AKUT

Post Mortem

„Die Post bringt allen was“, wir wissen’s. Doch wie dieses „was“ auch funktionstüchtig bleibt, scheint eher wurscht als wichtig zu sein.

von Sarah Wetzlmayr

In einem kleinen Ort im Mühlviertel befindet sich nun schon seit einiger Zeit die örtliche Post in einem Sportgeschäft. Die Briefe und Pakete verschwinden dort, meist nach einigem Hin und Her rund um die zentrale Frage, ob dieses scheinbar grenzwertige Ding nun als Brief oder doch als Paket aufgegeben werden soll, irgendwo zwischen Fahrradhandschuhen und Skibrillen. Und waren meist nie mehr gesehen. Währenddessen vergisst ein Postler am anderen Ende Österreichs ein halbes Jahr lang einen Postkasten zu entleeren. Brieffreundschaften gingen auseinander und posttraumatische Belastungsstörungen entwickelten sich. Ein eingeschränktes Raumgefühl haben jedoch scheinbar nicht nur die Postler am Land entwickelt, sondern auch die in der Bundeshauptstadt „aktiven“, wenngleich sich das hier etwas anders äußert: Dass nach der sogenannten „Postkasten-Revolution“ von 2006 und dem Siegeszug der Einwurfschlitze eine Schallplatte in dieses Fach nicht hineinpasst, sollte doch eigentlich ziemlich eindeutig sein. Nicht so für die Wiener Postler, die nach einer eigenen Inszenierung von „Wenn der Postmann nicht mehr klingelt“ einfach alles in dieses Postfach zu stopfen versuchen. Die Schallplatte mit dem Knick in der Mitte ist also pünktlich angekommen, denn „wenn’s wirklich wichtig ist, dann lieber mit der Post“ – wir wissen’s eh –, abspielen kann man sie aber trotzdem nicht mehr. „Hauptsache da, wurscht wie“, scheint als Motto über dieser Aktion zu stehen. Das dürfte auch die Einstellung ebendieses Postlers beim ein- führenden Geometrie-Unterricht in der Unterstufe gewesen sein.