Austro-Whisky: In die Jahre gekommen

Whisky aus Österreich? Die Whiskeymesse im Hotel Wimberger zeigte, dass sich Österreich Whisky-Land nennen darf.

Das Waldviertel wird zu Islay, die Wachau zur Speyside

Seit 18 Jahren kann sich auch Österreich Whisky-Land nennen. Entsprechend selbstbewusst traten jene 14 Betriebe, die seit vorigem Herbst die Austrian Whisky Association (AWA – www.austrian-whisky.at) bilden, heuer bei Mario Prinz’ Whiskymesse im Hotel Wimberger auf. Denn die anfängliche Skepsis der Konsumenten ist längst einem kleinen Hype gewichen. Konsequent hat sich die AWA-Gruppe auf ein Qualitätsreglement (nur auszugsweise: kein Süßen – mindestens drei Jahre Fassreife ausschließlich in Österreich – mind. 40% Alkohol) geeinigt. Das wichtigste Argument für die Austrowhiskies aus Kundensicht liegt aber schlicht im Überwinden der Pubertätsjahre: Nunmehr kommen ähnlich reife Destillate in den Handel wie bei den keltischen Cousins Schottland/Irland. Neun, zehn, zwölf Jahre im Fass, dazu eine Vielfalt an Getreidesorten (Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel) und auch sonst eine gewisse „Wurschtigkeit“ gegenüber Dogmen, machen den heimischen Whisky momentan hochspannend.

Wer es immer noch nicht glaubt, soll den weltweit einzigen getorften Roggenwhisky kosten. „Special Rye Malt Peated“ stammt aus dem Pionierbetrieb, mit dem 1995 alles begann, der Destillerie Haider in Roggenreith. Was wie Selchspeck riecht, ist das über Torffeuer getrocknete Roggenmalz, das Jasmin Haider in der Hand hält. Magister Jasmin darf sich Destillateurin und AWA-Präsidentin nennen, dazu hat sie am Kochbuch für Schottlandfreunde „Haggis, Whisky und Co“ (Mandelbaum Verlag) mitgewirkt. Und mit ihrem Vater Johann eben jenes Destillat produziert, das nach einer Mischung aus Pumpernickel, getrockneten Apfelscheiben, Rauch und Rindenmulch duftet. Letzteres verdankt sich dem Waldviertler Baum-Torf, von dem der „smoky“ Charakter des Brandes stammt. Auch der erste Schluck atmet schiere Rauchigkeit, Jod und sogar das Salz, das man gemeinhin mit Islay-Whiskies verbindet. Also genau jenen Torf- und Meer-geprägten schottischen Lebenswässern, von denen man glaubte, dass sie sonst niemand so hinbekommt. Geschweige denn im Binnenland Austria. Crazy Waldviertlers! Denn die Süße von Ruländer-Fässern, die Topwinzer Fred Loimer nicht mehr brauchte, bringt der Haidersche „Torf-Kaiser“ auch noch mit.

Unabhängig von der AWA stellte Markus Wieser seine UUAHOUUA-Whiskies vor, deren urschrei-artiger Name auf die erste Wachau-Erwähnung im schönen Idiom Althochdeutsch anspielt. „Zwar warten die Schotten nicht auf den Wieser, um guten Whisky zu produzieren“, wie er kokett sagt. Das Wortspiel „Wies-ky“ dafür kann wieder nur er am Etikett führen. Und genauso versteht er die sieben- und zehnjährigen Einzelfassabfüllungen auch: „Eigenständig müssen sie sein“. Die ausgeprägte Birnenaromatik und Milde des im Sherry-Fass gereiften 7-jährigen machen ihn zu einem Whisky für Whiskyskeptiker. Sucht man das verbindende Element zwischen beiden präsentierten Füllungen ist das wohl der Duft gerösteter Haselnüsse, den beide Gläser verströmen. Beim 10 Jahre gelagerten „Wies-ky“, der Oloroso-Fässer und Eichenholz gesehen hat, stimmen zudem Pistazien und zarte Toffee-Noten die Nase darauf ein, was hier noch kommt. Am Gaumen erinnert er frappant an Skandinaviens Pfefferkuchen, Gebäck-Noten und Pikanz in einem also, dazu eine schöne Länge, die einmal mehr zeigt, dass Österreichs Brenner auch Getreide bestens im Griff haben. Dass sich bei Wiesers Flaggschiff auch ein Hauch Marille zeigt, liegt vielleicht nur an der Wachau-Assoziation im Hinterkopf, ganz sicher bin ich mir am Ende aber nicht mehr.

Bezugsquelle: Whiskydestillerie Haider, „Special Rye Malt Peated“, EUR 59 ab Hof, www.whiskyerlebniswelt.at

Wieser, „Uuahouua Wies-ky“ 7-jährig und 10-jährig, EUR 45,90 bzw. EUR 49,90 bei Interspar, www.weinwelt.at

Foto Jasmin Haider: (c) Stefan Klemenjak