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Hoaxmap: Inspektion der Gerüchteküche

Sarah Wetzlmayr

Falschmeldungen über Plünderungen, geschenkte Handys und Wohnungsräumungen gibt es beinahe täglich. Meist stehen sie in vermeintlichem Zusammenhang mit Asylsuchenden. Die hinterhergeschickte Nachricht, dass eine Meldung falsch ist bleibt selten so gut hängen wie die Lüge selbst. Zur Verortung und Überblicksbeschaffung über diese Hoaxes gibt es jetzt die Hoaxmap.

von Sarah WetzlmayrNur wenige Tage vergehen ohne Falschmeldungen über Flüchtlinge und Asylsuchende. Hoaxes in der Facebook-Timeline gehören mittlerweile zum Alltag des Social Media-Nutzers, geht es aber um ein solches Thema wird es besonders kritisch. Schwierig wird es insbesonders dann wenn nicht mehr nachgefragt, folglich auch nicht nachgeprüft wird und Social Media Kanäle wie Facebook oder Twitter zu Katalysatoren einer Gerüchtemaschinerie werden. Die Summe dieser Meldungen macht es schließlich aus und erzeugt den Anschein einer unstoppbaren und undurchdringlichen Gefahrenwelle die auf uns zurollt. Die Angst die hier geschürt wird ist aber eine die sich, zumindest teilweise, auf eben solche Falschmeldungen stützt. Wie der Diskurs durch Geschichten von Wohnungsräumungen für Flüchtlinge und Plünderungen, die schlichtweg nicht richtig sind, verfälscht, konnte jeder Medienkonsument in den vergangenen Monaten selbst beobachten.

Ein kürzlich ins Leben gerufenes Projekt will die Gerüchteküche jetzt einmal gründlich aufräumen und so verhindern, dass mit solchen Hoaxes Stimmung gegen Asylsuchende gemacht wird. Die Hoaxmap ist eine Plattform die solche Falschmeldungen sammelt und auf einer Landkarte einträgt. Der Wahrheitsgehalt der Meldungen wird zuvor noch überprüft. Knapp 200 Meldungen wurden bereits in die Lügen-Landkarte eingetragen. Weil Gegenrede allein schon lang nicht mehr hilft haben die Initiatoren des Projekts die Idee geboren, Lügen konkret zu verorten und so gut überblickbar darzustellen. Besorgte Bürger auf diese Art aufzuklären wird bestimmt schwierig, weil viele durch das Lügenpresse-Narrativ schon sehr abgestumpft sind, verrät eine der Initiatorinnen in einem Interview mit der SZ. Wie viele dann tatsächlich die Karte auch konsultieren lässt sich ebenfalls schwer sagen, aber ein Anfang das Brodeln in den Gerüchtekochtöpfen ein wenig zu bremsen ist einmal getan.

Wer ein vermeintliches Gerücht auufgespürt hat und das zur Überprüfung an die Hoaxmap schicken möchte kann das auf Twitter (@hoaxmap) oder per Mail tun (mail@hoaxmap.org).

http://hoaxmap.org/

 

„Es gibt uralte Vorurteile und Stereotype, die das Fremde als Bedrohung betrachten. Solche Falschmeldungen sind eine Bestätigung dieser Vorurteile. Es passt in das vorgefertigte Bild“ (Lena Frischlich, Medien- und Sozialpsychologin“)