ich kannte Guttmann aus Dirty Willi’s Swedish Pornhouse, wo er immer letzte Reihe Mitte saß, dort waren Fat-Mummy-Filme seine Leidenschaft, und Würfelzucker. Er ließ mir immer wieder mal Aufträge zukommen, im Gegenzug kriegte er von mir halt die Karten fürs Pornhouse. Guttmann war nun schon seit einigen Ewigkeiten solo, also nahm ich ihn eines Tages mit ins Hard & Heavy, die Gulaschbude bei uns am Brunnenmarkt, die früher mal ein Plattenladen ge­wesen war, aber jetzt eben eine Gulaschbude ist. Die Wirtin dort hieß Jolanda. Jolanda war der Typ „serbischer General in Strumpfhosen mit behaarten Unterarmen und kleinem Damenbärtchen über den spitzen Lippen“, nicht ganz unsexy, aber natürlich auch nicht das Gegenteil. Was weiß ich. Immerhin brachte sie die Bestellung immer mit einigem Schwung an den Tisch, und da konnte man sich schon in sie verlieben.

„Und als er dann zum ersten Mal den Löffel in ihr Gulasch steckte, war es um ihn geschehen.“

Guttmann, der Bulle, tat genau das, nachdem ihm ihr strammer Arsch und die zwei herrlichen Dinger vorne dran sowie ihre zwei schönen Augen aufgefallen waren. Klassisch. Und als er dann zum ersten Mal den Löffel in ihr ­Gulasch steckte, war es um ihn geschehen. Freund Guttmann ­begann sich ernsthaft für sie zu interessieren, denn erstens konnte sie wirklich gut Gulasch kochen, zweitens war sie eine Frau, und drittens hatte er von beidem zu wenig. Er fragte mich also über ihr privates Umfeld aus: Ob sie Kinder in Jugoslawien, wie er Serbien noch immer nannte, habe, und dort einen Mann? Schulden? Geheimnisse? Leichen im Keller? Nachdem ich alles nach bestem Wissen und Gewissen mit „Nein!“ beantwortet hatte, wollte er, dass ich mit ihm jeden Tag dort essen ging, was ich auch gerne tat, weil er mich immer einlud, auch auf die Getränke. Hin und wieder schaffte er es dabei sogar, Jolanda in einen kleinen Small Talk zu verwickeln, was er immer als ­großen Fortschritt wertete. Aber es war natürlich noch ein weiter Weg bis über die Ziellinie. Denn ich wusste natürlich, dass Jolanda die Menopause längst hinter sich hatte und insgesamt froh war, wenn sie sich den ­ganzen Zinnober mit Ausziehen, Vorspiel und So-tun-als-ob ersparen konnte. Das hatte sie mir jedenfalls gesagt, als ich mit ihr mal hinten in der Küche stand, mit dem feierlichen Zusatz: „Bei dir würde ich natürlich eine Ausnahme machen, Rocky.“ Das waren aber leider die falschen Worte, denn: „Ich heiße doch nicht Rocky wie das Felschen, Jolanda, ich heiße Rock wie der Felsen!“

Guttmann war die Sache dann irgendwann so ernst geworden, dass er einen stets zu Späßen ­aufgelegten Privatdetektiv nicht mehr an seiner Seite haben wollte, wenn er zu ihr ging. Einen, der nach dem siebten Bier auch mal Klapse auf Jolandas Arsch verteilte. Also hatte er mich gebeten, mich ein paar Wochen vom Hard & ­Heavy fernzuhalten und ihn mit ihr allein zu lassen. Man kennt das ja: Ist man selbst solo, trifft man sich gerne mit seinen Kumpels. Aber kaum ist eine heiße Lady im Spiel, sind die gleichen Kumpels plötzlich vollkommen out.

Mir war es recht, denn es inte­ressierte mich sowieso nicht, wie es anderen ging. Also rauchte ich meine Joints nun bei Lemmy ­unten im Quattro Stazzione, und während ich dort die Füße hochlegte, fragte ich mich ab und zu, wie das wohl weitergehen würde mit Guttmann und Jolanda? Mit all den Enttäuschungen und ­Niederlagen, die ihnen das Leben schon als Mühlstein um den Hals gelegt hatte. Irgendwann, als ich mir wieder mal einen guten Joint anzündete, kam Gutti die Treppe herunter­gestolpert, und da dachte ich mir: Jetzt kann ich ihn das ja selber fragen. Aber er setzte sich einfach, öffnete eine Flasche Bier und wollte wissen, was heute in Willys Pornhouse lief. So ersparte ich mir die Frage, weil er mir die Antwort ja schon gegeben hatte.