AKUT
Inselflucht: Trump trampin‘
Wenn aus Stadtflucht Trumpflucht wird
TRUMP-TRAMPIN`
Bei einer Partie Stadt-Land-Fluss hätte bis vor kurzem bei „Insel“ wohl noch niemand „Cape Breton“ hingeschrieben. Das könnte sich jetzt ändern.
von Sarah Wetzlmayr
Rob Calabrese, DJ beim Radiosender The Giant 101.9, holt mit seinem letzten Aufruf zu einem schlauen Doppelschlag aus: Er kann nämlich nicht mehr länger dabei zusehen wie immer mehr Menschen aufgrund akuter Landflucht aus ihren Häusern (oder Blockhütten) auf der atemberaubend schönen kanadischen Insel Cape Breton, die ganz im Norden der Provinz Nova Scotia liegt, ausziehen und auch nicht tatenlos hinsehen wie Schmalzlocken-Trump möglicherweise im November in das weiße Haus einzieht. Warum also nicht aus der Not für alle Amis eine Tugend für die Insel machen und dazu aufrufen, dass im Falle von Trumps Präsidentschaft die Landflucht durch Trumpflucht ersetzt wird. Sprich: Jeder der es persönlich nicht für sich verantworten kann in einem Land zu leben, das von Donald Trump regiert wird, soll doch nach Cape Breton auswandern.
Die wunderschöne Landschaft und die klare Meeresluft lassen einen wieder durchatmen nachdem man von früh bis spät über diesen Idioten geschimpft hat und reinigt die Seele von all dem Hass der sich in der Zeit des Wahlkampfes angestaut hat. Die „Freiheit“ die Trump während seiner Reden gepredigt hat, predigt hier jeder einzelne Stein, Baum und jedes Sandkorn und die lügen bestimmt nicht. Das sahen viele Amerikaner, wenn auch vielleicht nicht ganz so bildlich, genauso und meldeten in Scharen ihre Emigrationsbestrebungen an. Am Montag, dem 15. Februar, ging die Website „Cape Breton If Trump Wins“ online und nur eine Woche später hatten bereits 650.000 Besucher darauf zugegriffen. Rob und „Destination Cape Breton“, die Agentur, die für Cape Breton wirbt, erhielten in der Zwischenzeit bereits 2000 Anfragen von möglichen Trump-Flüchtlingen. Seine eigene Kontaktadresse hat Calabrese mittlerweile von der Website gelöscht, die Mailflut war einfach unbewältigbar geworden. „Die Leute stellen Fragen zum Einwanderungssystem, zur wirtschaftlichen Lage, sie wollen wissen, ob sie ihr Pferd mitbringen können und wie es mit Waffen ist“, fasst er die Anfragen zusammen.
Wo die Insel genau liegt und was es da so gibt wissen vermutlich die wenigsten, aber das in seinen Grundzügen liberale Kanada bietet ja an sich schon eine gute Alternative zu den Ansichten Trumps. Und wenn dann noch die Aussicht stimmt und man sowieso nicht länger dabei zusehen will wie die Sprösslinge ihre Lungen tagtäglich zu Smog-Katalysatoren trainieren – warum nicht? Trotzdem darf man nicht vergessen dass zwischen der Frage danach ob es denn möglich wäre ein Pferd mitzunehmen und dem tatsächlichen Verladen des behuften Freundes ziemlich viel (gute) Luft liegt. Schon bei der Wiederwahl George Bushs 2004 vermutete man eine Einwanderungswelle nach Kanada, die letztlich dann gar nicht eingetreten ist. Den Orden der Insel Cape Breton könnte man Rob Calabrese aber trotzdem schon mal verleihen. Noch nie zuvor wussten wohl so viele Menschen von der Existenz dieser Insel.