KULTUR

Wienerpedia 2020

Sarah Wetzlmayr

Im Jahr 2010 waren K&D anlässlich des 16-jährigen Bestehens ihres Labels G-Stone Recordings mit einem zweistündigen Konzert-Set auf Tournee, im Februar 2011 traten sie im Wiener Burgtheater auf. Heute gehen Peter Kruder und Richard Dorfmeister künstlerisch des Öfteren getrennte Wege und sind auch mit ihren Solo-Projekten Peace Orchestra (Peter-Kruder-Soloprojekt) und Voom:Voom (Peter Kruder mit Fauna Flash) sowie mit Tosca (Richard Dorfmeister mit Rupert Huber) und Richard Dorfmeister con Madrid de los Austrias erfolgreich.

Im Winter 2016/2017 kam es zu einem Versuch, die beiden Vorreiter des Wiener Downtempo-Sounds der Frühneunziger wieder als Produzenten der Signation der Wiener Festwochen zu gewinnen, doch scheiterten die Verhandlungen vorerst am Unwillen der beiden, weiter zusammenzuarbeiten. Daraufhin wurde eine Task Force unter der Leitung von Kulturminister Drozda, Festwochenintendant Thomas Zierhofer-Kin und dem österreichischen Philosophen und Autor Robert Menasse einberufen, um die zwei Ausnahmetalente wieder an einen Tisch zu bekommen, doch der geplante Termin scheiterte vorerst an diversen (getrennten) Urlauben – Dorfmeister war auf einem Weingut in der Toskana, Kruder machte eine dreimonatige Weltreise.

Erst als auch Helmut „Dj Hell“ Geier als weiterer Vermittler hinzugezogen wurde, gelang im März 2017 der Durchbruch: K&D willigten ein, das mittlerweile zu einem regelrechten Paket angewachsene Wunschprogramm der Öffentlichkeit abzuarbeiten. So entstanden neben dem Festwochen-Jingle auch neue Jingles für den österreichischen Kulturfernsehsender ORF III, für den „Kulturmontag“ auf ORF 2 sowie die Elektroniksendung „La Boum De Luxe“ auf FM4. Über die Summen, die dafür aufgewendet werden mussten, wurde strengstes Stillschweigen vereinbart, durch eine undichte Stelle sickerte trotzdem ein zweistelliger Millionenbetrag nach außen und wurde der Boulevardzeitung „heute“ zugespielt, welche daraufhin titelte: „So wurde unser Andreas Gabalier von der Kulturschickeria kaltgestellt!“

Durch den großen Erfolg und die extrem gute Hörbarkeit der Kurzstücke verschwand die Kritik jedoch bald; die in der Folge neu entfachte Euphorie um die beiden gipfelte letztendlich im Februar 2019 in ihrem ersten (!) Studioalbum „A Cup of Coffee in Vienna“, das bei Warner Music erschien. Das Video für die Vorabsingle „Simon & Garfunkel“ kreierte die junge Wiener Visual- und Videocommunity „Dornwittchen“, eingekleidet wurden sie hierfür von der reaktivierten Wiener Modedesignerlegende Helmut Lang, der eigens dafür die Modelinie „KAY & DEE“ erschuf. Kurz darauf erhielten sie den Österreichischen Ehrenpreis für Wissenschaft und Kunst, im Herbst 2019 folgten Remixaufträge für Rihanna und Lady Gaga. Zeitgleich fand die große „Worldtour“ statt, die sie als erste westliche DJs nach Pjöngjang brachte, wo sie anlässlich der Gottwerdung von Kim Jong-iI ihre neue Single „Deus Ex Machina“ präsentierten. Anfang 2020 wurden sie in die engere Auswahl für die Vergabe des musikalischen Eröffnungsprogramms der Olympischen Sommerspiele in Tokio genommen; ob ihr Projekt „Sushi in Vienna“ als Sieger hervorgeht, entscheidet sich in den nächsten Monaten, in jedem Fall stehen sie mit „Dessert in Ottakring“ schon mit dem nächsten Projekt für die Fußball-WM 2022 in Katar vor einem weiteren großen Karrieresprung.

Text: Rudi WranyPeter Kruder & Richard Dorfmeister (kurz K&D) sind ein Wiener DJ- und Produzenten-Duo. Sie prägten in den 90er-Jahren den „Vienna Downtempo Sound“ und etablierten damit Wien abseits der Klassik von Strauss, Mozart & Co weltweit auf der elektronischen Musiklandkarte. Mit ihrem Plattenlabel G-Stone Recordings und ihren „The K&D Sessions“ feierten sie internationale Erfolge.