Schön sein reicht nicht

Mit 22 Jahren ist Baptiste Giabiconi das erfolgreichste Männermodel und die offizielle Muse von Karl Lagerfeld. Jetzt versucht sich der Beau als Sänger. Der WIENER sprach mit Giabiconi über seinen Mentor und seine Musik.

Showtime! Der Titel seiner ersten Single passt perfekt: Aufgeregte Fans, hektische Securitys und eine Meute von Journalisten, Kamerateams und Fotografen. Die Ankunft des französischen Models Baptiste Giabiconi (22) erfüllt alle Klischees. Auch sein Lebenslauf liest sich eher wie ein niveauschwaches Filmskript. Die Neuverfilmung von „Das hässliche Entlein und der Schwan“ läuft etwa so ab: Baptiste kommt aus bescheidenen Verhältnissen, wächst ohne Vater auf und ist in seiner Jugend unansehnlich, um nicht zu sagen hässlich. Vom Glück nicht unbedingt verfolgt, wird er Mechaniker.

Die Verwandlung beginnt mit Besuchen im Fitnessstudio, die gute Fee kommt in Form eines Modelscouts, der den Jüngling nach Paris schickt. Dort angekommen wartet zwar weder Prinz noch Prinzessin, dafür aber der „Kaiser“ Karl Lagerfeld und mit ihm ein neues Leben. Baptiste wird Lagerfelds Schützling und nicht zuletzt dank ihm das erfolgreichste Männermodel.

„Hochprofessionell“ sei ihre Beziehung, meint Baptiste, „mit einem starken Anteil Freundschaft und Zuneigung! Es ist eine Alchemie, die stattfindet! Es ist so wie es ist, und wir genießen es!“

Ein Schelm, wer dabei Böses denkt: Baptiste ist hetero- und Lagerfeld vermutlich ziemlich asexuell, aber dafür besessen von der Jugend. Deswegen bucht er den schönen Jüngling für jede seiner Kampagnen und fördert seine Karriere, wo er nur kann. Einige Jahre wird das wohl auch noch so weiter gehen, und dann? The End? So schnell möchte Baptiste sich nicht aus dem Rampenlicht verabschieden. Mit seiner Musik will er den Höhenflug fortsetzen. Die ist auch der eigentliche Grund für den Kurzbesuch in Wien. Er folgt der gut bezahlten Einladung des französischen Wodka-Herstellers Grey Goose, der den Beau als Ehrengast einer Präsentation einfliegen ließ. Unter anderen Umständen vielleicht ein Gewissenskonflikt für jemanden, der seit Jahren in Interviews beteuert, auf Alkohol komplett zu verzichten, aber Baptiste kann nicht nur den Drink promoten, sondern auch seine Musik.

Die ist „eine Pop-Rock-Geschichte mit ein bisschen englischem Touch“. Depeche Mode, David Bowie, Kings of Leon und auch AC/DC sind seine Idole. Trotzdem nichts für eingefleischte Rockfans! Mit elektronischen Beats und eingängigem Refrain macht Baptiste Pop, der eine sehr junge Zielgruppe anspricht.

Es geht um Unterhaltung! Eine Botschaft möchte er nicht unbedingt transportieren, stattdessen singt er lieber über seine Person. Im Gespräch bezeichnet er sich mehrfach als „Kämpfer“ und natürlich auch als „Sieger“, so sieht er sich am liebsten. Derzeit kämpft er vor allem darum, aus dem Schatten seines übermächtigen Mentors zu treten und auch ohne dessen Leuchtkraft zu strahlen. „I’m the one starring in my life“ stellt er in einem Lied fest.

Es dürfte schwierig werden, die metaphorische Nabelschnur zu trennen, aber Baptiste wird bestimmt einen Weg finden, nicht in Vergessenheit zu geraten. Einen prominenten Fan hat er schon: Karl Lagerfeld ist begeistert und hat „wie verrückt auf dem Tisch getanzt“. Zumindest an dieses Bild werden sie bestimmt noch öfters denken.

Info

BAPTISTE GIABICONI: geboren 1989 in Marseille, arbeitet Baptiste anfangs als Hubschraubermechaniker. Seit 2008 ist er Lagerfelds offizielle Muse. Damit startet die große Karriere. Unzählige Kampagnen für Lagerfeld, Chanel, Fendi & Co folgen. Seine erste Single „Showtime“ erscheint Anfang 2011. Am Lifeball präsentiert er seinen zweiten Song „Lightyear“, ein Album soll folgen.