AKUT

Sexpositiv. Frederikas Lust an der Lust

Manfred Sax

Es war Frühherbst, als ein Windstoß die Redaktionstür aufriss. Herein stob ein Tornado und machte Wirbel. Wir tauften den Tornado Frederika.

Text: Manfred Sax

Schwer zu sagen, warum Tornados immer Frauennamen haben, hier passt es. Frederika Ferkova ist 26, seit 20 Jahren in Wien, Soziologin, Journalistin, seit 4 Jahren auch Mastermind eines sexpositiven Klubs, du verstehst. Plötzlich stoben Ideen und Connections und Sager durch die Redaktion wie Blätter im Wind, und du wusstest bald nicht mehr, wo die expressive Soziologin aufhörte und der sexpositive Mastermind begann. Und dann war da noch dieses Kleid.

Sexpositiv also. Es begann in Berlin, im Fetisch-Klub Kitty, der war genau das. Und sowas wollte Frederika auch in Wien; ein Weckamin für ihre sicherheitsverliebte, fortgehfaule Generation. Und disconnected an Stelle von connected, weder Selfies noch Party-Fotos noch Instagram-wasauchimmer; stattdessen sexpositiv-wasauchimmer. HIER schreibt sie, was da so läuft.

Um Klubs geht es auch im aktuellen WIENER. Ist lange überfällig, es gibt die Sehnsucht nach echten Kontakten und echter Körpernähe und echter Sinnlichkeit, zu Frederikas letztem Clubbing kamen 900 Leute. „Wien braucht mehr Klub-Feeling“, sagt sie. Mehr Lust sowieso. Klubs sind das beste Gegengift zum Selfiewahn, sie schaffen Gemeinsamkeit und machen Legenden.

Christine Keeler by Lewis Morley; Getty Images.

Apropos Legenden: Das ikonische Bild links mit der unvergesslichen Christine Keeler am Sessel entstand 1963 im berühmten Londoner Establishment Club, am Höhepunkt der historischen Profumo-Affäre. Die letztlich den Kriegsminister mitsamt der Tory-Regierung zu Fall brachte, weil die holde Christine nicht nur Profumo, sondern auch einen Russen dingste. Die vergangenen Herbst verstorbene Ms Keeler war das, was die Briten ein Vice-Girl nennen; arrangierbar für gewisse Stunden. Der Zufall will es, dass auch Frederika mal ein Vice-Girl war, sie hat für das Magazin Vice geschrieben. Das ist natürlich eine ganz andere Art von ”vice“ (= englisch für „Laster“), nur stand da nicht ganz so zufällig auch ein halbwegs ähnlicher Sessel im Studio von Fotograf Max Lottmann, der nach einem begnadeten Körper nur so schrie (der Sessel, nicht der Lottmann). Und der Rest ist die Conclusio zur Geschichte: Wohl dem, der einen Klub hat. Dort passieren immer gute Dinge.

 

Frederika Ferkova by Max Lottmann.

Alle nicht kreditierten Fotos: Frederika Ferkova; alle Infos zu ihrem Klub: instagram.com/hausgemachtinwien