KULTUR
Puber goes Gallery
Das Pubersche Werk jetzt auch drinnen
ECHTER PUBER, FALSCHER PUBER?
Die Tags des nervigen Herrn Puber bekommen nun erstmals ein Dach über dem Kopf. Nicht alle, aber ein paar. Das Dach ist das der Martin HO-Gallery im Ersten. Ab 17. Februar.
von Sarah WetzlmayrMit Puber, diesem Wiener Streetart-Jungen, den niemand kennt und dann doch alle, ist es so eine Sache: Entweder man hasst ihn abgrundtief oder man liebt und verehrt seine omnipräsenten Schriftzüge. Nach seiner 4-monatigen haftbedingten Spraypause, ist es aber deutlich ruhiger geworden um den stark narzisstisch veranlagten Renato S. Auch das Urteil fiel 2014 sehr milde aus, denn obwohl die Beweise überall in der Stadt verteilt waren und ziemlich offen wie auch sichtlich an den Wänden prangten, konnte man ihm natürlich nicht alles eindeutig auf die Kappe schreiben. So durfte er also wieder heimgehen. Das Problem der Zuordnung beschäftigt jedoch noch immer – welche Tags und Throw-Ups jetzt tatsächlich dem puberschen Gesamtwerk zuzuordnen sind ist kaum zu beantworten. Eine Zeit lang galt die Regel, dass das „e“ der Tags auch tatsächlich ein kleines „e“ sein muss, sonst gilt Kopie. So eindeutig lässt sich das aber auch nicht sagen.
Wieso er uns so auf die Nerven geht (oder eher ging) ist auch ziemlich klar: Puber ist ein absolut narzisstischer Typ, der einfach nur überall seinen eigenen Namen sehen will. Geht man durch Wien soll man ständig nur „Puber“ denken, ob man das mit Zorn oder Ehrerbietung tut, ist ihm scheinbar ziemlich wurscht. Post-„Puber“tären Egoismus nennt man das und der ist noch immer jedem, der weiß dass es noch mehr Umlaufbahnen als die des Postpubertierenden gibt, ziemlich am Nerv gegangen. Die Spuren die er so zahlreich hinterlassen hat sind jedoch im Moment im Begriff das Wiener Stadtbild zu verlassen. Wandel der Zeit nennt man das, sieht zwar nicht aus wie ein Radierer verhält sich aber ein bisschen so. Was nun? Große Streetart, im Sinne eines Banksy oder Roa hat er nicht geschaffen, kein Grund also Stücke aus den tragenden Wänden von Wohnhäusern herauszuschneiden. Oder doch?
Martin Ho, dieser umtriebige Kerl, den wir seit einiger Zeit vor allem als Neo-Besitzer der Pratersauna kennen, hat letzteres befunden und Puber in seine Gallerie geholt. Also nicht den Renato S., denn der hat vermutlich nicht so richtig Lust sich den Vernissagen-Hipsters live und in Farbe auszusetzen, sondern sein „Werk“eben. Drängt sich natürlich ein WARUM in typisch puberschen Großbuchstaben auf. Warum solch eine Plattform für den scheinbaren Staatsfeind Nr.1? Martin Ho begründete das in einem Gespräch mit Leisure folgenderweise:
„PUBERs Schaffen ist einzigartig für Österreich. Was in New York gang und gäbe ist, wirbelt hierzulande die Gesellschaft auf und spaltet selbst die Graffiti-Szene. Dabei ist PUBER noch ein Sprayer der ‚alten Schule‘: Dirty New York-Style eben, als Graffiti noch nicht salonfähig war und Aufregung und Skandal hervorrief. In der ganzen Stadt tagt PUBER seinen Namen, ohne Angst ein Risiko einzugehen. Das traut sich heute kaum ein Graffiti-Writer in Wien: Alles eingeschlafen“
Ob sich der allgemeine Grant gegen die Puber-Tags unter dem großen Begriff „Skandal“ wirklich zusammenfassen lassen, ist fraglich. Trotzdem kann man sich „I Like to Write my Name on your Property“ ab 17. Februar in der HO-Gallery ja mal ansehen. Außerdem wird es dort auch erstmals den Kurzfilm mit dem verstörend provokanten Titel „Mein Kampf Vol.1“ zu sehen geben.
„Gebt Wien doch wieder ein bisschen Gesprächsstoff, ein bisschen Inhalt, um sich ‚aufzupudeln’“
- Foto: Sarah Wetzlmayr
- Foto: HO-Gallery