Essen
Schelato, schelato
Wien ist cool. Im Sommer, aber eigentlich sowieso immer. Um Wien aber noch ein Stückchen cooler zu machen, scheinen Tag für Tag neue hippe Eispaläste mit veganem, rechts-gedrehten Bio-Eis aufzusperren. Wer sich langsam nicht mehr auskennt: Hier sind die neuesten und besten (plus ein Geheimtipp).
von Sarah Wetzlmayr
_FERRARI GELATO. Dieser neue Laden scheint alles zu haben, was man sich so von einem Eisgeschäft unserer Zeit erwartet: Frische Zubereitung, natürliche Zutaten und schickes Design. Deshalb ist „Eis’gschäft“ als Bezeichnung wohl auch mehr als unangebracht. Hier betritt man eine Eis-Manufaktur. Was das genau bedeutet, ist eigentlich auch egal und scheint plötzlich vollkommen wurscht zu sein angesichts dieser farbenprächtigen kleinen Eishügel auf manufaktierter Waffel. Hier wird außerdem Dinge, die man im Fress-Bereich eigentlich oft lieber nicht sehen möchte interessant: Die Herstellung des kalten Genusses: Praktisch in der Auslage stehen die beiden Eismaschinen. Der Geschmack der verschiedenen Eissorten, die von den „Normalo-Sorten“ bis zum eigens kreierten „Ricotta-Karamellisierte Feige“ reichen, ist kräftig und kommt dem, was man sonst oft nur erahnen kann (dem proklamierten Inhalt) schon sehr nahe. Intensiv – im Vergleich zur Bortolotti-Tüte – sind allerdings auch die Preise.
Krugerstraße 9, 1010 Wien
www.ferrari-gelato.at
_LEONES GELATO. Voll auf Slow Food setzt man auch in der Lange Gasse, wie ebenfalls seit kurzem in der Praterstraße bei „Leones Gelato“. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass das Eis auch bei heißen Temperaturen langsamer zerrinnt, oder man seine Zunge beim Schlecken wie im Energiesparmodus einsetzen sollte, sondern dass man auch bei Leones auf täglich frische Zubereitung setzt und künstliche Zusatzstoffe nach draußen verbannt hat. Langsam aber doch. Auch vegane Sorten befinden sich in der Vitrine mit den Behältern, den sogenannten „Pozetti“ – diesen hübschen, runden Edelstahlbehältern. Beim Design haben sich die Besitzer von „Leones“ eher an die Maxime des Minimalismus gehalten. Die Besitzer, kommen, wie so viele andere neue Kreative der Eisherstellung nicht aus einer traditionsreichen, altitalienischen Familie von Eisherstellern, sondern aus der Werbekommunikation. Kaum poppte bei den beiden die Idee auf, einen Eisladen aufzumachen, schoss „Leones“ schon aus der Erde. In der Eissaison darauf poppte auch schon der nächste Laden aus der Erde – in der Praterstraße. Der intensive Geschmack und die Cremigkeit des Eises überzeugen jedenfalls.
Leones Gelato
GELATO, CAFFÉ UND DOLCI
Lange Gasse 78, 1080 Wien
Leones Pop-Up
NUR GELATO
Praterstraße 16. 1020 Wien
_GEFRORENES. Hier schmeckt das Eis ein wenig nach Nostalgie, auch wenn es keine Sorte der Geschmacksrichtung „Staub“ gibt. Doch der Laden ist dafür ganz auf früher getrimmt, auch wenn sich vermutlich niemand der dieses Geschäft heute, morgen oder irgendwann in diesem Sommer betritt, daran erinnern kann wie ein Eisgeschäft ausgesehen hat, als noch Pferdefuhrwerke über den Ring rollten. Wahrscheinlich soll es hier auch nicht so sehr darum gehen, wie Eis früher war (denn sonst gäbe es wohl keine veganen Sorten in der Truhe), sondern eher darum dass der Geschmack von Eis im Erwachsenenmund süße Kindheitserinnerungen weckt. Erinnerungen an eine Zeit als alles halt noch leicht und unbeschwert war. Vielleicht liegt es daran, dass das Eis bei „Gefrorenes“ so gut schmeckt, vielleicht aber auch daran, dass das Eis frei von Konservierungsmitteln und künstlichen Aromen ist. Ausgefallene Sorten wie „Milchblume“ oder „Sissi Mandel“ wollen an die guten alten Zeiten erinnern und versuchen Nostalgie irgendwie mit Experimentierfreudigkeit zu verbinden. Gelingt ganz gut.
Währinger Straße 12 & 152
1090 & 1180 Wien
https://www.facebook.com/gefrorenes
_SCHELATO. Es kann sein, dass so manch ein alteingesessener Eis-Sommelier den zwei Buben, die im vergangenen Jahr das „Schelato“ eröffnet haben, für ihr Rote-Rüben-Eis eins hinter die Rübe geben möchten. Früher kam man schließlich mit Vanille, Schoko und Erdbeer auch ganz gut durch. Ein Filmemacher und ein Modedesigner haben das „Schelato“ in der Lerchenfelderstraße aufgemacht – also wieder keine Abkömmlinge einer namhaften Eis-Dynastie. Für die beiden ist Eis nicht nur einfach eine Gaumenfreude, sondern auch ein künstlerisches Ventil – die Eismaschine als Leinwand sozusagen. Produziert wird im Haus selbst – im Keller-Atelier also. Das „Schelato“ führt jetzt wohl die Rangliste der Hipster-Eisgeschäfte in Wien an – was in erster Linie wohl auch an den ausgefallenen Sorten liegt – mehr als „Schwarzer Sesam“ braucht man dazu wohl nicht zu sagen.
Lerchenfelderstraße 34, 1080 Wien
https://www.facebook.com/schelato
_HEILING EIS. Heiling Eis ist mittlerweile keine kleine „Eis-Manufaktur“ mehr, sondern eine Kette. An sieben Standorten gibt es das Eis mittlerweile, wovon sich zwei in Wien befinden. Ursprünglich kommt es aber aus dem Burgenland und ist definitiv nicht in die Kategorie „Pop-Up“ einzuordnen, denn seit 1927 wird unter diesem Namen bereits Eis produziert. Wichtig ist hier der regionale Aspekt –viele der Zutaten stammen nicht nur aus der Region, sondern teilweise auch aus den eignen Gärten. Besser kann es also höchstens bei der Oma schmecken. Vorzeigeprodukt ist übrigens die Sorte „Salzburger Nockerl“, was auf den ersten Blick etwas irreführend sein mag, wenn kurz davor noch von Burgenland und Regionalität die Rede war. Ein wenig Irreführung schadet jedoch nicht und egal wie es schlussendlich heißt – das Eis ist gut.
Rotenturmstraße 22/4
1010 Wien
Meidlinger Hauptstraße 72
1120 Wien
http://www.heilingeis.at/aktuelles.html
_MAUSS. Jeder der im Sommer einige Zeit im Ottakringer Bad verbracht hat, kennt wohl das Eisgeschäft unten am Eck, für das es sich lohnt extra nach einer Station wieder aus dem Bus auszusteigen um sich dort ein Eis zu holen. Die Sorten sind vielfältig und man kommt trotzdem ohne zottersche Geschmacksexperimente aus. Der Gaumen muss also die gewohnte Zone nicht verlassen wird gleichzeitig geschmacklich nicht unterversorgt. Heidelbeereis, das tatsächlich nach Heidelbeere und nicht nach Sojamilch schmeckt – das gibt es hier. Und dazu auch noch zu moderaten Preisen. Wer also mal in diese Ecke Wiens kommt (warum auch immer) – schaut bei Mauss vorbei.
Thaliastraße 155
1160 Wien
http://www.eissalon-mauss.at/