Im Gespräch:Michael Ostrowski

„Blöd zu bleiben, ist ein Privileg“. Privat zieht er sich gerne aus. Auf der Bühne nur, wenn es einen guten Grund dafür gibt – gute Bezahlung, zum Beispiel. Hier erzählt Michael Ostrowski, warum er trotz seines Sicherheits-bedürfnisses Schauspieler geworden ist und kein Problem hat, den Trottel zu markieren.

Gutgelaunt kommt er aus der Theaterprobe und ist sogleich für jede Schandtat zu haben – legt sich unserem Fotografen sogar zu Füßen. Zwar nicht nackt, wie in seinem Film „Nacktschnecken“ oder am Theater in „Ladies Night“, aber das macht nichts. Was nicht ist, kann ja noch werden…
Der Magister der Geisteswissenschaften und Sohn zweier Lehrer rutschte mit 19 während des Studiums zufällig in die Schauspielerei – und blieb dabei. Ostrowski wirkt mit seinem steirischen Slang authentisch, lässt auch privat kein Scherzchen aus. Genau wie der Typ, den er in seinen Filmen so gerne verkörpert – und trotzdem ganz anders.

Bist du im neuen Stück „Run for your wife“ nackt zu sehen?
Wer weiß, wie sich die Proben entwickeln. Wir sind erst im ersten Teil des Stückes. Derzeit noch nicht.

Ziehst du dich gerne aus?
Vor dem Schlafengehen gerne. Privat. Bei sonstigen Anlässen nicht so gerne.

Hemmungen hast du keine?
Doch, sicher. Jeder hat Hemmungen sich vor anderen Leuten auszuziehen. Wenn ein guter Grund, ein gutes Publikum und eine gute Bezahlung dazu kommen, dann fallen die Hemmungen, wie wir auch aus dem Fernsehen wissen.

Lässt du lieber die Hosen runter als dich seelisch zu entblättern?
Das kommt auf den Kontext an. Nur weil mein Beruf Autor oder Schauspieler ist, muss ich doch nicht über mein Privatleben reden.

Du hast Englisch und Französisch auf Lehramt studiert. Hast du auch unterrichtet?
Zwei oder drei Jahre hab‘ ich im Sommer in Slowenien eine Woche Englisch unterrichtet. Und später auf der TU in Graz für Architekten Creative Writing. Irgendwann hat’s bei mir den Punkt gegeben, wo ich ehrlich zu mir hab‘ sagen müssen, ich kann es nicht vereinbaren, in der Schule diese Position des Lehrers einzunehmen, der alles weiß und die Position des künstlerisch arbeitenden Menschen, der nicht alles wissen, sondern eher suchen, zweifeln und hinterfragen muss. Diese Diskrepanz hat mich dann dazu geführt so ehrlich zu sein und zu sagen: Lehrer sein geht derzeit nicht.

Hast du es jemals bereut, dass du den soliden Lehramts-Beruf gegen den des freien Schauspielers gewechselt hast?
Ich komme aus einem Elternhaus, das sehr bedacht darauf war, eine Absicherung zu haben. Und ich bin auch in gewisser Weise ein sehr sicherheitsbedürftiger Mensch. Aber ich habe es bis jetzt nie bereut, einen anderen Weg gegangen zu sein. Die großen Vorteile überwiegen derzeit.

 

Info

Michael Ostrowski, geboren am 3. jänner 1973 in Leoben, aufgewachsen in Rottenmann. Kam während des Englisch- und Französisch-Studiums in Graz zufällig zum Theaterspielen (Theater im Bahnhof). 2004 mit Nacktschnecken (auch Drehbuch) im Kino. Spielte 2010 in „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“. Im Herbst in „Wie man leben soll“ zu sehen.