KULTUR
Zwischen Äpfeln und Wein – Eine landschaftlich wie kulinarisch feudale Motorradtour durch Südtirol
Wer Motorrad und Südtirol in einem Satz verbindet, der spricht meist von den klassischen Zielen, wie Dolomiten, Stilfser Joch und Co. Kann man machen, muss man aber nicht! Denn Alto Adige hat wesentlich mehr zu bieten als wunderschöne Passstraßen und Berge.
Text und Fotos: Gregor Josel
Mit zunehmendem Alter wird man gelassener und bequemer. Man muss sich und der Welt nicht mehr permanent irgendwas beweisen, die wohlgenährte Plautze lässt man im Freibad einfach mehr oder weniger ungeniert raushängen, man muss nicht mehr immer Erster oder Schnellster sein. Das betrifft auch die Reise am Motorrad. War einem in jugendlichem Alter keine Strecke zu weit und nahm man selbst die unwürdigste aller Motorradreiseoptionen, nämlich die sechsstündige Autobahnetappe, relativ gelassen auf sich, so frage ich mich heute spätestens nach 20 Kilometern auf der selbigen, warum ich mir das eigentlich antun muss. Die Seitenwinde reißen an dir und der Fuhre, der Gegenwind am Nakedbike fordert Bauch- und Rückenmuskeln, es ist irre laut unterm Helm, Genuss sieht wahrlich anders aus. Und ausgerechnet das wunderbare Südtirol liegt gerade mal knapp nicht ganz in entspannt abwickelbarer Autobahnreichweite, zumindest für ein langes Wochenende, für das die Anreise über die Bundesstraße aus Zeitmangel einfach nicht lohnt.
Und um ehrlich zu sein, mal vor Ort angekommen gehen Komfort und Genuss inzwischen eigentlich vor. Zwar hat die Zweieinhalb-Sterne-Unterkunft direkt an der Durchzugsstraße durchaus einen gewissen Charme, doch verträgt der geschundene Körper leider auch nicht mehr die Mengen an billigem Alkohol, die nötig wären, um das Nichtvorhandensein eines Wellnessbereichs oder zumindest eines eigenen Waschbeckens im Zimmer vollinhaltlich wettzumachen. Denn schließlich möchte man ja am Folgetag auch gern noch ein paar Meter fahren, was früher nach einem kapitalen Vollrausch und ein paar Stunden Schlaf durchaus möglich erschien. Heute wird dies vom Körper unter schwerem Protest durch senile Bettflucht um 6:15, wurscht wann und in welchem Zustand man zu Bett ging, die eine oder andere leichte Panikattacke am frühen Morgen gepaart mit einem deutlich merkbaren Ruhepuls von 130 und zum Drüberstreuen wirklich erbärmlichen Kopfschmerzen quittiert.
Eine der schönsten und vielfältigsten Gegenden in Südtirol ist das Gebiet zwischen und rund um Meran und Bozen.
Und so gehört man plötzlich zur Gattung jener, die mit dem VW-Bus und den Motorrädern am Hänger gen Italien fahren. Und wissen Sie was? Es ist viel besser! Denn erst durch diese Bequemlichkeit hat man Muße, auch zu genießen, egal ob Landschaft, Gastlichkeit oder Bekanntschaften. Und von all dem gibt es in Südtirol wahrlich mehr als genug. Die Südtirol-Klassiker wie Dolomiten und das Stilfser Joch, die lassen wir auf dieser Reise ganz gewollt aus, denn wir wollen Land und Leute kennenlernen, die wunderbare Kulinarik in Alto Adige auskosten, die Seele baumeln lassen und uns nicht in den Motorradstau auf den üblichen Passstraßen stellen, wo an Motorradfahren ab dem Frühling ohnehin kaum mehr zu denken ist, weil dort, wie immer, alle unterwegs sein wollen.
Eines der schönsten und vielfältigsten Gebiete in Südtirol ist das Gebiet zwischen und rund um Meran und Bozen, das sich nördlich entlang der Etsch über Meran, im Süden durch das Etschtal bis hin in den Trentino, nördlich über die Bozener Hochebenen in Richtung Sterzing und im Westen hinauf auf den Mendelpass und weiter in Richtung der 3.905 Meter hohen Ortler-Gruppe zieht. Hier treffen sie vollends aufeinander, die alpine und die mediterrane Welt. Zwischen Apfelbäumen und Weinreben, in der Ebene des Etschtals und auf den umliegenden Bergen, in der Einsamkeit der weiten Landschaft oder dem Flair der beiden Städte Meran und Bozen zeigt sich Südtirol in dieser Gegend, wie es leibt und lebt.
Die Homebase für das landschaftlich wie auch kulinarisch feudale lange Wochenende bildet ein kleiner, aber feiner Geheimtipp für Südtirolfans, nämlich das Gartenhotel Moser am wunderschönen Montiggler See, der sich östlich von Kaltern in die hügelige Landschaft schmiegt.
Von dort aus ist so ziemlich alles möglich, denn speziell in den Frühlingsmonaten April und Mai kann das Wetter in den Bergen noch tückisch sein und manch Motorradtrip wurde in den Dolomiten durch heftigen Schneefall beendet. Vom Montiggler See aus hat man allerdings die Möglichkeit, in alle Richtungen aufzubrechen. Sei es zu einer Dolomitenrunde oder rauf ins Passeiertal, vorbei am Sandwirt, dem Geburtshaus von Andreas Hofer und über den Jaufenpass nach Sterzing. Oder doch lieber zu einer Runde über die Südtiroler Weinstraße, vorbei am Nationalpark Trudner Horn, hinauf in Richtung Auer und Montan, um dann weiter südlich die Talseite bei Salurn zu wechseln und wieder Richtung Norden und über die wundervollen alten Dorfzentren von Tramin, Kaltern, Eppan bis nach Nals zu fahren.
Wenn einen dort dann abends der Hunger plagt, lohnt sich ein Abstecher von Nals in die Berge über die Via Apollonia, von der man einen atemberaubenden Blick über den Meraner Talkessel erhaschen kann, um dann weiter oben an einem Tisch im Gasthof Jäger Platz zu nehmen, in dem Familie Öttl ein sehr besonderes kulinarisches Konzept auf höchstem Niveau umsetzt. Hier kann man auf der einen Seite der Karte sehr modern interpretierte Südtiroler Fusionsküche oder auf der nächsten Seite echte Klassiker der Region finden. Ob nach dem Wandern oder zum Fine Dining, beim Jäger ist man immer willkommen. Spätestens hier wird einem klar, dass Südtirol viel mehr zu bieten hat als Schlutzkrapfen und Co. und das allherbstliche Törgellen, denn Restaurants wie den Gasthof Jäger gibt es hier versteckt in der traumhaften Landschaft nahezu an jeder Ecke. So wie das direkt an der Strada provinciale 14 nahe Kaltern gelegene Restaurant Ritterhof. Von außen eher unscheinbar, überzeugt das Ambiente im Inneren durch eine tolle Kombination aus Altem und Modernem. Der Abend beginnt beispielsweise mit einem Tatar vom heimischen Rind aus Ritten mit „Grappa Ambra la Morbida“ und hausgemachter Brioche. Gefolgt vom am Tisch tranchierten Chateaubriand mit Sauce hollandaise, kleinen Rosmarinkartoffeln und Grillgemüse. Dazu gönnt man sich, so man nicht mehr selbst fahren muss, einen Manus Lagrein 2015 vom hauseigenen Weingut Ritterhof.
„Speziell in den Frühlingsmonaten April und Mai kann das Wetter in den Bergen noch tückisch sein.“ Wolfgang Moser, Gartenhotel Moser
Was ich allerdings an Südtirol am meisten schätze und inzwischen lieben gelernt habe, ist die allumfassende Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen. Egal ob Servicepersonal im Restaurant, Tankwart an der Tankstelle, Weinbauern, die am Feld ihrer Arbeit nachgehen, oder die Chefleute der unzähligen und meist in Familienbesitz befindlichen Hotels – hier fühlt man sich immer ab der ersten Sekunde vollkommen zu Hause.
Besonders herzlich geht es auch im eingangs erwähnten Gartenhotel Moser am Montiggler See zu, das einerseits als klassisches Familienhotel idyllisch mit eigenem Badehaus am Montiggler See ruht, seit Kurzem im neuen Teil des Hauses aber auch auf Paare und Wellnessurlauber setzt. Hier gehört man vom ersten Hallo bis zur Abreise zur großen Hotelfamilie!
Die Chefs Christine und Wolfgang Moser sind jederzeit anwesend und für einen netten Plausch zu haben. Vom Gärnter bis zum Team im luxuriösen Wellnessbereich sind hier ausnahmslos alle kompetent, herzlich und offensichtlich gut gelaunt. Ein Highlight ist jedenfalls neben dem wirklich geräumigen und hochmodernen Spabereich vor allem die Kulinarik von Küchenchefin Tina Marcelli, die mit ihrem Team tolle Küche für die Hotelgäste, aber vor allem auch große Kochkunst für die hauseigenen Gourmetrestaurants zaubert, mit der sie – durchaus mehr als berechtigterweise – gerade auf der Jagd nach dem ersten Stern ist. Und auch wenn der eine oder andere Regenguss den Zweiradtrip vereitelt, hier kann man die Seele im Wellness-Outdoorbereich baumeln lassen, einen Spaziergang am nahen See oder einen Ausflug nach Meran machen, um die Einflüsse von Kaiserin Sisi zu erforschen, die einst zu Schloss Trauttmansdorff auf Sommerfrische weilte und die Stadt Meran zum Hotspot des europäischen Adels machte.
Es gäbe noch viel mehr zu erzählen über diese wunderbare Ecke, leider fehlt die Zeit und auch der Platz, um alle Eindrücke wiedergeben zu können. Darum sei Ihnen wärmstens ans Herz gelegt, dieses Fleckchen Erde selbst bei nächster Gelegenheit zu erkunden. Ich kann Ihnen jedenfalls versprechen, dass Sie nicht enttäuscht sein werden.
Infoporn 4* Superior Gartenhotel Moser am Montiggler See
Das Gartenhotel Moser ist das perfekte Gast-Zuhause für alle, die schon immer einen Urlaub am See verbringen wollten, aber ein paar Meter entfernt von den klassischen Touristenpfaden sein möchten. Für Paare und Familien gleichermaßen geeignet, liegt das Gartenhotel Moser idyllisch am Großen Montiggler See – und somit sehr zentral im Bozener Land. Ob im neuen, hochmodernen und geräumigen Wellnessbereich oder in den hauseigenen Gourmetrestaurants, hier wird Genuss großgeschrieben und man ist vom ersten Hallo Teil der großen Hotelfamilie von Christine und Wolfgang Moser. Infos unter: gartenhotelmoser.com