AKUT

(Harte) Hunde bleiben draußen

Sarah Wetzlmayr

„Wir müssen leider draußen bleiben“

OHNE MAULKORB

In der Finanzwelt liegen sehr viele Hunde begraben. Sie ist ein wahrer Hundefriedhof. Die dürfen aber in das vom „Guide Michelin“ empfohlenen Restaurant von Alexandre Callet – Banker müssen hingegen aber „leider draußen bleiben“.

von Sarah Wetzlmayr

„Hunde die bellen beißen nicht“ heißt es ja so schön und genau das denkt man sich auch oft wenn man manchmal vor der Billa-Eingangstüre einem solchen vorlauten, aber scheinbar harmlosen Freund auf vier Pfoten begegnet. „Wir müssen leider draußen bleiben“ heißt es auf der kleinen Tafel vor dem Supermarkteingang – direkt darunter lässt einen der kläffende und knurrende Vierbeiner fast selber lieber draußen bleiben.

Dennoch ist die heutige eine gute Zeit für Fellnasen – es gibt Hotels und Thermen die Hunde akzeptieren, Kinder aber nicht, das Admiralkino in Wien wird an manchen Tagen zur Hundezone und viele kleine Läden sind durchaus hundefreundlich. Die Zeiten waren schon einmal schlechter, die Hundezonen sehr viel kleiner. Für einen sehr spezifischen Typus bleiben die Türen eines französischen Restaurants in Haute de Seine, einem Vorort von Paris, jetzt aber verschlossen – nicht etwa für Bullterrier, Rottweiler, Dobermänner nämlich, sondern für die ganz harten Hunde – für Banker. Nicht einmal mit Maulkorb und Leine kommen sie durch die strikte Türpolitik des französischen Lokalbesitzers und Wirten Alexandre Callet. Es herrscht striktes Hausverbot für eben jene oft hundsgemeine Sorte.

„Hunde willkommen, Banker verboten“, liest man in klarer Blockschrift auf dem Schild vor dem Lokal „Les Ecureis de Richelieu“. Darunter: „Es sei denn sie zahlen 70.000 Euro“. Und was hier steht gilt. Der Grund liegt in den Untiefen der Finanzwelt begraben, genauer gesagt irgendwo zwischen den vier Nullen des am Schild angegebenen Betrags. Denn das ist genau die Summe, die Callet von diversen Kreditinstituten verweigert wurde, als er ein zweites Restaurant eröffnen wollte und das obwohl er mit seinem ersten schwarze Zahlen schrieb. Deswegen schrieb er dann genau das auf eben dieses Schild – weiß auf schwarz. Callet möchte nicht mehr auf allen Vieren kriechen und die harten Hunde der Finanzwelt um Geld anflehen, deshalb dürfen wirkliche Vierbeiner in sein Lokal und Banker „müssen leider draußen bleiben“. Die Türpolitik des Restaurants korrespondiert so direkt mit der die in die Finazwelt führt – ist letztere für Callet und andere Unternehmer geschlossen, bleibt auch die seines Lokals für deren Protagonisten zu. Ganz einfach eigentlich.

Seine Aktion hat bereits Wellen geschlagen und zwar nicht dafür gesorgt, dass die Wogen zwischen Callet und der Finanzwelt wieder geglättet werden, aber ihm neue Möglichkeiten des Geldflusses eröffnet: Ein Mitarbeiter der Botschaft Katar hat ihm angeblich bereits angeboten, dass eine Bank aus dem Emirat das zweite Restaurant finanzieren könnte. Manchmal hilft es eben doch etwas lauter zu bellen und den Maulkorb abzuschütteln um „Hundlinge“ als das zu entlarven was sie sind – „Hundlinge“ eben.

Foto: © Alexandre Callet