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Warum verwandeln sich männliche Fische in Weibchen?

Manfred Sax

Es hat mit Chemikalien zu tun, die als Abfall in die Gewässer geraten. Fische sind die Sex-Change-Meister der Tierwelt.

Foto: Getty Images

Zum Beispiel das Rotauge, in Osteuropa ein beliebter Speisefisch. Eine von Prof. Charles Tyler (Uni Exeter) angestrengte Studie befand, dass ein Viertel der männlichen Rotaugen aus insgesamt 51 englischen Flüssen weibliche Eier in ihren Testikeln hatten, also Richtung Sex-Change unterwegs waren. Verantwortlich dafür zeichneten hohe Level an Östrogenen (etwa Progestin in Anti-Baby-Pillen), die via Abfall in die Flüsse gelangten. Menschen spülen Tausende Chemikalien die Toilette runter, mindestens 200 darunter können bei Fischen zur Verweiblichung führen – also männliche Fische letztlich daran hindern, für Nachwuchs zu sorgen, so der Professor. Bliebe die Frage, ob Fische auch Vermännlichung draufhaben. Und ja, der Asiatische Schafskopf-Lippfisch (Semicossyphus reticulatus) hat dieses Kunststück drauf. Nach Jahren des harmlosen Heranwachsens kann so ein Weibchen Hoden entwickeln, was unter anderem zu einem birnenförmigen Kopfauswuchs und aggressivem Verhalten führt – letzteres schlechte Nachrichten für das Männchen, mit dem es als Weibchen noch kopulierte, weil der Alpha-Status nur in einem wüsten Zweikampf ermittelt werden kann. So gezeigt in einer denkwürdigen Episode von „Blue Planet 2“.

Quellen: academic.oup.com/bioscience/article/58/11/1051/264727 und www.bbcearth.com/blueplanet2