Wiener Style: James Franco: Ein Mann für alle Fälle

James Franco wandert gern auf dem schmalen Grat zwischen Kommerz, Kunst und Komödie. Ganz selbstverständlich und mit einer Nonchalance, die ihresgleichen sucht.

Regeln gelten vielleicht für andere, aber sicher nicht für einen Mann wie James Franco. Spätestens seit er 2001 James Dean verkörperte, gilt er als sein inoffizieller Nachfolger und ist damit immun gegen alle Gesetze, die sonst im Staate Hollywood gelten mögen. Das macht ihn nicht nur zu einem richtig coolen Typen, sondern wirft auch die Frage auf: Ist Franco einer der genialsten Köpfe unserer Zeit, oder aber komplett wahnsinnig? Betrachtet man seine Filmografie ein wenig genauer, muss man fairerweise zu letzterem tendieren: „Planet der Affen“, „Spring Breakers“ und „Spiderman“ – klingt kaum nach großem Kino.

Trotzdem zählt der Anti-Held nicht zu der Kategorie Schwiegermuttis Liebling à la Brad Pitt oder George Clooney, sondern wird vielmehr als intellektueller Charakterdarsteller gehandelt, bekommt Rollen in großen Dramen wie „Milk“ oder „127 Hours“, für die er neben viel Lob selbst eine Oscar-Nominierung abstauben konnte. Nebenbei produziert er selbst Filme (The Broken Tower), schreibt Drehbücher (The Feast of Stephen) und versucht sich mehr oder weniger erfolgreich als Hobby-Poet (Obama in Asheville) mit Gastprofessur an der UCLA. Das passt irgendwie nicht zusammen – muss es auch nicht!

Nicht zu fassen: James Franco ist vieles -nur nicht berechenbar, kann alles -nur nichts Konventionelles, und kaum hat man ihn endlich in eine Schublade gesteckt, bricht er aus. Selbiges gilt auch für seinen Stil -Frida Giannini, die kreative Leitung bei Gucci, hat ihn 2008 als Testimonial entdeckt, für Sonnenbrillen, Parfums und Anzüge. Ein netter Zuverdienst, außerdem hat Franco seine Filmkarriere als tanzende Elvis-Interpretation in einem Fernsehspot für Pizza Hut begonnen, dagegen ist das italienische High-End-Label ein Aufstieg in den Olymp. Mal abgesehen von den Gratis-Anzügen, in denen Frida ihren Franco vermutlich gerne öfter sehen würde. Aber nur weil er während der Mailänder Modewoche an einem Tag geschneuzt und gekampelt brav in der ersten Reihe Platz nimmt, heißt das noch lange nicht, dass er nicht vielleicht schon am nächsten Tag im abgefuckten Print-T-Shirt durch die Straßen von New York streunt -er ist und bleibt einfach unberechendar und damit eine riskante Option.

Kontroversiell – leicht macht es James Franco niemandem, schon gar nicht den Marken, für die er abwechselnd cool, lässig oder charmant von den Plakatwänden lächelt. Letzter Eklat: „Interior. Leather Bar.“ – Inspiriert von dem 1980 entstandenen Film „Cruising“ geht es volle 60 Minuten lang um die New Yorker Schwulen- und Pornoszene. Dabei hält sich Franco nicht als Director im Hintergrund, sondern turnt auch in Jockstraps auf einem nackten, stark behaarten Schwergewicht herum. Das hat die PR bei Gucci vermutlich ziemlich viele Nerven und Franco beinahe seinen Vertrag gekostet -abgesehen von den wechselnden Gerüchten rund um seine Sexualität, die eher heterosexuell eingestuft werden darf. Immerhin zählen Sienna Miller und Model Agyness Deyn zu seinen Eroberungen. Viel spannender, seine kolportierten Gespielinnen: Anne Hathaway, Amanda Seyfried, Selena Gomez und Miley Cyrus. Nur die Affäre mit Lindsay Lohan wurde dementiert, alles andere scheint ihn nicht zu kümmern -verzeiht man ihm doch ohnehin alles.

Liebster Feind – einzig und alleine Kanye West und seine Zukünftige Kim Kardashian sind vermutlich nicht sonderlich francophil. Ist es doch derzeit sein scheinbar größtes Hobby, gemeinsam mit Kumpel Seth Rogan den Rapper und seine Realitiy-TV-Braut auf äußerst humoristische Weise zu parodieren und man kann von Franco halten, was man will, aber allein deshalb ist er genial.