Film & Serie
Wenn es kracht
Showdowns der Schauspielschwergewichte: Mit „Billions“ und „The Night Manager“ lassen dieser Tage gleich zwei brandneue Qualitätsserien Darsteller-Granden zu unerbittlichen Duellen antreten. Ring frei für Paul Giamatti vs. Damian Lewis und Tom Hiddleston vs. Hugh Laurie.
TEXT: CHRISTOPH PRENNER
Die Luft flirrt, knüppeldick steht die Anspannung im Raum, der Himmel hängt quasi voller Zornesgeigen. Demnächst wird sich lange, viel zu lange Aufgestautes lösen, kaum in Wohlgefallen allerdings, bald wird es so richtig krachen. Das achtsame Abtasten, das Um-Ecken-Lugen und Pläneschmieden, die Manöver und die Marotten werden dann ein Ende haben. Überhaupt wird vieles ein Ende haben. Allenfalls gar das Leben eines der beiden ebenbürtigen Kontrahenten, die gleich ungebremst aufeinanderprallen werden – in Worten und nicht unabsehbar auch in Taten. Es sind Momente, die einem im echten Leben nur recht selten unterkommen (eher for better denn for worse), von denen man in der von Film und Fernsehen gern befeuerten Eskapismusmühle hingegen nicht genug bekommen kann. De-Niro-und- Pacino-in-„Heat“-Momente.
Da sich das Kino zuletzt immer seltener an jene Orte, an denen keine Kompromisse mehr zu holen sind, begeben wollte (oder konnte), sind es momentan vorrangig TV-Produktionen, die die Konfrontations-Kohlen aus dem Feuer holen – selbstverständlich nicht ohne selbiges zuvor noch kräftig weiter angefacht zu haben. Einen recht aufsehenerregenden Showdown stellt etwa Showtime, mit Serien wie „Homeland“, „Penny Dreadful“ oder „Ray Donovan“ längst nachhaltig als das kernigere Sender-Pendant zu HBO etabliert, aktuell in Aussicht – und hat zur stimmigen Betonung dieses Vorhabens jemanden engagiert, der sich eben erst in erstgenannter Serie ein legendäres Psychoduell (genau, mit Claire Danes) geliefert hat: Im Hochfinanzdrama „Billions“ darf der Brite Damian Lewis nun in der Rolle eines sehr charmanten Selfmade-Hedgefonds-Supercheckers beweisen, dass es gar kein Panama braucht, um mit halb- bis vollwindigen Machenschaften unanständig riesige Geldsummen zur Seite zu schaffen.
So ein Antiheld will zweifellos auch eine würdige Antipode haben, an der er sich so lang reiben kann, bis irgendwann die Funken fliegen – und die natürlich gleichfalls von einem echten Hochkaräter in puncto manischer Mimikmeisterschaft ausgefüllt werden muss. Bühne frei für den Grollgiganten Paul Giamatti, der als halsstarriger Staatsanwalt ein schonungsloses, weit über juristische Kniffe hinausgehendes Katz-und-Maus-Spiel mit Lewis‘ Figur vom Zaun bricht – bis in diesem Schlagabtausch der Schwergewichtsklasse eben einem der obsessiven Player das überstrapazierte Druckablassventil aufploppt, ja, aufploppen muss.
Nur logisch und fair und konsequent auch, dass man sich, wenn man ein solches Stahlbad durchgestanden hat, als für höhere Aufgaben gewappnet betrachten kann, etwa für allfällige Auseinandersetzungen mit den richtig bösen Buben, für Welt und All bedrohende Bond-Bösewichte sogar. Nicht von ungefähr wird Damian Lewis daher wohl auch schon seit einiger Zeit hartnäckig und immer wieder als legitimer 007-Nachfolger von Daniel Craig ins Gespräch gebracht. Gut möglich jedoch, dass er aus just dieser Challenge nur als zweiter Sieger herausgehen wird – denn fast zeitgleich hat sich auch ein Landsmann mithilfe einer seriell erzählten Alphamännchen- Konfliktkonstellation eindrucksvoll für den begehrtesten aller Britschauspielerjobs in Stellung gebracht. In „The Night Manager“ rupft der ganz schöne und ganz schön begabte Tom Hiddleston (u. a. Loki aus so manchem Marvel- Film) nämlich ebenfalls aufs Allerpackendste ein Hühnchen mit groß- kalibriger Gegnerschaft: Mit manch Trick und Tücke und fein ausgemessenen Schachzügen trachtet sein titelspenden- der Nachtportier auf Spion-Mission in der auf einem Werk von John Le Carré beruhenden BBC-Miniserie danach, einem globalen Waffenschieber das Handwerk zu legen. Diesen verkörpert Hugh Laurie („Dr. House“). Was, wie könnte es auch anders sein, in einem archetypisch titanischen, funkenstiebenden, atemberaubenden Deluxe-Darstellerduell kulminiert.
Tja, so auffällig oft und heftig wie derzeit im TV die Luft flirrt, könnte man fast meinen, dass der Sommer heuer frühzeitig vor der Tür steht.
Fotos: Getty Images