Buchkritik: Wien schön trinken

Ein kurzweiliges Lesevergnügen rund um den Durst und seinen Einkehrstätten ist „Wien schön trinken“ geworden, ein Lokalführer im besten Sinne, soeben im Milena Verlag erschienen.

Wien schön trinken.

Gewusst hat es schon der alte Keats: „Dear mother, the church is so cold / but the alehouse is so healthy and pleasant and warm“. Dennoch: schön trinken muss man sich Wien in Wirklichkeit eh nicht, der selben Meinung ist Herausgeberin Vanessa Wieser im Vorwort des soeben beim Milena-Verlag erschienenen „Lokalführers“ (die Anführungszeichen, weil es weitaus mehr als das ist) „Wien schön trinken“. Nein, es ist nicht die Stadt an sich sondern das Leben, das manchmal eben jenen Tribut fordert, der einen übermäßig durstig stimmt und wo trinkt sich’s schöner als beim Wirten, im Lieblingsbeisl, in der favorite Wind’n. Deren gibt es ja in Wien (deren Einwohner im früheren Leben, so eine berühmte Weise eines legendären Nicht-Kostverächters, Rebläuse gewesen sein müssen) ja mehr als genug.

Lokalkolorierte Trinkerromantik beiseite: der Leser hat es bei „Wien schön trinken“ mit einem wunderbar kurzweiligen Lesevergnügen zu tun, in dem 36 Lokalmatadore über ebenso viele Lokale schreiben, Liebeserklärungen an Beisln und Gasthäuser, Denkmäler für die Fortgeh-und irgendwo-picken-bleiben-Kultur, humorvoll geschrieben von Musikern/Autoren/Künstlern/anderen Berufsgruppen/bekannten Gesichtern und anderen Menschen, die es gelegentlich dürstet.

So treibt es Ernst Molden in die Ungargasse, diese – wie er schreibt – melancholische aber schöne Schlucht, ins Café Malipop, wo die Frau Margit das sagen hat, und die Frau Margit ist alterslos und kettenrauchend, ein Film für sich. Robert Rotifer wiederum kehrt in das Café Tirolerhof ein und vertieft sich in Gespräche anderer Leute. Bernhard Moshammer wiederum sitzt nie in Lokalen, weil da Amokläufer sein könnten, und geht lieber in die famose Pizzeria Mari.

 

Cornelia Travnicek, Nino Mandl, Austrofred, El Awadalla, David Pfister, Mika Vember, Clarissa Stadler, Mieze Medusa: nur eine kleine Auswahl jener, die das Buch mit ihren Anekdoten aus ihren Lieblingslokalen zu einem tollen Lokalführer machen, der für Wiener Trink-Aborigines und Krügerl-Matadore genauso amüsant ist wie für Nicht-Wiener. Vom Concerto über das Blue Banana, vom Shabu über das Rhiz, vom Schikaneder über das Café Stadtbahn: hier werden all jenen Denkmäler gesetzt, die sich diese Monumente auf ihre Art auch verdient haben.

Was bleibt mir außer einer absoluten Buchempfehlung also noch groß zu sagen? Ach, ja: Prost!

Preis: € 19.90 / ISBN 978-3-85286-233-0