Essen

Trink dein Essen

Geschrieben wird viel über perfekt abgestimmte Cocktails zum Essen. Nun ist das papierene Konzept „Food Pairing“ Lokal geworden. Art nennt sich die Gastro-Kunstform.

Redaktion: Roland Graf

Wiens mutigstes Gastro-Konzept ist leicht zu finden, wenn man in den 1980ern jung war. Denn das Art befindet sich dort, wo einmal das Maria’s Roses für wunde Füße und Tequila-Kopfweh gesorgt hat. Für jüngere Semester reicht, dass es neben dem Kitch liegt. Auch das Eigentümer-Quintett, mit dabei Bell&Ross-Uhrenimporteur Roman Dorn, verbindet die lässige Pizzeria und das Restaurant. Angelpunkt des Konzepts ist allerdings ein Mann, den in Wien bis dato nur Insider kannten. Schließlich werkte Philipp Ernst bis vor einem Jahr in Ischgl. Das dortige Hotel Post kannten Cocktail-Freunde jedoch bis weit ins Deutsche Eck hinein.

Nun steht er mit einer weiteren Könnerin – Isabella Lombardo, zuvor u. a. Fabio’s-Bar – im Art und lässt seinen Clark-Gable-Charme an den Tischen spielen. Denn die Küchenlinie, die schon auf der Speisekarte übergangslos die Zutaten am Teller und im Glas anführt, will auch ein wenig erklärt sein. Eine Leseprobe? „Bulleit Bourbon – Verbene – Grapefruit – Rucola & Hanuta/Pumpernickel & Pfirsich/Ziegenkäse“. Diese Kombi nennt sich dann „The Old Guitarist“ und kommt auf 21,50 Euro. Sebastian Müller heißt der Mann, der die Gerichte verantwortet. Gemäß der alten Einteilung (und entgegen der coolen Optik) ist das Art ein Wirtshaus: Der Gast hat sich auf Vorgaben einzustellen. So wird keine Menüfolge angeboten, alle Gerichte kommen in mittleren Portionen. „Sharing“, wie man das Essen aus einer Schüssel heute nennt, ist angesagt.

Müllers Koch-Erfahrungen im noblen Palais Coburg spielt er voll aus: Sein „Charolais Beef“ etwa sieht nur aus wie Rind, besteht aber aus (großartiger!) Hühnerleber-Creme, schwarzem Knoblauch und Brennnessel. Der Verzicht auf Beilagen – auch Brot reicht man im Sinne der Low-Carb-Küche nur auf Anfrage – führt dazu, dass Saucen eine wichtige Rolle spielen. Bei der „Bayrischen Garnele“ mit Erbsen-Creme etwa gelingt das Spiel von Ernst und Müller: Viel Eigengeschmack am Teller, doch die „Würze“ dazu liefert der Drink mit Johannisbeere und rauchigen Noten vom Lagavulin-Whisky. Übrigens: Maria’s-Roses-Nostalgiker können beruhigt sein, ein Club-Leben im Souterrain gibt es am Wochenende auch. Nur serviert man statt der Flasche Wodka eine Kristallschüssel voll „Serenade Punch“ (125 Euro) – zum Teilen natürlich.

ART

Falkestraße 5, A-1010 Wien,
geöffnet ist Dienstag bis Samstag ab 18 Uhr
(und bis Mitternacht).
www.artdinnerclub.com

Preise: Gänge von 9 (Macaron) bis 27 Euro (120-Gramm-Filet vom Simmentaler Rind); vegane Carbonara (Spargel, Mandelmilch und Zwiebel) 14 Euro.
Pflicht-Kauf: Jakobsmuschel und Passionsfrucht samt „Munich Girls“- Drink (Wodka-Erdbeer-Chili).
Ideal für: Entwöhnung vom Gin Tonic oder die Buben-Runde nach dem Sport(schauen).