AKUT
Verlässliche Quelle
Die Quote und der Bonus
Dass Ö3 Reichweite verloren hat, weil sich der ORF zu einer Österreicher-Quote verpflichtet hat, wird mit Verve und Leidenschaft bezweifelt. Bloß der Senderchef wusste es schon immer.
Die Vorgeschichte ist ebenso leidig wie wohlbekannt. Die heimische Musikszene behauptet seit bald 25 Jahren, hauptsächlich deshalb derart im Eck zu sein, wie sie es ist, weil ihre Machwerke vom größten heimischen Radiosender Ö3 hartnäckig ignoriert werden, trotz öffentlich-rechtlichen Auftrages. Nach allerlei taktischem Hickhack, Zusicherungen einerseits und Lippenbekenntnissen andererseits, kam es im Vorjahr nach einer parlamentarischen Enquete zur freiwilligen Selbstverpflichtung des ORF, 15 Prozent des Musikprogramms von Ö3 mit heimischen Musikproduktionen zu bespielen. Hochoffiziell und gut hörbar musste sich da freilich Ö3-Senderchef Georg Spatt querlegen, andernfalls hätte er sich die Frage gefallen lassen müssen, warum er bislang keine Österreicher gespielt habe. Und als dann beim Radiotest 2016 dem Hitradio schlechtere Reichweiten als im Jahr zuvor ausgewiesen wurden, war seitens Spatt schnell ein Schuldiger hierfür gefunden und per Kurier-Interview benannt (der WIENER berichtete): die Ösi-Quote. Mit dieser Meinung steht der Radiomann allerdings allein auf weiter Flur. Experten verschiedenster Herkunft sind sich einig, dass der Reichweitenrückgang beim Hitradio schlicht auf Marktgegebenheiten zurückzuführen ist und auch längst vorhersehbar war. Tja.
Wenn das zutrifft, was uns nun eine verlässliche Quelle gesteckt hat, bleibt der Ö3-Chef auch bei fallender Reichweite weiter reich. Angeblich hat er sich nämlich kurz vor Bekanntgabe der weitreichenden Selbstverpflichtung zusichern lassen, seinen reichweitenabhängigen Gagen-Bonus künftig unabhängig von Reichweitenergebnissen zu beziehen. Hat da etwa jemand geahnt, wohin der Hase hoppelt, mit oder ohne Ösi-Quote?
Illustration: Bernd Püribauer